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Der starke Gottlieb

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Textdaten
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Autor: Friedrich Lorentz
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Titel: Der starke Gottlieb
Untertitel:
aus: Aus dem Märchenschatz der Kaschubei, S. 23–24
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1930
Verlag: Fuchs & Cie.
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Erscheinungsort: Danzig
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Quelle: Pomorska Digitale Bibliothek, Commons
Kurzbeschreibung:
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Der starke Gottlieb.

Es war einmal ein Knabe, den nannte man den starken Gottlieb. Sieben Jahre sog er an der Mutterbrust und sieben Jahre trank er Buttermilch und davon wurde er gewaltig stark. Er wollte sich als Knecht bei einem Bauern vermieten. Der Bauer fragte ihn, welchen Lohn er haben wolle. Er antwortete: „Ach, ich verlange nicht viel. Du sollst mir nur soviel Korn geben, als ich tragen kann.“

Der Bauer dachte, daß das nicht schlimm werden könne, und antwortete: „Ja, das sollst du haben.“

Gottlieb sollte zur Mühle fahren. Er fragte: „Wieviel Scheffel soll ich mitnehmen?“

„Fünf Scheffel“, antwortete der Bauer.

„Das lohnt ja gar nicht zu fahren“, sagte Gottlieb, „das trage ich hin.“

Er ließ sich die fünf Scheffel in einen großen Sack schütten, nahm ihn auf den Rücken und ging. Als er zur Mühle kam, saß dort ein Hase auf dem Stein, der hatte ganz grüne Augen. Gottlieb fragte ihn:

„Was machst du hier?“

Der Hase antwortete nicht. Da nahm Gottlieb einen Knüppel und versetzte ihm einen Schlag, und sogleich verschwand der Hase. Es war aber kein Mensch in der Mühle, und so mußte Gottlieb sein Korn selbst aufschütten und mahlen. Als er alles abgemahlen hatte, schüttete er das Mehl in seinen Sack und trug es nach Hause. Der Bauer fragte:

„Wie ging es dir dort in der Mühle?“

„Ganz gut“, antwortete Gottlieb. „Aber es war kein Mensch in der Mühle, nur ein Hase saß dort auf dem Stein. Dem gab ich eins über den Buckel und habe ihn dann nicht mehr gesehen. Doch mußte ich selbst mahlen.“

Dann sollte gebacken werden, es war aber kein Holz da. Der Bauer sagte zu Gottlieb: „Du mußt [24] anspannen und in den Wald fahren, um Holz zu holen.“

„Soll das viel Holz sein?“ fragte Gottlieb.

„Auf einmal zu backen.“

Gottlieb spannte seine Pferde an und fuhr in den Wald. Hier besann er sich nicht lange, sondern riß den ersten Baum, den er traf, aus der Erde, lud ihn mit Wurzeln und Zweigen auf den Wagen und fuhr nach Hause.

Da bekam der Bauer Angst und wollte ihn gern los werden. Er sagte zu ihm: „Ich kann dich nicht länger behalten, du kannst gehen.“

„Dann gib mir meinen Lohn!“ sagte Gottlieb.

„Hole deinen Sack“, antwortete der Bauer, „dann sollst du deinen Lohn bekommen.“

Da brachte Gottlieb seinen Sack, der war so groß wie ein Haus. Der Bauer schüttete allen Roggen hinein, den er hatte, aber das war nicht genug. Er mußte auch den Weizen, den Hafer, die Gerste hineinschütten, doch der Sack war noch immer nicht voll. Auf dem Hofe standen drei vierspännige Wagen voll Korn, das noch nicht ausgedroschen war, die nahm Gottlieb, steckte sie mitsamt den Pferden in den Sack und sagte:

„Ich will gar nicht hinsehen, was das ist, damit der Sack nur voll wird!“

Dann nahm er den Sack auf den Rücken und ging. Aber der Bauer ärgerte sich, daß Gottlieb ihm Korn, Pferde und Wagen forttrug, und ließ seinen großen Hund auf ihn los. Gottlieb aber faßte den Hund und steckte ihn in den Sack. Da rief der Bauer:

„Lasset doch den Bullen heraus, damit er ihn stößt!“

Die Knechte ließen den Bullen aus dem Stall, aber Gottlieb faßte ihn und steckte auch den Bullen in den Sack. Dann ging er nach Hause und hatte für sein Leben genug.