Die Gartenlaube (1893)/Heft 6
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Nr. 6. | 1893. | |
Illustriertes Familienblatt. – Begründet von Ernst Keil 1853.
Freie Bahn!
Es war völlig Nacht geworden, das Herrenhaus lag still und dunkel da, nur in den einzelnen Schlafzimmern schimmerte noch Licht. Der Wind hatte sich gelegt und in der nächsten Umgebung herrschte tiefe Ruhe. Aber drüben auf den Werken regte sich noch immer das mächtige rastlose Leben, das auch während der Nacht nicht völlig schlief und wenn es bei Tage nur in einzelnen fernen Lauten herüberdrang, so hörte man jetzt deutlich jeden Ton. Bisweilen leuchtete heller Feuerschein auf, hier und da sandte eine der riesigen Essen eine sprühende Funkengarbe zum sternenlosen Himmel empor, und dort, wo die Hochöfen lagen, waren die schwarzen qualmenden Rauchwolken roth angestrahlt von der Gluth der Feuer. Es war ein großes fesselndes Bild.
Das schien auch Oskar Wildenrod zu finden, der am Fenster stand und hinausblickte. Die Bewunderung, die er heute nachmittag dem Herrn von Odensberg ausgesprochen hatte, war nicht erheuchelt gewesen. Seine Brust hob sich unter einem tiefen Athemzug und leise sprach er: „Der Herr und Gebieter einer solchen Welt zu sein, mit einem einzigen Machtworte Tausende zu lenken! - Wie der Mann heute auf der Schwelle seines Hauses stand, als er uns empfing - wie ein Fürst und Herrscher! Und im Grunde ist er ja das auch. Ihn berauscht der Erfolg nicht mehr – mich wird er berauschen!“
Er richtete sich hoch und stolz auf. Doch auf einmal legte sich ein weicherer Ausdruck über seine Züge, während er fast unhörbar fortfuhr: „Welch ein holdes Kind diese Maja ist, so rein, so unberührt von jedem Schatten - und an der Hand des Kindes hängt die andere Hälfte dieser Macht und dieses Reichthums.“
Er öffnete das Fenster und lehnte sich weit hinaus; rastlose ehrgeizige Gedanken arbeiteten in der Seele des Mannes, während er auf die Werke zu seinen Füßen niederblickte. Der verwegene Spieler hatte nicht genug an dem einen glücklichen Zuge, den zweiten, den Meisterzug, behielt er sich noch vor. Oskar von Wildenrod war in der That nicht gemacht, von der Gnade seiner Schwester zu leben. –
Auch Cäcilie war noch nicht zur Ruhe gegangen; in die Polster des Sessels geschmiegt, verharrte sie regungslos an ihrem Platze. Sie hatte die welkenden Rosen von der Brust genommen und zerpflückte sie in achtlosem Spiel. Sie waren ein Geschenk Erichs, mit dem er sie bei der Begrüßung empfangen hatte – prachtvolle mattgelbe Rosen, eine Erinnerung an ihren Verlobungstag, an dem sie die gleichen Blumen getragen hatte. Die welken Blätter rieselten nieder auf das Kleid und den Fußboden – die junge Braut beachtete es nicht; wie traumverloren blickte sie vor sich hin. Es waren offenbar keine freundlichen Gedanken, die sie umschwebten. Auf ihrer Stirn, zwischen den feinen Brauen, stand wieder die Falte, der verhängnißvolle Zug, den sie mit dem Bruder gemeinsam hatte, und jetzt waren es auch seine Augen, die aus ihrem Antlitz blickten – in dieser Minute sah man es deutlich, daß die beiden eines Blutes waren.
Die Verlobung des jungen Erben von Odensberg mit Baroneß
Wildenrod war nun in der That veröffentlicht worden
und hatte in den Kreisen der Nachbarschaft aufs höchste überrascht.
Man hatte stets angenommen, Dernburg werde auch
in dieser Beziehung seinen Sohn bevormunden und sich bei dessen
Vermählung das erste Wort vorbehalten, und nun hatte Erich fern
im Süden seine eigene Wahl getroffen, ohne um Rath oder Erlaubniß
zu fragen. Die Schönheit der Braut, ihr altadliger
[86] Name und die angeblich so glänzenden Verhältnisse ließen diese Wahl freilich als eine durchaus passende erscheinen, und da galt die Einwilligung des Vaters für selbstverständlich.
Cäcilie hatte vorläufig keinen Grund, sich über die gefürchtete „Weltabgeschiedenheit“ von Odensberg zu beklagen, ihre Verlobung brachte dem sonst so stillen Herrenhaus ein bewegtes geselliges Leben. Das Brautpaar hatte die üblichen Besuche gemacht und empfing nun die Gegenbesuche der gesamten Nachbarschaft, die vorwiegend aus den Großgrundbesitzern der Provinz bestand. Es gab zahlreiche Einladungen, größere und kleinere Festlichkeiten, deren Mittelpunkt die junge Braut war. Man huldigte ihr auch hier, wo immer sie erschien, und Erich besaß zum Glück nicht den Fehler der Eifersucht. So schwamm Cäcilie denn mit vollen Segeln auf dem Strome des Vergnügens; neue Kreise und Umgebungen, neue Triumphe, das ließ sie für den Augenblick wenigstens das gewohnte Leben kaum vermissen.
Auch das Auftreten des Freiherrn von Wildenrod machte überall den günstigsten Eindruck. Seine vornehme Erscheinung und seine glänzende Unterhaltungsgabe gewannen überhaupt jeden, den er gewinnen wollte, und hier kam man ihm als dem künftigen Verwandten des Dernburgschen Hauses mit doppelter Auszeichnung entgegen. Er hatte in den wenigen Wochen seines Hierseins bereits eine bevorzugte Stellung in diesen Kreisen errungen und wußte sie sich hinreichend zu sichern. –
Im Radefelder Grunde wurden inzwischen die Arbeiten mit allen nur verfügbaren Kräften gefördert. Man hatte die Leute größtentheils in dem nahegelegenen Dorfe untergebracht, und auch der leitende Ingenieur hatte sich dort niedergelassen, um den täglichen zeitraubenden Weg nach Odensberg zu vermeiden. Er kam gewöhnlich nur ein- oder zweimal in der Woche dorthin, um dem Chef Bericht zu erstatten.
