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Die Feier von Washington’s Geburtstag in Amerika

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: A. B.
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Titel: Die Feier von Washington’s Geburtstag in Amerika
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 258
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1876
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[258] Die Feier von Washington’s Geburtstag in Amerika. Der Tag, an welchem vor hundert Jahren die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten stattfand, sowie der Geburtstag des Mannes, dessen energischem Geiste zum größten Theile die Gründung der amerikanischen Republik zu danken ist, werden alljährlich als Festtage gefeiert, die man als mindestens ebenso erhaben betrachtet, wie die höchsten kirchlichen Feste.

Der 22. Februar, der hundertvierundvierzigste Geburtstag von George Washington, wurde dieses Jahr noch festlicher begangen als sonst, da das Andenken an diesen großen Feldherrn und Staatsmann unzertrennlich ist von der Erinnerung an das hundertjährige Bestehen der amerikanischen Unabhängigkeit und Freiheit. Auf den Straßen der Stadt New-York herrschte an dem Tage feierliche Stille; das Glockengeläute mahnte zum Kirchgang, und Mittags um zwölf Uhr ertönten die Glockenspiele der Trinity-, St. Thomas- und vieler anderer Kirchen. Das „Chime“ der Trinitykirche spielte allein dreiundzwanzig Stücke. Außer anderen Festlichkeiten fand am Abende des Tages in der „Akademie der Musik“ ein großer Empfang statt, genannt: „Martha Washington’s tea party“.

Es war ein prächtiger Anblick, als dreihundert Damen im Costüm der Frau Martha Washington im langen Zuge in dem großen Saale erschienen, escortirt von hundert Herren in Continentaluniform, um an neunundvierzig Tischen, welche als Repräsentanten der neunundvierzig Staaten der Republik gelten sollten, den Gästen den Thee zu credenzen. Nach dem Thee folgte ein großer Ball, der mit einer Menuet eröffnet wurde, genau nach den Regeln ausgeführt, die im Jahre 1789 auf dem Ball herrschten, der in den „Assembly-Rooms“ abgehalten wurde und dem auch George und Lady Washington beigewohnt. Die Festlichkeit wurde zum Besten der „St. John’s Guild“, eines schwimmenden Hospitals für Arme, veranstaltet und mag einen bedeutenden Ertrag geliefert haben, da nur die reichsten und ersten Familien des Landes bei dem Feste zugegen waren. Ob aber die Summe, welche für die Armen abfiel, derjenigen gleichkommt, welche die Kosten der Costüme etc. ausmachen, wollen wir hier nicht näher untersuchen. Hat man doch zu den Anzügen wahrhafte Reliquien verwendet; so trug z. B. die Frau General Fremont ein Kleid, welches zweihundert Jahre alt sein und einer Frau Herzogin von Coventry gehört haben soll. Eine Frau Macdonald war mit dem Kleide ihrer Urgroßmutter, der Frau des Präsidenten Adams, geschmückt etc. Wenn man durch das Vorführen der Einfachheit des vorigen Jahrhunderts erreichen könnte, daß unsere der verschwenderischen Mode der Jetztzeit huldigende Damenwelt bewegt würde, sich auf ein bescheideneres Maaß ihrer Garderobe zu beschränken, so hätte man nicht versäumen sollen, den hundertsten Geburtstag der unvergeßlichen Königin Louise durch eine ähnliche Feier zu begehen. A. B.