Der schwarze Berthold
(„Ueber denselben und den frühesten Gebrauch des Schießpulvers und der Feuerwaffen in und um Freiburg“: Schriften der Gesellschaft zur Beförderung der Geschichtskunde. 1828. Thl. I. S. 53. ff. Hiezu „Geschichte der Stadt.“ Thl. II. S. 207. ff. – Berthold's Statue, mit entsprechenden Basreliefs, von dem Freiburger Bildhauer Al. Knittel ausgeführt, ziert den Brunnen auf dem Rathhausplatze, gegenüber von dem ehemaligen Kloster der schwarzen Franziskaner.)
In dem Laboratorium
Voll Tiegel und Phiolen,
Umstellt mit Büchern ringsherum,
Schürend des Herdes Kohlen;
In grübelnde Gedanken,
Doch jeder Blick des Geistes fliegt
An allzu hohe Schranken.
Er forschet wohl mit heißem Fleiß
Er sucht in aller Wesen Kreis
Geheime Wahlverwandtschaft,
Der Elemente herben Kampf
Zur Harmonie zu gleisen;
Umsonst den Stein der Weisen.
Er sucht umsonst die Goldtinktur;
Es will ihm nicht gelingen
Dem Zaubermeister der Natur
Er stampft im Mörser emsiglich
Salpeter, Kohlen, Schwefel,
Und rief den Teufel gern zu sich,
Wär’s nur kein solcher Frevel.
Daß alle Funken spritzen;
Und einer springt in das Gemisch,
Und plötzlich jagt mit Blitzen
Die Mörserkeul’ im Donnerschlag
Geschleudert auf den Boden lag
Der Mönch im Todesschrecken.
Und als er wieder schwankt empor,
Ist’s ihm, als ob er träume;
Schaut er in ferne Räume.
Und deutlicher stellt sich ihm dar
Ein schauerlich Gebilde;
Es drängen Krieger, Schaar auf Schaar,
Aus Rohrgewehren knallen sie
Sich Blitz um Blitz entgegen,
Und todesröchelnd fallen sie
Von einem Kugelregen.
Viel Mörser, deren Mündung
Spie Globen aus mit Donnerkraft
Vulkanischer Entzündung.
Wo das Geschoß hinwetterte,
Es lagen rings zerschmetterte
Zuckende Menschenglieder.
Es stürzten Felsenburgen ein,
Zertrümmert unter Bomben,
Die Städte Katakomben.
Da schritt der Tod im Riesengang
Das Leichenfeld hinüber;
Die Sense triumphierend schwang
Und rief ihm zu: „Wie bin ich dir
O Mönch! so sehr verbunden,
Daß du ein solches Elixir
Zu meinem Dienst erfunden!“
Kniet Berthold in der Zelle:
„Als Alchimist war unsichtbar
Der Teufel mein Geselle.
In diesem Pulver war mir nah’
O Gott verhüte, was ich sah
Gieb mir nicht Schuld dran. Amen!“