Radefeld war nur ein kleines Walddorf und der Aufenthalt dort bot nicht die mindeste Bequemlichkeit. Die beiden engen Zimmer, die Egbert in einem Bauernhause bewohnte, hatten eine recht dürftige Ausstattung, aber der junge Ingenieur war nicht verwöhnt. Er hatte aus seiner Wohnung nichts mitgenommen als seine Bücher, seine Pläne und Zeichnungen und richtete sich im übrigen ein, so gut es eben ging.
Runeck pflegte sonst früh auf der Arbeitsstätte zu sein. Heute jedoch hatte er Besuch erhalten, der aus der Stadt gekommen war. Sein Gast, ein Mann von etwa fünfzig Jahren, mit scharf ausgeprägten Zügen und dunklen Augen, saß in dem alten Lehnstuhl, der hier die Stelle des Sofas vertreten mußte. Die beiden schienen eine ernste und inhaltsreiche Unterredung gehabt zu haben.
„Uebrigens möchte ich noch fragen,“ sagte eben der Fremde, „weshalb Du jetzt so selten zur Stadt kommst. Seit Wochen bist Du nicht dagewesen, man muß Dich förmlich suchen, wenn man mit Dir zu sprechen hat.“
„Ich habe sehr viel zu thun,“ versetzte Egbert, der mit finsterer Stirn am Fenster stand. „Du siehst es ja, wie tief ich hier in der Arbeit stecke.“
„Arbeit?“ spottete der andere. „Ich dächte, unsere Arbeit wäre nothwendiger als dieses Graben und Wühlen in den Wäldern. Du hast den Plan dazu ausgeheckt, wie ich höre. Willst Du Deinem Herrn Chef vielleicht noch eine Million verdienen zu den anderen, die er schon hat?“
„Es handelt sich nicht darum, sondern um eine Pflicht, die ich übernommen habe,“ war die kurze Antwort. „Die Anlage wäre eigentlich Sache des Oberingenieurs gewesen, und ich habe das Vertrauen zu rechtfertigen, das mich an seine Stelle rief.“
„Um Dich hier in Radefeld festzuketten, damit Du in Odensberg nicht gefährlich wirst! Dumm ist der Alte nicht, das kann ihm keiner nachsagen, er weiß immer sehr genau, was er thut, wird überhaupt schon einigermaßen Bescheid wissen.“
„Laß die Spöttereien, Landsfeld,“ unterbrach ihn Egbert ungeduldig. „Dernburg weiß allerdings Bescheid – durch meinen eigenen Mund. Er hat mich zur Rede gestellt, und ich habe mich rückhaltlos zu meinen Ansichten bekannt. Natürlich erwartete ich daraufhin meine Entlassung – statt dessen wurde mir die Radefelder Anlage übergeben.“
Landsfeld stutzte und richtete einen scharfen Blick auf den jungen Ingenieur. „Das ist ja merkwürdig, das sieht dem Alten gar nicht ähnlich! Er muß einen förmlichen Narren an Dir gefressen haben, oder er hat etwas im Hinterhalt. Dem ist alles zuzutrauen. Uebrigens war Deine Aufrichtigkeit in diesem Falle sehr übel angebracht, denn nun läßt man Dir natürlich keine freie Bewegung mehr in Odensberg. Hast Dich recht ungeschickt benommen, mein Junge!“
„Sollte ich etwa die Wahrheit ableugnen?“ fragte Egbert mit gerunzelter Stirn.
„Warum nicht, wenn es nützen kann?“
„Dann sucht Euch einen anderen, der im Lügen geübter ist! Ich halte es für Feigheit, seine Ueberzeugung und seine Partei zu verleugnen und danach habe ich gehandelt.“
„Das heißt, Du hast wieder einmal gethan, was Dir gerade durch den Kopf ging, und Dich den Kuckuck um die Vorschriften gekümmert. Odensberg ist Dein Arbeitsfeld, mit den dortigen Genossen sollst Du Fühlung gewinnen, statt dessen baust Du ruhig eine Wasserleitung in Radefeld und läßt Dich nebenbei in dem sogenannten Herrenhause verhätscheln! Du weißt doch, weshalb wir Dich hergeschickt haben!“
„Und Du weißt, daß ich von jeher widerstrebt habe, daß mich schließlich nur ein ausdrücklicher Befehl der Parteileitung zwang.“
„Leider! Hast Du das Deinem Herrn Chef vielleicht auch angedeutet?“ Die Frage klang in vollster Schärfe.
