Der letzte Kampf Florian Geyer’s

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Titel: Der letzte Kampf Florian Geyer’s
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aus: Die Gartenlaube, Heft 47, S. 769, 770
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1883
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[769]

Der letzte Kampf Florian Geyer’s. Nach dem Oelgemälde von L. Herterich.

[770] Der letzte Kampf Florian Geyer’s. (Illustration Seite 769.) Im Jahrgang 1860 der „Gartenlaube“ schilderte der Geschichtsschreiber des Bauernkrieges, Wilhelm Zimmermann, uns in einem längeren Artikel den hervorragendsten Helden jener großen Volksbewegung, den Ritter Florian Geyer, dessen Bildniß dort auf S. 85 dargestellt ist.

Läge nicht ein Zeitraum von dreiundzwanzig Jahren zwischen jenem Lebensbilde und unserer heutigen Illustration, so würden wir zur Erklärung derselben ohne Weiteres dorthin verweisen können. So aber müssen wir das Wesentlichste aus jenem Artikel hier anführen. Dort ist nämlich erzählt, wie Florian Geyer von Geyersberg, der Sprosse eines edlen Geschlechts, Rittermantel und Ritteradel ablegte, um sich zu den Bauern als ihr Bruder und ihr tüchtigster Anführer zu gesellen, wie er die „Schwarze Schaar“ begründete, die sich durch kriegerische Haltung und Tüchtigkeit vor allen anderen „Haufen“ auszeichnete, und welchen hervorragenden Antheil er an den Erfolgen der Bauern hatte. Nur dauerten bekanntlich diese Erfolge nicht lange, der schwäbische Haufen unterlag zuerst, und auch in Franken rückten Markgraf Kasimir von Baden und G. von Truchseß mit ihren Rittern und Reisigen vor. Florian Geyer stellte sich mit seiner Schaar dem Truchseß bei dem Flecken Sulzdorf entgegen, in der Hoffnung, bald von den fränkischen Brüdern unterstützt zu werden; er wußte nicht, daß die Königshofer Schlacht geschlagen und für die Bauern verloren worden war. Fechtend zog er sich nach Ingolstadt zurück, das er muthig gegen die Reisigen des Truchseß vertheidigte. Da kam der Pfalzgraf Ludwig dem Truchseß mit 1200 Reitern und Reisigen zu Hülfe, und dem Anprall dieser Macht erlagen die Vertheidiger. Zweihundert von der Schwarzen Schaar flüchteten sich in die Kirche, die indessen durch hineingeworfene Feuerbrände in Flammen aufging und ihren Vertheidigern zum Grab wurde, während Florian Geyer mit vierhundert der Seinigen das Schloß erreichte und es tapfer gegen die große Uebermacht der Feinde hielt. Zweimal wurde der Sturm abgeschlagen, und erst als sie ihr letztes Pulver verschossen hatten, wurden die Bauern in furchtbarem Ringen, bei welchem um jeden Fuß Erde gekämpft wurde, überwältigt. Die Hälfte von Geyer’s kleinem Anhang fand hier den Tod, mit dem Rest schlug er sich, von dem Dunkel der Nacht begünstigt, glücklich durch den Ring der Gegner durch. Noch hatte der kühne Mann, der ebenso bedeutend als Agitator wie als Anführer war, die Hoffnung nicht ganz verloren; er gedachte sich mit dem Gaildorf-Hallischen Haufen in Verbindung zu setzen, der noch keine Verluste erlitten hatte, und das Land von Neuem gegen die Fürsten zu erregen.

Aber die Ordnung im Bauernheere war aufgelöst, Alles entmuthigt, überall traf Florian Geyer nur Verwirrung, Verzagtheit und wohl sogar Verrath. Die bündischen Truppen stellten ihm und seinen arg zusammengeschmolzenen Leuten nach. Am 9. Juni 1525 wurde Geyer auf dem Spaltich, einer Waldhöhe zwischen den Schlössern Vollberg und Limburg, in der Nähe von Hall, mit dem Rest der Seinigen aufgespürt und zum Kampf gezwungen. Von seinem eigenen Schwager Wilhelm von Grumbach überfallen, fand hier Florian Geyer mit allen seinen Genossen in hoffnungslosem Kampfe den Heldentod. Der Tod im Gefecht rettete ihn vor dem Schaffot, das seine Feinde ihm zugedacht hatten.

Florian Geyer ist unzweifelhaft die edelste und charaktervollste Erscheinung in den Reihen der Bauern von 1525; klar in seinen Absichten und Plänen, entschlossen im Handeln, überragt er seine Genossen, die nicht aus der Halbheit und Unentschlossenheit herauskamen und dadurch sich selbst um die Früchte der anfangs siegreichen Bauernbewegung betrogen. Kein Zug von wildem Fanatismus oder unreiner phantastischer Ueberschwänglichkeit, wie wir beides bei Thomas Münzer und Johann von Leyden finden, entstellt sein Charakterbild; er ist in der Bestimmtheit seines Wollens, in der Einfachheit und Energie seines Wesens eine durchaus sympathische Figur und monumental steht die Erscheinung dieses Ritters im Bauernrock in der deutschen Geschichte des sechszehnten Jahrhunderts da.