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Der treue Hund zu Pegau

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Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Der treue Hund zu Pegau
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 402-403
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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[402]
463) Der treue Hund zu Pegau.
Mündlich.

Da wo jetzt das Amt in der Stadt Pegau steht, befand sich in der Zeit des Papstthums ein Kloster, die Gebäude desselben sind aber später zu dem oben genannten Zwecke benutzt und verändert worden und so ist auch im Laufe der letzten zwanzig Jahre ein Wahrzeichen, welches an einem derselben zu sehen war, verschwunden. Man erblickte nämlich in einer Höhe von ohngefähr 8 Ellen von der Erde aus in der Mauer einen Stein, in welchen ein Hund, der ein Körbchen im Maule trug, eingehauen war. Dieses Bild sollte der Nachwelt das Andenken an eine rührende Handlung [403] jener Dankbarkeit bewahren, welche eine der größten Zierden jenes jetzt so verfolgten Thiergeschlechts ausmacht. Es ist nämlich einst ein Mönch wegen irgend eines schweren Vergehens zum Tode durch Einmauern in jenem Kloster verurtheilt worden und die Strafe ward wirklich vollzogen. Als er nun so scheinbar von Gott und Menschen verlassen, lebendig todt in seinem schauerlichen Grabe sich wilder Verzweiflung hingab, hörte er am Fuße der äußern Mauer ein Scharren und Winseln und überzeugte sich, daß dies nur sein treuer Pudel (oder Spitz) sein könne, den er früher besessen hatte. Es gelang ihm mit vieler Mühe, einige Steine aus der Wand zu ziehen und sich so dem Thiere bemerklich zu machen. Kaum hatte das kluge Geschöpf bemerkt, daß sein armer Herr noch lebe, so eilte es fort und kehrte nach einiger Zeit in der Nacht wieder zurück, verkündete durch Bellen seine Rückkehr, und sein Herr, der den Hund früher schon zu solchen Diensten benutzt hatte, ließ ein aus seinen Kleidern gerissenes Stück Zeug hinab, der Hund wußte dasselbe an den Korb zu befestigen, und siehe der arme Mönch hatte die Freude, ein Körbchen mit Speisen heraufziehen und durch die Mauer hindurch ergreifen zu können. Wer dem Hunde jene Speisen gegeben, ist unbekannt, genug er ernährte seinen Herrn viele Tage lang, bis er endlich einmal entdeckt ward, allein in jener sogenannten finstern Zeit war man empfänglicher gegen edle und großherzige Thaten wie heute, der Mönch ward von seinen Richtern begnadigt und das Bild des Hundes für alle Zeiten der Nachwelt als Zeichen seiner Treue und Klugheit erhalten.[1]


  1. Es gibt jedoch noch eine andere Sage von diesem Hunde, der jede Mitternacht die Stadtmauer umkreisen soll. Es habe nämlich eine Nonne mit einem Pudel Unzucht getrieben und sei dort eingemauert worden.