„Nein,“ erwiderte Runeck kalt. „Er legte meiner Rückkehr einen ganz falschen Grund unter, und ich ließ ihn in seinem Irrthum. Ich wäre freiwillig nie wieder nach Odensberg gegangen und kann auch nicht hier bleiben, meine Stellung ist eine unhaltbare, unmögliche, ich habe es vorausgesehen.“
„Und trotzdem wirst Du bleiben müssen,“ sagte Landsfeld trocken. „Dies Odensberg ist wie eine uneinnehmbare Festung, die allen Angriffen trotzt. Der Alte hat die Leute kirre gemacht mit seinen Schulen und Krankenhäusern und Pensionskassen; sie fürchten die gute Versorgung zu verlieren, und vor allen Dingen haben sie eine heillose Angst vor ihrem Tyrannen – die Feiglinge! So oft wir auch den Hebel ansetzten, es war nichts zu machen, er hat sie gründlich mißtrauisch gemacht gegen unsere Agitatoren. Du bist ein Arbeiterkind, bist in ihrer Mitte aufgewachsen und hast noch jetzt vertraute Beziehungen zu ihrem Chef. Auf Dich werden sie hören und Dir werden sie auch folgen wenn es drauf ankommt.“
„Und zu welchem Zwecke?“ fragte Runeck finster. „Ich habe es Euch oft genug auseinandergesetzt, daß ein Aufstand in Odensberg völlig aussichtslos ist. Dernburg läßt sich nichts abzwingen, ich kenne ihn; eher schließt er seine Werke. Er ist der Mann danach, lieber jeden Verlust auf sich zu nehmen als nachzugeben, und er ist reich genug, das durchzuführen bis zum äußersten.“
„Eben darum muß ihm der Unfehlbarkeitsdünkel ausgetrieben werden! Er soll es wenigstens sehen, daß man sich an ihn wagt, der Geldprotz, der auf seinen Millionen sitzt und praßt, während –“
„Das ist nicht wahr!“ brauste Egbert leidenschaftlich auf, „und Du weißt, daß es eine Lüge ist, was Du da aussprichst! Dernburg arbeitet mehr als ich und Du. Ich habe oft genug seine Riesenkraft und Riesenausdauer bewundert, mit der er den Jüngsten beschämt. Und die Erholung sucht er nur im Kreise seiner Familie. Ein für allemal, ich dulde es nicht, daß der Mann in meiner Gegenwart verleumdet wird.“
„Oho, sprichst Du aus dem Tone?“ rief Landsfeld, nun auch gereizt. „Du nimmst Partei für ihn, gegen uns? Da sieht man doch, wie zahm das Herrenleben macht, wenn man es einmal gekostet hat!“
„Nimm Dich in acht, Du könntest sonst erfahren, daß ich nichts weniger als zahm bin,“ sagte Egbert ruhiger, aber in drohendem Tone. „Ich wiederhole es Dir, ich dulde dergleichen nicht, denn das hat nichts zu thun mit unserer Sache. Entweder Du unterläßt diese persönlichen Ausfälle gegen Dernburg oder –“
„Oder?“
„Ich betrete Deine Schwelle nicht mehr, und die meine werde ich zu schützen wissen vor Dingen, die ich nicht hören will.“
Landsfeld zuckte gleichgültig die Achseln.
„Das heißt mit anderen Worten, Du willst mich zur Thüre hinauswerfen? Recht freundlich und kameradschaftlich, aber darum wollen wir uns nicht streiten. Bei uns ist es ja überhaupt nicht Sitte, viel Komplimente zu machen. Du kommst also zu der nächsten Versammlung?“
„Ja.“ Das Wort klang herb und grollend.
[87] „Gut, ich verlasse mich darauf. Es soll Wichtiges berathen werden. Wir erwarten ein paar Genossen aus Berlin, und da wird man Dich wohl etwas schärfer ins Gebet nehmen wegen Deiner bisherigen Unthätigkeit. Auf nächste Woche denn!“
Er nickte kurz und ging. Draußen vor dem Hause jedoch blieb er stehen und sandte einen bösen Blick zurück, während er halblaut murmelte: „Wenn wir Dich nicht brauchten, nothwendig brauchten! Aber es geht einmal nicht ohne Dich hier in Odensberg. Doch warte nur, mein Junge, wir werden Dich auch noch zahm kriegen mit Deinem Hochmuth!“
Egbert war allein zurückgeblieben, er stand in der Mitte des Zimmers, die Hand geballt und die Stirn tief gefurcht. Man sah es deutlich, daß irgend etwas in seinem Inneren wühlte und kämpfte; plötzlich aber richtete er sich auf und stampfte mit dem Fuße, als wollte er den Kampf da drinnen gewaltsam zum Schweigen bringen. „Nein und abermals nein! Ich habe es nun einmal gewählt, jetzt will ich es auch tragen!“ –
Der Radefelder Grund, sonst ein stilles einsames Waldthal, hallte jetzt wieder von dem Lärm der Arbeiten, die im vollen Gange waren. Ueberall wurde geschaufelt, gegraben und gesprengt, Bäume und Strauchwerk fielen unter der Axt; die rastlose Schar war bereits bis an den Fuß des Buchberges vorgerückt, dessen Durchbruch man eben in Angriff nahm.
Runeck, der heute etwas später als sonst gekommen war, stand auf einer Anhöhe und leitete von dort aus eine größere Sprengarbeit. Auf seinen Befehl hatten sich sämtliche Arbeiter aus dem Bereich der Mine zurückgezogen, die sich jetzt mit dumpfen Schlägen entlud. Die Felswand, der das Zerstörungswerk galt, spaltete sich, ein Theil derselben blieb aufrecht stehen, während der andere zusammenstürzte; die Erde erzitterte ringsum, als die mächtigen Blöcke mit schwerem Falle niederrollten.
Die Gruppe der Arbeiter am Fuße der Anhöhe löste sich auf; auch Runeck verließ seinen Platz, um die Wirkung in der Nähe zu besichtigen, als ein alter Aufseher herantrat und meldete:
„Herr Ingenieur – die Herrschaften von Odensberg.“
Egbert blickte auf, in der Erwartung, den Wagen Dernburgs zu sehen, der öfter herauskam, um den Stand der Arbeiten zu besichtigen, aber plötzlich zuckte er so jäh und heftig zusammen, daß der Alte ihn verwundert ansah.
Drüben am Eingang der Schlucht hielten Erich Dernburg und Cäcilie Wildenrod zu Pferde, während der Reitknecht abgestiegen war und die Thiere, die bei dem Lärme der Sprengarbeiten unruhig geworden zu sein schienen, fest am Zügel hatte. Der junge Ingenieur wurde indessen schnell Herr seiner Ueberraschung und ging hinüber zu den Wartenden, Erich streckte ihm herzlich die Hand entgegen. „Wir halten Wort, Egbert, und überfallen Dich ohne jede Anmeldung. Willst Du uns einen Einblick in Dein Reich gestatten?“
„Ich stehe gern zu Diensten,“ entgegnete Runeck, indem er sich vor der jungen Dame verneigte, die sich jetzt leicht und anmuthig vom Pferde schwang und dabei kaum die dargebotene Hand ihres Verlobten berührte.
