Die Braut oder das Geld

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Titel: Die Braut oder das Geld
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aus: Clausthalischer allgemeiner Harz-Berg-Calender auf das Jahr 1805
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Erscheinungsdatum: 1804
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Erscheinungsort: Clausthal
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[21]
Die Braut oder das Geld.


„Kannst länger nicht hausen hier, guter Baron!
„Denn all’ deine Habbe ist leider entflohn!
„Und unaufhörlich bey Tage und Nacht
„Wirst du ja von Mahnern bedroht und bewacht!
„Drum schnür nur dein Bündel, mein guter Baron,
„Seißir dich bey Zeiten und sprich ihnen Hohn!

     „Ach aber du Armer! Wie willst du entgehn,
„Da jedem der Tritte und Schritte sie spähn?
„Es bleibt dir nichts übrig als tödentes Bley!
„Drum muthig entschlossen und mache dich frey!
So monologisierte der Freyherr von Kracht
Als all’ seine Haabe er übbig durchbracht.

     Doch schnell wie ein Blitzstrahl fuhrs ihm durch den kopf
„Bleibt sonst nichts als Sterben dir übrig, du Tropf?
„Bist ja ein nett Kerlchen! Hast Welt und Verstand!
„Wirb um ein reich Mädchen, und biet ihr die Hand!
„Brauchst gar nicht auf Klugheit und Schönheit zu sehn,
„Geld macht ja auf Erden verständig und schön!

     Drauf putzt er, drauf schmückt er sich stattlich und fein,
Um stracks ein solch goldschweres Mädchen zu freyn.
Er sparte nicht Seufzer, nicht Flehen, nicht Blick,
Doch stets kam – geflochten – die Antwort zurück;
Dann in der Stadt kannte ein jeder ihn schon.
Und hieß ihn wohl spöttisch, den lust’gen Baron!

     „Hier, rief er, verkennt man Talente und Stand!“
Und warf nun den Angel wohl’ auf das Land,

[23]

Zu harren, ob nicht mit dem ehelichen Ring
Ein goldreiches Mädchen zur Braute er fing!
Wie glücklich sein Angeln ihm hier nun gelang,
Das meldet euch treulich mein Folgegesang.

     Es lebte gar heimlich der Oberst von Blitz,
Auf seinem uralten hochadlichen Sitz,
Ein rauher Degen, von sprudelnden Blut,
Sonst aber wie Waldheim so brav und so gut;
So Kisten und Kästen vol blinkendem Gold
Wie einst nur Indien Herrn Haftungs gezollt!

     Ein einziges Töchterchen hatt’ er allein,
Einst Erbin von allen den Schätzen zu seyn,
Um diese nun buhlte und warb wohl mit macht,
Sie für sich zu ködern, der Freyherr von Kracht,
Ließ darum dem Alten nicht Rast und nicht Ruh,
Und setzte mit kosenden Worten hinzu:

     „Sobald ich ihr reizendes Kind nur erblickt,
„Hat, sprach er, mich ganz ihre Tugend entzückt,
„Auf immer ist Ruhe des Herzens mir hin,
„Wenn ich nicht im kurzen ihr Eydain schon bin!
„Drum reichen sie jetzt mir als Vater die Hand
„Und schlingen fest um uns das ehliche Band.“

     Das wurmte den Alten, er sahe gar bald,
Wem diese Liebe wohl eigentlich galt;
Sein’m Töchterchen sicher nicht, häßlich wie Nacht;
Sein Geld nur entflammte den Freyherrn von Kracht!
Drum gab er, nicht eben verblümt zu verstehn
Sich nicht zu bemüh’n und weiter zu gehn.

     Doch unser Held thät nicht, als ob ers verstand,
Leckt Mutter und Tochter gar emsig die Hand,
Und schwur unaufhörlich und schwatzte so viel,
Von Treue, von Liebe, von Wonnegefühl,
Wie mächtig das Feuer im Herzen ihm glimmt!
Bis Beyde den Alten zum Jawort gestimmt.

