Zum Inhalt springen

Der letzte Brief

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Friedrich Hofmann
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Der letzte Brief
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 50, S. 849-850
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1870
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[849]

Der letzte Brief.
Für die Gartenlaube entworfen von F. W.

[850]
Der letzte Brief.[1][WS 1]

Am Himmel Abendsonnengluth,
Und Spicherns Höhe trieft von Blut,
Der Himmel roth, der Berg so roth,
Und tausend Helden starr und todt.

Nur der dort an der Mauer lehnt,
Der stirbt nicht, weil sein Herz sich sehnt,
Sein junges Herz, das steht nicht still,
Weil ein Wort es noch sagen will.

Gottlob, du treuer Camerad,
Dich führte Gott den rechten Pfad.
Kann ich dir helfen, Bruder, sprich,
Wie lab’ ich dich, wie rett’ ich dich?

Er kniet zu ihm, das Haupt geneigt.
Und auf die trockne Lippe zeigt
Der Todeswunde, und ihn letzt
Der Tropfen, der die Lippe netzt.

Du tapfres Herz, das alle Kraft
Für’s letzte Wort zusammenrafft!
„O schreibe!“ – Sieh, ich bin bereit.
Und er dictirt sein letztes Leid.

Aus wunder Brust haucht’s tief und hohl:
„Du liebe Mutter, lebe wohl!“
Das war sein Brief und letzter Will’.
Das junge Herz, nun stand es still.
 Friedrich Hoffmann.


  1. Unser Bild, von einem Künstler, dessen Griffel der Kenner auf den ersten Blick herausfindet, stellt eine Scene dar, die sich nach der Schlacht bei Saarbrücken zutrug. Ein Westphale, zur Hülfe für die Verwundeten abgeschickt, fand einen preußischen Infanteristen, der an einer Mauer lehnte. Ein Schuß durch den Leib hatte ihn tödtlich getroffen. Auf die Frage des Westphalen, ob er zu trinken begehre, schüttelte der Arme, dessen jugendliches Antlitz der Schmerz furchtbar entstellt hatte, das Haupt, deutete aber an, ihm die trockenen Lippen anzufeuchten. Als dies geschehen war, fragte er den Westphalen, ob er schreiben könne; dieser bejahte es, seine Brieftasche hervorziehend. Und nun dictirte der Sterbende: „Liebe Mutter, leb’ wohl!“ und die Adresse: „Berlin, Oranienstraße Nr.…“ In diesem Augenblick bat ein anderer Verwundeter dicht dabei um einen Trunk, der Westphale reichte ihm diesen, und als er sich wieder umdrehte, athmete sein Schützling noch einmal tief auf und verschied.
    Die Redaction.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Illustration von Friedrich Wilhelm Heine