„Wir haben in Radefeld angehalten und durch die offenen Fenster einen Blick in Ihre Wohnung geworfen, Herr Runeck,“ sagte sie. „Mein Himmel, welche Umgebung! Haben Sie denn wirklich die Absicht, den ganzen Sommer dort auszuhalten?“
„Weshalb nicht?“ fragte Egbert gelassen. „Wir Ingenieure sind bald hier bald dort und müssen ein Unterkommen nehmen, wo es sich bietet.“
„Aber Du hast ja Deine behagliche Wohnung in Odensberg, und ein Wagen steht Dir jederzeit zur Verfügung,“ warf Erich ein. „Weshalb bleibst Du nicht dort?“
„Weil ich dann täglich drei Stunden mit Hin- und Herfahren verlieren würde. Ich habe in Radefeld meine Bücher und meine Arbeiten, im übrigen bin ich unabhängig von der Umgebung.“
„Ja, Du bist eine spartanisch angelegte Natur, körperlich wie geistig,“ sagte Erich mit einem Seufzer, „Ich wollte, ich könnte es Dir gleichthun, aber bei mir ist leider keine Rede davon. Ich habe mich doch allzusehr verwöhnt im Süden und muß das jetzt büßen.“ Er schauerte fröstelnd zusammen; offenbar litt er mehr unter dem Klima der Heimath, als er sich selbst eingestehen wollte. Er sah blaß und angegriffen aus, und der Ritt durch den Wald schien für ihn eher eine Anstrengung als ein Vergnügen gewesen zu sein.
Um so blühender erschien die junge Braut, die an seiner Seite stand. Ihr war der scharfe und ziemlich weite Ritt nur ein Spiel gewesen, und sie hatte ungeduldig genug sich der Rücksicht auf Erich gefügt. Sie war es gewohnt, wild und tollkühn dahinzujagen, der Bruder war darin ihr Lehrmeister gewesen, und sie begriff es nicht, daß man sich beim Reiten ängstlich und vorsichtig zeigen konnte wie Erich. Uebrigens strahlte sie heute von Heiterkeit und Uebermuth, selbst Egbert wurde mit großer Liebenswürdigkeit behandelt; kein Blick, kein Wort erinnerte an jene Gereiztheit bei der ersten Begegnung.
Die Arbeiter grüßten ehrerbietig den jungen Herrn und dessen Braut, der alle Blicke bewundernd folgten. Cäciliens Schönheit feierte selbst hier einen Triumph, nur Egbert Runeck schien völlig unempfindlich dagegen zu sein.
Er machte den Führer durch die im Entstehen begriffenen Anlagen, deren Einzelheiten er seinen Gästen ausführlich zeigte und erklärte, aber er beobachtete der Baroneß Wildenrod gegenüber dieselbe kühle Zurückhaltung wie früher und wandte sich meist an Erich, an dem er freilich keinen besonders aufmerksamen Zuhörer hatte. Der junge Erbe zeigte nur eine matte, halb erzwungene Theilnahme bei all diesen Dingen, die doch ihn in erster Linie angingen.
„Es ist unglaublich, was Du alles in den wenigen Wochen geschaffen hast,“ sagte er endlich mit aufrichtiger Bewunderung. „Das wäre etwas für meinen Schwager, der jetzt den ganzen Tag in den Odensberger Werken steckt und sich förmlich zum Assistenten von Papa gemacht hat, Ich hätte nie geglaubt, daß Oskar ein so leidenschaftliches Interesse für solche Dinge hat.“
Runeck antwortete nicht, aber es zuckte bei den letzten Worten verächtlich um seine Lippen, Erich, der das nicht bemerkte, fuhr unbefangen fort: „Noch eins, Egbert, wir machten kürzlich einen Ausflug in die Berge, und da wollen einige von unserer Gesellschaft bemerkt haben, daß das große Kreuz auf dem Albenstein sich gesenkt habe. Papa wünscht, daß die Sache eingehend untersucht wird, damit kein Unglück geschieht. Hast Du unter Deinen Leuten hier jemand, der das Wagniß unternimmt?“
„Gewiß“, stimmte Runeck bei. „Das könnte allerdings gefährlich werden, wenn das schwere Kreuz eines Tages von der hohen Klippe herabstürzte, die Fahrstraße führt gerade unten vorbei. Ich gehe in den nächsten Tagen selbst hinauf, um nachzusehen.“
„Auf den Albenstein?“ fragte Cäcilie, die aufmerksam geworden war. „Er ist ja unzugänglich, wie es heißt.“
„Für gewöhnliche Menschenkinder allerdings,“ scherzte Erich. „Man muß schon Egbert Runeck heißen, um einen solchen Spaziergang auf unsere gefährlichste Klippe zu unternehmen. Ich glaube, er ist schon drei- oder viermal oben gewesen.“
„Ich bin geübt im Bergsteigen,“ sagte Egbert gelassen. „Als Knabe habe ich mich auf allen Felsen und Klippen meiner Heimath umhergetrieben und das verlernt sich nicht. Unzugänglich ist der Albenstein übrigens nicht, er fordert nur einen schwindelfreien Blick und die nöthige Kaltblütigkeit, dann ist der Weg zu zwingen.“
„Um Gotteswillen, sprich das nicht aus!“ rief Erich lachend, aber doch mit einer gewissen Unruhe. „Cäcilie könnte sonst auf den tollkühnen Gedanken zurückkommen, mit dem sie mich neulich so erschreckte. Sie wollte durchaus auf den Albenstein.“
Runeck schien diesen Einfall auch unerhört zu finden, er blickte fragend und befremdet auf die junge Dame, die in übermüthigem Tone erwiderte: „Nun ja! Ich möchte einmal da droben am Kreuz stehen, in der schwindelnden Höhe, unmittelbar über dem jähen Absturz. Das muß ein schaurig süßes Gefühl sein! Erich entsetzt sich freilich schon bei dem bloßen Gedanken daran.“
„Cilly, Du quälst mich mit solchen Scherzen!“
„Du hältst das für Scherz? Und wenn ich nun Ernst daraus machen wollte – würdest Du mit mir gehen?“
„Ich?“ Der junge Mann sah aus, als muthete man ihm zu, von der in Rede stehenden Klippe herabzuspringen. Um die Lippen seiner Braut spielte ein mitleidiges, fast verächtliches Lächeln; sie zuckte kaum merklich die Achseln.
