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Bestrafte Habgier

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Textdaten
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Autor: Friedrich Lorentz
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Titel: Bestrafte Habgier
Untertitel:
aus: Aus dem Märchenschatz der Kaschubei, S. 20–21
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1930
Verlag: Fuchs & Cie.
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Erscheinungsort: Danzig
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Pomorska Digitale Bibliothek, Commons
Kurzbeschreibung:
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Bestrafte Habgier.

In Danzig war einmal vor Zeiten ein sehr reicher, aber äußerst habgieriger Kaufmann. In diesen Jahren trat Mißwachs und Teuerung ein, die Speicher der Kaufleute waren leer und die Leute hatten kein Korn, um Brot zu backen. Nur die Speicher des Kaufmanns waren voll von Getreide aller Art, aber er hielt sie verschlossen und verkaufte nicht. Wenn Leute zu ihm kamen und Korn kaufen wollten, sagte er:

„Ich werde nicht früher verkaufen, als bis der Scheffel Korn hundert Taler kostet.“

Die Teuerung dauerte lange und stieg immer mehr und der Hunger wurde größer und größer, [21] doch den reichen Kaufmann rührte das nicht, er hielt seine Speicher verschlossen und verkaufte nichts. Ein alter Mann sagte zu ihm:

„Haben Sie nicht aus Gottes Wort gehört, daß Joseph in Aegypten in den sieben fetten Jahren das Korn aufkaufte, und es dann in den sieben trockenen Jahren wieder verkaufte?“

„Und wenn das Korn sieben Jahre in meinen Speichern liegen soll“, antwortete der Kaufmann, „ich verkaufe es nicht früher, als bis der Scheffel hundert Taler kostet!“

Die Teuerung dauerte sieben Jahre. Am ersten Tage des achten Jahres las der Kaufmann in der Zeitung, daß das Korn hundert Taler den Scheffel kostete. Da schickte er seine Knechte auf die Speicher, daß sie die Luken öffneten und das Korn umschütteten, denn nun wollte er es verkaufen. Aber als die Knechte mit dem Umschütten anfingen, bekamen die Körner Flügel und flogen in dichten Schwärmen als Mücken aus den Luken heraus und erfüllten die ganze Stadt, so daß die Menschen kaum hindurchkommen konnten. Als der Kaufmann dann auf die Speicher kam, um nach seinem Korn zu sehen, waren sie leer und kein Korn mehr da. Da war er ein armer Mann und es dauerte nicht lange, so mußte er Bankerott machen. Das war die Strafe dafür, daß er so hartherzig war und nicht genug bekommen konnte.