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Die Edda (Simrock 1876)/Ältere Edda/Brot af Brynhildarkvidhu

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Bruchstück (?) eines Brynhildenliedes
aus: Die Edda (Simrock 1876)
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Zusammenfassung: 10. Lied der Heldensagen in der „Älteren Edda“
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26. Brot af Brynhildarkvidhu.
Bruchstück (?) eines Brynhildenliedes.
Högni.
1
Wie bist du, Gunnar,   Giukis Erzeugter,

Zur Rache bereit   und mordlichem Rath?
Was hat so Schweres   Sigurd verbrochen,
Daß du dem Kühnen   willst kürzen das Leben?


Gunnar.
2
Mir hat Sigurd   Eide geschworen,

Eide geschworen   und alle gebrochen.
Treulos täuscht’ er mich,   als er in Treue mir
Seine Schwüre   bewähren sollte.


Högni.
3
Dich hat Brynhild   Böses zu thun

Im Zorn gereizt   zu Rachsucht und Mord.
Gudrunen gönnt sie   so gute Ehe nicht,
Sie selbst zu besitzen,   sie missgönnt es dir. —

4
Sie brieten Wolfsfleisch,   den Wurm zerschnitten sie,

Gaben dem Guthorm   Geierfleisch
Ehe sie mochten,   die Mordgierigen,
An den hehren Helden   die Hände legen.

5
Gesunken war Sigurd   südlich am Rhein:

Von hoher Heister   schrie heiser ein Rabe:
„In Euch wird Atli   das Eisen röthen;
Eure Eide   überwinden euch, Mörder!“

6
Außen stand Gudrun,   Giukis Tochter;

Dieß war das erste   Wort, das sie sprach:
Wo säumt nun Sigurd,   der Sieger der Männer,
Daß meine Freunde   zuvorderst reiten?

[190]
7
Allein wars Högni,   der Antwort gab:

„Mit dem Schwert erschlagen   den Sigurd haben wir;
Den Kopf hängt das Grauross   über den todten König.“

8
Da sprach Brynhild,   Budlis Tochter:

„Nun werdet ihr walten   des Lands und der Waffen:
Die hätte der Hunische   beherscht allein,
Ließt ihr das Leben   ihn länger behalten.

9
„Nicht frommt’ es, herschte   der Fürst noch länger

Über Giukis Erb   und der Goten Menge,
Wenn die Schar zu durchschneiden   der Söhne fünf,
Der kampfkühnen,   der König hier zeugte.“

10
Da lachte Brynhild,   die Burg rings erscholl;

Es ging ihr wieder   aus ganzem Herzen:
„Lang mögt ihr walten   des Lands und der Waffen,
Da ihr den kühnen   König fälltet.“

11
Da sprach Gudrun,   Giukis Tochter:

„Du freust dich frech   der freveln That;
Doch Geister ergreifen   einst Gunnar den Mörder:
Züchtigung ziemt   dem zorngrimmen Herzen.“

12
Am tiefen Abend — getrunken war viel

Und mancher Scherzspruch   gesprochen dabei —
Bald entschliefen   die zu Bette kamen;
Gunnar allein   von Allen wachte.

13
Die Füße bewegt’ er,   sprach viel mit sich selbst;

Der Weiser der Wehrschar   erwog im Herzen:
Was sich geschwätzig   wohl sagten die beiden,
Aar und Rabe   auf ihrem Heimritt?

14
Brynhild erwachte,   Budlis Erzeugte,

Der Skiöldungen Tochter,   eh der Tag erschien:
„Nun mögt ihr mich mahnen,   der Mord ist vollbracht!
Mein Leid zu sagen,   oder abzulaßen.

[191]
15
„Grimmes sah ich,   Gunnar, im Schlaf:

Im Saal Alles todt,   ich schlief im kalten Bett,
Dieweil du, König,   kummervoll rittest
Die Feßel am Fuß   in der Feinde Heer:
So soll, Niflungen,   nun eur Geschlecht
Die Macht missen,   denn meineidig seid ihr.

16
„So gänzlich, Gunnar,   vergaßest dus,

Wie das Blut in die Fußspur   euch beiden rann!
Nun hast du das Alles   ihm übel gelohnt,
Daß der Fürst der Vorderste   stäts gefunden ward.

17
„Klar ward es erkannt,   da geritten kam

Zu Mir der Muthige,   mich dir zu werben,
Wie der Wehrscharweiser   wandellos
Die Eide hielt   dem jungen Helden.

18
„Das Schwert legte,   das goldgeschmückte,

Der mächtige König   mitten zwischen uns,
Mit Feuer außen   die Ecken belegt,
Mit Eitertropfen   innen bestrichen.“

19
Sie schwiegen Alle   still bei dem Wort.

Keinem gefiel   solcher Frauenbrauch,
Wie sie mit Weinen   von dem Werk nun sprach,
Zu dem sie lachend   die Helden lud.


Hier ist in dem Liede gesagt von dem Tode Sigurds. Und geht es hier so zu als hätten sie ihn draußen getödtet; aber Einige erzählen so, daß sie ihn erschlugen drinnen in seinem Bette, den schlafenden. Aber deutsche Männer sagen, daß sie ihn erschlugen draußen im Walde. Und so heißt es im alten Liede von Gudrun, daß Sigurd und Giukis Söhne zum Thing geritten waren, als sie ihn erschlugen. Aber das sagen Alle einstimmig, daß sie ihn treulos betrogen und ihn mordeten liegend und wehrlos.

Anmerkungen (Wikisource)

Siehe auch Anmerkungen des Übersetzers zu diesem Lied.