„Nun, beruhige Dich nur! Solch eine Liebesprobe fordere ich nicht – ich würde allein gehen.“
„Cilly, ich bitte Dich um Gotteswillen!“ rief Erich jetzt im vollen Ernste erschreckt, aber Egbert unterbrach ihn mit ruhiger Bestimmtheit:
„Du brauchst in dieser Beziehung keine Sorge zu haben. Das ist kein Weg für verwöhnte Damenfüße. Baroneß Wildenrod [88] wird ihn schwerlich versuchen, und wenn sie es thäte, so kehrte sie nach fünf Minuten wieder um!“
Cäcilie warf den Kopf zurück, und in ihren Augen blitzte es auf, als sie mit eigenthümlichem Tone fragte:
„Wissen Sie das so genau, Herr Runeck?“
„Ja, gnädiges Fräulein, denn ich kenne den Albenstein.“
„Aber mich kennen Sie nicht!“
„Vielleicht doch!“
Cäcilie stutzte, die Antwort schien sie zu befremden; aber da streifte ihr Blick ihren Bräutigam, und sie lachte spöttisch auf.
„Sieh doch nicht so unglücklich drein, Erich! Es ist ja alles nur Neckerei! Ich denke nicht an den Albenstein und seine halsbrechenden Klippen. – Wie machen Sie es eigentlich, Herr Runeck, wenn Sie diese Felskolosse sprengen?“
Erich athmete bei dieser Wendung auf. Er war es bereits gewohnt, daß seine vergötterte Braut ihn mit allerlei Launen und Einfällen quälte, die nie Bestand hatten und auch niemals ernst zu nehmen waren. So wandte er sich denn beruhigt an den alten Aufseher, der in der Nähe stand und augenscheinlich darauf wartete, angeredet zu werden.
Der alte Mertens hatte schon bei dem Vater des gegenwärtigen Herrn in Lohn und Brot gestanden, und jetzt hatte man ihm den leichten und einträglichen Posten eines Oberaufsehers bei den Radefelder Arbeiten gegeben. Erich, der ihn seit seinen Kinderjahren kannte, sprach freundlich und eingehend mit ihm, erkundigte sich nach seiner Familie und wandte sich dabei auch an die andern in der Nähe befindlichen Arbeiter. Wer ihn so unter den Leuten stehen sah, mit der gebeugten Haltung, den weichen müden Zügen und dem beinahe schüchternen Wesen, hätte nun und nimmermehr den künftigen Gebieter von Odensberg in ihm vermuthet. Es fehlte ihm nicht mehr als alles dazu.
Vielleicht hatte auch Baroneß Wildenrod diesen Eindruck, denn sie zog wie unwillig die feinen Brauen zusammen, und dann wandte sich ihr Blick langsam auf den jungen Ingenieur, der vor ihr stand. Sie hatte ihn bisher nur im Gesellschaftsanzug gesehen, heute trug er eine graue Lodenjoppe und hohe Stulpenstiefel, wie es Wind und Wetter forderten, aber er gewann merkwürdig in dieser einfachen Tracht. Sie paßte zu der herben trotzigen Kraft seiner Erscheinung; hier, wo er auf seinem eigentlichen Grund und Boden stand, kam seine Persönlichkeit zur vollsten Geltung. Ihm sah man es auf den ersten Blick an, daß er hier zu befehlen hatte und daß er das Befehlen aus dem Grunde verstand; die schmächtige Gestalt des Jugendfreundes verschwand vollständig neben ihm.
Folgen wir nun dem weiteren Verlauf der gerichtlichen Untersuchung gegen Tinius nach seiner Ueberweisung an die preußischen Behörden. Daß Tinius um 5. und 6. Februar 1813 in Leipzig gewesen und am Nachmittag des 6. nach Poserna zurückgekehrt war, um am Sonntag den 7. dort zu predigen, daß er am 7. wieder in Leipzig eingetroffen war und auch einen Theil des 8. dort verbracht hatte, wurde von ihm nicht bestritten. Ueber das, was er an den in Leipzig verbrachten Tagen unternommen hatte, wurde folgendes festgestellt:
Neben dem Kunitz’schen Hause lag das Haus eines Fräuleins Junius, einer alten und anerkannt reichen Dame. Am Freitag den 5. Februar erschien nun im Junius’schen Hause vormittags ein Mann, der das Fräulein Junius zu sprechen wünschte. Der Hausverwalter ließ ihn in die Gesindestube treten und erklärte ihm, das Fräulein könne seinen Besuch nicht empfangen; er möge ihm sagen, was er zu bestellen habe. Der fremde Mann erwiderte, er sei ein Geistlicher aus der Gegend von Rippach, und er suche in Leipzig vorläufig ein Absteigequartier; zu Ostern wolle er ganz nach Leipzig übersiedeln; man habe ihm gesagt, daß hier im Hause eine Wohnung frei sei. Der Hausverwalter beschied ihn dahin, daß alle Räume vermiethet seien. Obwohl damit für den Fremden jeder Anlaß zu längerem Verweilen wegfiel, blieb er doch noch etwa eine halbe Stunde und unterhielt sich über gleichgültige Dinge mit den Dienstboten. Der Hausverwalter erkannte diesen Fremden in Tinius wieder. Tinius bestritt anfangs, dieser Fremde gewesen zu sein; später aber gab er es zu. Seine Angabe, daß er zu Ostern nach Leipzig habe ziehen wollen, war unwahr, und der Verdacht war nicht abzuweisen, daß er, der schon am Freitag in dringender Geldverlegenheit war, nur die Gelegenheit ausspüren wollte, das Fräulein Junius allein zu sprechen und dabei zu berauben.
