Die Bauern und der Amtmann
Ein sehr geschickter Candidat,
Der lange schon mit vielem Lobe
Die Kanzeln in der Stadt betrat,
That auf dem Dorfe seine Probe;
So stund er doch den Bauern gar nicht an.
Nein, der verstorbne Herr, das war ein andrer Mann.
Der hatte recht auf seinen Text studiret,
Und Gottes Wort, wie sichs gebühret,
Die Kirchenväter oft citiret,
Die Ketzer stattlich ausschendiret,
Und stets so fein schematisiret,
Daß er der Bauern Herz gerühret.
Wir mögen diesen Herrn nicht haben.“
So sagt doch nur, warum denn nicht?
„Er hörts ja wohl, er hat nicht solche Gaben,
Wie der verstorbne Herr.“
Der Suprintend ermahnt. Umsonst, sie hören nicht.
Man mag Amphion seyn, und Fels und Wald bewegen,
Deswegen kann man doch nicht Bauern widerlegen.
Kurz, man erstattete Bericht,
Bis ihn der Amtmann publicirt:
Ich wette fast, ihr Bauern, ihr verliert!
Man öffnet den Befehl. Und seht, der Landsherr wollte,
Den Bauern gegentheils es hart verweisen sollte.
Der Suprintend fieng an die Bauern zu erbaun,
Und sprach, so schwierig sie noch schienen,
Doch sehr gelind und fromm mit ihnen.
Wozu soll diese Sanftmuth dienen?
Ihr, Richter, Schöppen, und so fort,
Hört zu! ich will mein Amt verwalten.
Ihr Ochsen, die ihr alle seyd!
Ihr sollt den Herrn zu eurem Pfarrn behalten.
Sagts, wollt ihr, oder nicht? denn itzt sind wir noch da.
Die Bauern lächelten. Ach ja, Herr Amtmann, ja!