     Mit aleifisender Miene rief er jetzt entzückt:
„O schönster der Tage, der ganz mich beglückt.
„Der mir nun die Freuden der Liebe ertheilt,

[25]

„Ach wärest du näher herbey schon geeilt!
„Ich habe nicht Ruhe, ich habe nicht Rast,
„Bevor du auf immer beseligt mich hast.

     So klagt er, so seufzt er, voll Sehnsucht und Schmerz,
Drum wurde den Damen so bänglich ums Herz,
Von Morgen an bis daß der Abend nun graut,
Bestürmten den Alten wohl Mutter und Braut,
Und ließen mit Bitten und Dringen nicht nach,
Daß näher er rückte den festlichen Tag.

     „Wohlan! rief er endlich, so mag es geschehn,
„Euch noch in acht Tagen am Altar zu sehn!
„Doch will ich, daß da, wo ihr künftig nun lebt,
„Einander als Gatten die Hände euch gebt;
„Da gehe beym lauten und fröhlichen Mahl
„Im Kreise der Gäste, der Hochzeitspocal!“

     Hoch unser Barönchen vor Freude nun sprang,
Daß endlich sein Kniffchen so herrlich gelang,
Sah sich schon im Geiste in volem Besitz,
Der stattlichen Mitgift des Fräuleins von Blitz!
Und lachte im Herzen, daß listig ums Geld,
Er doch noch so herrlich den Graubart geprellt.

     Nun flocht man dem Fräulein den bräutlichen Kranz,
Bestellte die Fidler zum lustgen Tanz,
Lud flugs auch zum Schmause, zu festlichen Reih’n,
Die Menge der Vettern und Freunde schon ein,
Bestimmte den Ort und die Stunde genau,
Mit Pomp zu begleiten das Pärchen zur Trau. –

     Als endlich der siebente Morgen ergraut,
Da schmückten sich Eltern und Bräutigam und Braut,
Und alles im Schlosse war emsig und wach,
Sich wohl zu bereiten zum Hochzeits-Gelag;
Die schönste Carosse, sechs Rappen davor,
Hielt schwer schon beladen, am adlichen Thor.

     Drauf sprach so der Alte zu unserm Baron!
„Empfangen Sie hier nun den Brautschatz Her Sohn;
„Zehntausend Ducaten im blinkenden Gold,

[27]

„Sind in der Schatulle zusammen gerollt.
Auf! Auf jetzt der Stadt zu! Es eilet die Zeit,
„Zu unserm Empfange ist alles bereit.“

     Da stieß wohl der Postknecht uns tönende Horn,
Es knallte die Peitsche, es klirrte der Sporn,
Und mit verhängtem Zügel, Hopp! Hopp!
Gings nun aus dem Dörfchen in vollem Gallop!
So blitzschnell als unsre sechs Rappen hier Ziehn,
Kann Garnerin kaum doch die Lüfte durchfliehn!

     Doch eh sie noch gänzlich die Reise vollbracht,
Giengs durch ein Gehölze, so dunkel wie Nacht;
Hier sprangen sechs Männer vermummt bis ans Ohr,
Auf einmal mit Säbeln und Flinten hervor.
Sie schrien zum Kutscher: „regst du dich von hier,
So bist du des Todes, das schöwren wir dir.“

     Drauf nah’ten sich drey gleich der Kutsche gemach
Und öffneten kecklich und drohend den Schlag.
Der eine sprach leise zu unserm Baron:
„Herr Bräutigam bestimmen sie selbst uns den Lohn,
„Braut oder die Mitgift, mehr fordern wir nicht,
„Drum thun sie nur willig auf eines Verzicht!“

     Ganz leise erwiederte da unser Held:
„Nehmt immer die Braut hin und laßt mir das Geld!
(Und dacht im Herzen,“ habt dank oben drein,
Daß ihr mich so halft von dem Unhold befreyn;
Ihr Brüder! Rief nun der Räuber ganz laut:
Der Herr will das Geld nur und läßt uns die Braut!

     Ha! Schrie der Oberst, du hast dich verschnappt!
Fort mit dir Betrüger, bist endlich ertappt!
Denn wisse, die du dir als Räuber gedacht,
Sind sechs meiner Diener! Adieu Her von Kracht!
Drauf warf er stracks unsern Baron über Bord,
Und eilte mit Mitgift und Braut wieder fort!