Von dem Junius’schen Hause aus war Tinius, wie jetzt ferner festgestellt wurde, in das Kunitz’sche getreten. Er hatte also dieses Haus, in welchem die Frau Kunhardt wohnte, nicht erst am Sonnabend und Montag, sondern ebenfalls schon am Freitag aufgesucht. Beim Eintreten hatte er auf dem Hausflur einen Arbeiter getroffen und diesen nach Dr. Kunitz gefragt. Dr. Kunitz kam zufällig dazu, verneinte die Frage des ihm unbekannten Mannes, ob eine Wohnung frei sei, und fragte ihn, wie er heiße. Tinius antwortete darauf, er suche die Wohnung nur für einen Freund, und entfernte sich eilig, ohne seinen Namen zu nennen. Vor Gericht räumte er diesen auf den Freitag fallenden Besuch im Kunitz’schen Hause ein, bestritt aber um so nachdrücklicher, am Sonnabend und Montag dagewesen zu sein. Er sah sehr wohl, was hier für ihn auf dem Spiele stand. Seine erste Anwesenheit war durch das angebliche Aufsuchen einer Wohnung einigermaßen harmlos zu erklären, aber seine zweite Anwesenheit war es nicht; nach dem von Kunitz bereits erhaltenen Bescheide lag für sein Wiederkommen kein gestehbarer Grund vor.
Dafür aber, daß Tinius am Sonnabend und am Montag im Kunitz’schen Hause war, fanden sich noch mehr Zeugen, als die bereits oben erwähnten. Der Junius’sche Hausverwalter sah ihn an dem Montag, an welchem der Mord stattfand, gegen halb 9 Uhr aus jenem Nachbarhause kommen; Frau Dr. Kunitz trat zu derselben Zeit an ein Fenster ihrer Wohnung und machte dieselbe Wahrnehmung. Sie bemerkte, daß Tinius am Aermel und Rücken seines blauen Mantels einen auffälligen weißen, anscheinend vom Anstreifen an eine geweißte Wand herrührenden Fleck hatte, den er unterwegs eifrig abstäubte. Dasselbe sah zu derselben Zeit ein dem Kunitz’schen Hause gegenüber wohnender Chirurg. Zu den Wahrnehmungen, welche die in die Kunhardtsche Wohnung geschickte Gerichtsabordnung verzeichnete, gehörte die, daß die Wand im Vorzimmer von einer Person mit dunkler Kleidung im Vorbeigehen stark gestreift worden sein mußte. Die Angaben der Zeugen wichen zum Theil, wie dies leicht geschieht, um fünf, zehn, ja fünfzehn Minuten voneinander ab, und während die meisten von ihnen in Tinius den Mann mit dem blauen Mantel mit Bestimmtheit wiedererkannten, war z. B. der Chirurg im Wiedererkennen nicht ganz sicher. Ob der Mann einen schwarzen Filzhut oder eine runde schmarze Mütze mit Schirm getragen hatte, blieb unaufgeklärt; die Möglichkeit war nicht ausgeschlossen, daß Tinius an den verschiedenen Tagen verschiedene Kopfbedeckungen trug. Der Reitmantel mit dem vielknöpfigen Schlitz war allen aufgefallen.
Am Montag Morgen muß Tinius den Augenblick erspäht haben, wo die Magd, die er ja am Sonnabend die Wohnung der Frau Kunhardt hatte öffnen sehen, sich entfernte; in diesem Falle hätte ihn der Umstand nicht geschreckt, daß diese Magd ihn oberflächlich kannte. Daß er aufs Gerathewohl bei der Kunhardt klopfte, ist wohl minder wahrscheinlich, da er, wenn die Magd ihm öffnete, ihr noch einmal, wie schon am Sonnabend, einen Vorwand für sein Erscheinen hätte vorbringen müssen.
Vormittags nach 9 Uhr war Tinius in den H.schen Gasthof wo er sein Absteigequartier hatte, zurückgekehrt. Das dort aufwartende Dienstmädchen bezeugte, er sei sehr unruhig gewesen und habe gezittert; bei Tisch habe er zu scherzen gesucht, das sei ihm aber nicht recht gelungen.
Was den Brief betrifft, mit welchem sich der Mörder bei Frau Kunhardt einführte, so erklärten die Sachverständigen, daß die Handschrift trotz des Bemühens, sie zu verstellen, von Tinius herrühre. Tinius hatte sich am Montag im H.schen Gasthofe vor seinem Ausgehen von dem dreizehnjährigen Sohne des Wirthes Papier zum Schreiben geben lassen und in der Gaststube geschrieben; das Wasserzeichen im Papier des Briefes stimmte mit
[89][90] dem Wasserzeichen in einem der Schreibhefte des Knaben überein. Das Siegel auf dem Briefe war nach dem Gutachten zweier Graveure der Abdruck des Petschafts, welches der Gastwirth H. besaß.
