Die umgeschmiedete Frau

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Textdaten
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Autor: Friedrich Lorentz
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Titel: Die umgeschmiedete Frau
Untertitel:
aus: Aus dem Märchenschatz der Kaschubei, S. 21–22
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1930
Verlag: Fuchs & Cie.
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Erscheinungsort: Danzig
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Originalherkunft:
Quelle: Pomorska Digitale Bibliothek, Commons
Kurzbeschreibung:
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Die umgeschmiedete Frau.

Es war einmal ein Schmied, der hatte eine alte, sehr häßliche Frau. Er wäre sie gerne los gewesen, um sich wieder mit einem jungen, hübschen Mädchen verheiraten zu können, aber sie starb nicht, und totschlagen durfte er sie nicht, und abkaufen wollte sie ihm auch keiner. Da kam eines Tages ein Geselle zu ihm, und als der hörte, daß der Schmied gerne eine junge Frau haben wollte, sagte er: „Meister, wenn Sie wollen, so mache ich, daß Ihre [22] Frau jung und hübsch wird.“ Der Meister wollte das gern, und der Geselle sagte: „Morgen komme ich nicht zum Mittagessen, dann schicken Sie die Frau mit dem Essen her, ich werde sie jung und hübsch machen.“

Am anderen Tage kam der Geselle nicht zum Mittagessen. Da sagte der Schmied zu seiner Frau: „Er kann heute nicht kommen, er hat zu viel Arbeit. Bringe ihm doch das Essen in die Schmiede.“ Die Frau ging mit dem Essen zur Schmiede, aber sowie sie eingetreten war, verschloß der Geselle die Tür, ergriff die Frau und warf sie ins Feuer. Die Frau schrie, aber das half nichts, er hielt sie mit der Zange fest und zog den Blasebalg, daß die Kohlen tüchtig in Glut kamen. Dann nahm er die Frau heraus, legte sie auf den Amboß und bearbeitete sie mit dem größten Hammer, bis sie jung und hübsch war. Der Meister hatte durchs Schlüsselloch zugesehen und dachte: „Das kann ich auch machen.“

Nach einigen Wochen wanderte der Geselle weiter. Als er eine halbe Meile gegangen war, befiel ihn eine große Angst, er lief zurück und kam zu der Schmiede, gerade als der Meister die alte Frau des Schneiders umschmieden wollte. Sie lag schon auf dem Amboß, und der Meister hatte den Hammer in der Hand, als der Geselle eintrat. Er sprang schnell hinzu, riß den Meister zurück und rief: „Meister, was wollen Sie machen? Sie verstehen das doch nicht!“ Er besah die alte Frau und sagte dann: „Ich will versuchen, ob ich noch verbessern kann, was Sie schon verdorben haben.“ Er warf die Frau nochmals ins Feuer, zog den Blasebalg, legte sie auf den Amboß und bearbeitete sie mit dem Hammer. Aber der Meister hatte schon zu viel verdorben, und so wurde es keine junge, hübsche Frau, sondern ein alter, häßlicher Affe, und der Schneider mußte den Affen als Frau behalten. Seit der Zeit versuchte der Schmied nicht wieder, alte Frauen umzuschmieden.