Deutsche Kunst- und Kunstgewerbe-Ausstellung in München 1888

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Deutsche Kunst- und Kunstgewerbe-Ausstellung in München 1888
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 31, S. 515–516
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1887
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite

[515] Deutsche Kunst- und Kunstgewerbe-Ausstellung in München 1888. Der nächste Sommer wird, wenn der Weltfrieden erhalten bleibt, die schöne Isarstadt zum Mittelpunkt des deutschen Reiseverkehrs machen. Kunst und Kunstgewerbe wollen, wie im Jahre 1876, aber in viel umfassenderer Weise, ihre Leistungen zeigen. Dazu wird als Glanz- und Höhepunkt des Ganzen die verschobene Säkularfeier Ludwig’s I. in Gestalt eines großartigen Künstlerfestes stattfinden, und schon jetzt beginnen die Vorbereitungen. Die Lokalfrage ist aufs Glücklichste gelöst: statt an den zu eng gewordenen Glaspalast, der die Kunstausstellung umschließt, unschöne und den botanischen Garten schädigende Annexe anzubauen hat sich der Kunstgewerbeverein einen neuen, herrlich und frei gelegenen Platz zwischen Mariannen- und Zweibrückenstraße an der Isar ausgesucht, wo in nächster Nähe der Maximiliansbrücke und der frisch strömenden Wasser, in Verbindung mit den waldigen Inseln eine Architekturanlage geschaffen werden soll, die mit Terrassen, Springbrunnen, Säulengängen und Ruheplätzen einen entzückenden Anblick und Aufentbalt gewähren wird. Verschiedene Pferdebahnlinien vermitteln den Verkehr mit der innern Stadt, und in kürzester Frist können die Besucher der Kunstausstellung vom Glaspalast hierher gelangen, um dann im Schatten, mit dem Blick auf Fluß und Gebirge, den Abend zu verbringen. Koncerte, Feuerwerke u. dergl. fehlen selbstverständlich nicht.

Der Glaspalast wird das gewohnte Bild seiner Kunstausstellungen zeigen; der Kunstgewerbeverein in seiner Märchenburg strebt Neues an. Nicht wie 1876 sollen der „Väter Werke“ in Kästen geordnet zur Schau stehen, sondern aus dem Banne der Vergangenheit heraus in volle, lebendige Wirkung treten. Romanische Zimmer mit ausschließlich echtem Geräth und Schmuck werden den Eintretenden empfangen; ihnen schließen sich die gothischen an, die Räume der Renaissance und Zopfzeit etc., bis ihn endlich die Gegenwart mit ihren schönsten und prächtigsten Leistungen umfängt. München birgt so große Schätze von alten Stücken, daß vermuthlich das Bild der Vergangenheit aus seinen Mitteln allein wird hergestellt werden können; an dem der Gegenwart betheiligen sich dann die Kräfte von ganz Deutschland.

[516] Die Ansicht der projektirten prächtigen Anlage an der Isar (entworfen von dem bekannten Architekten Seidl) hängt zur Zeit vielumdrängt in den Schaufenstern aus, und die allgemeine Meinung ist, daß dieser Ausstellungsplatz einzig in seiner Art dastehen wird. Möge ein günstiges Geschick die Wolken vom politischen Horizont verscheuchen, dann ist dem Unternehmen wohl der Erfolg sicher.