Der Magister Tinius beging die Unvorsichtigkeit, vom Untersuchungsgesängniß aus an seine Bekannten Briefe zu schreiben, worin er ihnen über das, was sie thun und aussagen sollten, Anweisungen gab. Er glaubte, einen zuverlässigen Weg gefunden zu haben, um diese Briefe unbemerkt an die Adressaten zu befördern, und die Gerichtsbehörde ließ ihn in diesem Glauben, nachdem sie geeignete Maßregeln ergriffen hatte, um alle seine Briefe in ihre Hand zu bekommen. So schrieb er, nachdem er die Verfasserschaft des bei der Frau Kunhardt vorgefundenen Briefes vor dem Richter abgeleugnet, an einen Bekannten, er möge doch ein Petschaft wie das des Gastwirts H., der übrigens mit Tinius befreundet war, nachstechen lassen und an das Untersuchungsgericht schicken, damit es zu der Ueberzeugung gebracht werde, daß Petschafte dieser Art mehrfach im Gebrauch seien.
Es ist begreiflich, daß es dem Angeschuldigten vor allen Dingen darauf ankam, für die zwischen 8 und 9 Uhr liegende Stunde an jenem Montag sein Alibi nachzuweisen. Er schrieb deshalb an einen Kantor H. in Leipzig: „Sie werden wissen, wie ich durch das boshafte Angeben einer Dirne, als hätte ich ihre Frau erschlagen, in Untersuchung gekommen bin. Ich sehe nun, daß alles auf Zeugen ankommt, bitte Sie also, auf Befragen auszusagen, daß ich am 8. früh gegen ein Viertel auf acht durch Ihre Thür in Ihre Stube gekommen und nach einem Lotterielose gefragt – daß ich mich eine Viertelstunde aufgehalten und sodann fortgegangen – daß ich mit einem modischen Frack bekleidet gewesen ohne Reitmantel. Mein Vorrath von Dank soll groß sein.“ Später änderte er diese Bestimmung etwas und schrieb an denselben Adressaten: „Ob Sie sagen sollen, mit oder ohne Reitmantel, hängt davon ab, was Herr Buchhändler L. ausgesagt hat.“ An diesen Buchhändler hatte er nämlich wegen der ihm wünschenswerthen Aussagen auch schon geschrieben. Den Kantor wies er ferner an, der Sicherheit wegen noch einen Freund aufzusuchen, der angeben könnte, den Kantor zwischen 8 und 9 Uhr besucht und bei dieser Gelegenheit ihn, den Prediger Tinius, dort angetroffen zu haben; er, Tinius, wolle dem Kantor sechs Louisd’or und noch mehr dafür zahlen lassen. „Ich müßte aber Nachricht haben, um in diesem Falle meine Aussage danach einrichten zu können.“ An seinen Freund, den Magister St., schrieb er, er möge nach Poserna reisen. „Nimm alles weg,“ hieß es in dem Briefe wörtlich, „was nicht unschuldig ist.“ Die letztere Aeußerung kommt beinahe einem Geständniß gleich.
Als dem Magister Tinius schließlich alle seine Briefe vorgelegt wurden, versuchte er die Ausrede, die Anschuldigung des Mordes habe seine Gedanken verwirrt. Sein Verteidiger brachte auch diesen Gesichtspunkt mit großem Nachdruck zur Geltung, ohne aber bei den Richtern damit durchzudringen. Es liegt auf der Hand, daß ein verwirrter Mensch diese wohlüberlegten, zu Meineid auffordernden Briefe ebensowenig geschrieben hätte wie ein mit Unrecht verdächtigter.
Der oben zuerst erzählte, an dem Kaufmann Schmidt verübte Raubmord schien von den Richtern ganz vergessen zu sein, obwohl es eigentlich nahe gelegen hätte, ihn mit Tinius in Verbindung zu bringen. Da wurde die Sache, als Tinius einige Zeit in Haft gewesen war, von einer Seite angeregt, von der man es am wenigsten hätte erwarten sollen, nämlich – von Tinius selbst. Ehe er wissen konnte, daß seine Briefe aufgefangen wurden, schrieb er nämlich an seinen Freund St.: „Sollte etwa die Schmidtsche Geschichte mit hineingezogen werden – welches man aber jetzt gar nicht äußern darf und mag – sollte der Gastwirth H. darüber befragt werden, so soll er sagen, wie ich ihm im eingeschlossenen Zettelchen geschrieben habe, denn so war es, wie ich mich erinnere, und so müssen wir konform bleiben.“ Dieser Zettel und andere schriftliche Anweisungen bezogen sich auf den Nachweis eines Alibi für die Stunde zwischen 10 und 11 Uhr am 28. Januar 1812, dem Tage der Ermordung Schmidts, und auf das Beiseiteschaffen einer Pekesche und eines Schifferhutes, die im Pfarrhause lagen, solcher Kleidungsstücke also, wie sie der Verkäufer der dem Kaufmann Schmidt geraubten Obligationen beim Betreten des Fregeschen Comptoirs getragen hatte.
Die Untersuchung wegen des Schmidtschen Mordes wurde daraufhin wieder aufgenommen. Es wurde ermittelt, daß Tinius Mitte Januar des Jahres 1812 in dringender Geldverlegenheit gewesen war, daß er dann aber am 10. Februar den Preis für eine Bibliothek, die er aus dem Nachlaß eines Professors in Halle angekauft hatte, mit 300 Louisd’or baar erlegt und daß er um dieselbe Zeit noch andere Schuldsummen von etwa gleich hohem Gesammtbetrage in Gold heimgezahlt hatte.
Die drei Angestellten des Fregeschen Bankgeschäftes, welche den Verkäufer jener Obligationen gesehen oder abgefertigt hatten, wurden dem Magister Tinius gegenübergestellt. Näher zu thun gehabt hatte mit ihm nur der Kassierer, und dessen Zeugniß konnte in keinem Falle schwer wiegen, da er, wie oben erzählt ist, unmittelbar nach dem Verkauf einen Unbeteiligten irrigerweise als Verkäufer angegeben hatte. Ein zweiter Angestellter war mit dem Fremden im Comptoir zusammengewesen, hatte aber nicht sonderlich auf ihn geachtet, und der dritte Angestellte hatte ihn nur durch die geöffnete Thür des Nebenzimmers flüchtig gesehen. Alle drei Zeugen stimmten in der Aussage überein, daß Tinius in Alter, Aussehen und Haltung mit dem Verkäufer Aehnlichkeit habe; die Identität beider aber konnten sie nicht sicher behaupten.
