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Der hart geschmiedete Landgraf

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Textdaten
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Autor: Brüder Grimm
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Titel: Der hart geschmiedete Landgraf
Untertitel:
aus: Deutsche Sagen, Band 2, S. 333–335
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1818
Verlag: Nicolai
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Erscheinungsort: Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: Commons,Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
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[333]
550.
Der hart geschmiedete Landgraf.
Rohte a. a. O. 1683. 1684.

Bange thür. Chronik Bl. 60. 61.
Gerstenberger S, 152 – 154.
Koch Beschreib. der Wartburg. S. 22.
Winkelmann VI. 228. 229.
Vergl. Kinderlings Untersuchung dieser Fabel in der Odina. Breslau 1812. S. 140 – 151.


Zu Ruhla im Thüringerwald liegt eine uralte Schmiede, und sprichwörtlich pflegte man von langen Zeiten her einen strengen, unbiegsamen Mann zu bezeichnen: er ist in der Ruhla hart geschmiedet worden.

Landgraf Ludwig zu Thüringen und Hessen war anfänglich ein gar milder und weicher Herr, demüthig gegen jedermann; da huben seine Junkern und Edelinge an stolz zu werden, verschmähten ihn und seine Gebote; aber die Unterthanen drückten und schatzten sie aller Enden. Es trug sich nun ein Mal zu, daß der Landgraf jagen ritt auf dem Walde, und traf ein Wild an; dem folgte er nach so lange, daß er sich verirrte, und ward benächtiger. Da gewahrte er eines Feuers durch die Bäume, richtete sich danach und kam in die Ruhla, zu einem Hammer oder Waldschmiede. Der Fürst war mit schlechten Kleidern angethan, hatte sein Jagdhorn umhängen. Der Schmied frug: wer er wäre? „Des Landgrafen Jäger.“ Da sprach der Schmied: „pfui des Landgrafen! wer ihn nennet, sollte alle Mal das Maul wischen, des barmherzigen Herrn!“ Ludwig schwieg, und der Schmied sagte [334] zuletzt: „herbergen will ich dich heunt; in der Schuppen da findest du Heu, magst dich mit deinem Pferde behelfen; aber um deines Herrn willen, will ich dich nicht beherbergen.“ Der Landgraf ging beiseit, konnte nicht schlafen. Die ganze Nacht aber arbeitete der Schmied, und wenn er so mit dem großen Hammer das Eisen zusammen schlug, sprach er bei jedem Schlag: „Landgraf werde hart, Landgraf werde hart, wie dies Eisen!“ und schalt ihn, und sprach weiter: „du böser, unseliger Herr! was taugst du den armen Leuten zu leben? siehst du nicht wie deine Räthe das Volk plagen und mähren dir im Munde?“ Und erzählte also die liebelange Nacht, was die Beamten für Untugend mit den armen Unterthanen übeten. Klagten dann die Unterthanen, so wäre niemand, der ihnen Hülf thäte; denn der Herr nähme es nicht an, die Ritterschaft spottete seiner hinterrücks, nennten ihn Landgraf Metz, und hielten ihn gar unwerth. Unser Fürst und seine Jäger treiben die Wölfe ins Garn, und die Amtleute die rothen Füchse (die Goldmünzen ) in ihre Beutel. Mit solchen und andern Worten redete der Schmied die ganze lange Nacht zu dem Schmiedegesellen; und wenn die Hammerschläge kamen, schalt er den Herrn, und hieß ihn hart werden wie das Eisen. Das trieb er an bis zum Morgen; aber der Landgraf fassete alles zu Ohren und Herzen, und ward seit der Zeit scharf und ernsthaftig in seinem Gemüth, begundte die Widerspenstigen zwingen und zum Gehorsam bringen. Das wollten [335] etliche nicht leiden, sondern bunden sich zusammen, und unterstunden sich gegen ihren Herrn zu wehren.