Von fast entscheidender Wichtigkeit würde das Zeugniß der Schmidtschen Haushälterin gewesen sein, welche den Fremden zu ihrem Herrn ins Zimmer geleitet hatte; aber sie war bereits verstorben,
Während dieser Nachforschungen erstattete der Amtmann Hoffmann in Suhl dem Gericht Anzeige von einem Vorfall, der Tinius wiedernm in einem schlimmen Lichte zeigte.
Am 19. Januar 1813, also einige Wochen vor Ermordung der Frau Kunhardt, trat abends um sieben Uhr ein Fremder in das Hans des Amtmanns und wünschte ihn in Geschäften zu sprechen. Er gab dem Diener an, er heiße Lange und sei Bureaubeamter des Appellationsgerichtsraths Gröbel in Dresden. Der Diener führte ihn, da der Amtmann eben Besuch hatte, in die Gesindestube. Hier brannte ein Licht, und nun erkannten der Diener, dessen Frau und noch eine zufällig anwesende Witwe in dem Fremden trotz der Brille, die er ausnahmsweise trug, sofort den Prediger Tinius. Sie hatten ihn früher in der Ortschaft, wo er im Amte stand, ehe er nach Poserna kam, wiederholt predigen hören und waren ihrer Sache so sicher, daß sie zu ihm sagten, er sei doch der Prediger Tinius und nicht der Beamte Lange. Aber der Fremde bestritt das und fragte, wer denn Tinius sei. Er wünschte, daß man das Licht, das man vor ihn hingesetzt hatte, weiter entferne, weil er schlimme Augen habe. Auch bat er, ihn nicht eher anzumelden, als bis der Besuch fortgegangen und der Amtmann allein sei. Ferner erkundigte er sich, ob der Amtmann einen Hund um sich habe. Man bejahte diese Frage mit dem Bemerken, daß der Hund sehr bissig sei und einem, der seinen Herrn angreife, wohl Nase und Ohren abbeiße. Der Fremde sagte daraus, man möge, wenn er in das Zimmer des Amtmanns gehe, den Hund beseitigen, denn Hunde seien ihm zuwider. Nach einer Weile kam der Hund in die Gesindestube und umschnupperte den Fremden; die Anwesenden bemerkten aber, daß dieser nun sich um den Hund nicht weiter bekümmerte.
Nach einstündigem Warten entfernte sich der beim Amtmann weilende Besuch und der Fremde wurde eingelassen. Er stellte sich als den Bureaubeamten Lange vor und überreichte einen mit dem Namen des Gerichtsrathes Gröbel in Dresden unterzeichneten Brief, worin der Amtmann gebeten wurde, dem Ueberbringer einen Rechtskonsulenten zu empfehlen und bei Besichtigung und Ankauf eines bestimmten Landgutes, das nicht weit von Suhl lag, behilflich zu sein. Der Amtmann erwiderte seinem Besucher zunächst, er halte ihn für den ihm von früher her bekannten Prediger Tinius. Nach einigem Leugnen gab der Fremde zu, daß er der Prediger Tinius sei. Noch war aber der Amtmann harmlos, äußerte, die Besichtigung des Gutes sei wegen des gefallenen Schnees für jetzt unthunlich, behielt den Prediger zu Tisch und bot ihm auch ein Nachtlager an. Tinius verabschiedete sich jedoch gegen halb elf Uhr, weil er zu dieser Stunde eine Gelegenheit zur Rückfahrt habe. Den Brief ließ er sich zurückgeben – man fand ihn später in der Pfarre zu Poserna – bat auch, von seinem Besuch in Suhl zu schweigen. Dem Amtmann, der nachträglich seine eigenen Wahrnehmungen mit denen der Dienerschaft vergleichen konnte, kam nun der Besuch des Magisters Tinius um so verdächtiger vor, je länger er darüber nachdachte.
Vor dem Untersuchungsrichter gab Tinius die von dem [91] Amtmann Hoffmann und seinen Leuten bekundeten Einzelheiten sämmtlich zu. Zur Erklärung seines Besuches und Verhaltens behauptete er dann zuerst, er habe sich mit dem Gedanken getragen, das in dem überreichten Briefe erwähnte Landgut vielleicht einmal selbst zu kaufen. Später leuchtete ihm ein, daß ein solcher Anlaß die Ableugnung seines Namens gegenüber einem Manne, dessen Vertrauen und Dienste er in dem Briefe in Anspruch nahm, nicht hinreichend rechtfertige, und so brachte er eine andere Ausrede vor. Er sagte, er habe damals gehört, daß der Amtmann eine Abneigung gegen ihn hege, und ferner, daß derselbe zu jener Zeit krank gewesen sei. Da habe er, Tinius, gewünscht, sich mit Hoffmann auszusöhnen, und weil er gefürchtet habe, daß jener ihn abweise, wenn man ihm den Prediger Tinius melde, so habe er sich unter einem anderen Namen anmelden lassen, um in Hoffmanns Nähe kommen zu dürfen und nun erst dessen Gesinnung und das Maß seiner Versöhnlichkeit zu ergründen.
Fein berechnet war dieser Wink für den Richter, zu erwägen, daß der Amtmann Hoffmann, der diese fatale Geschichte vor Gericht erzählte und beschwor, eigentlich ein Feind des Angeklagten sei und daher wohl nicht recht Glauben verdiene! Aber die Wahrheit lag zu klar am Tage. Alle Einzelheiten des Besuches bei dem Amtmann Hoffmann sind überaus verständlich und nur verständlich, wenn man annimmt, Tinius wollte sich unerkannt und unter fremdem Namen bei Hoffmann einführen, unbedroht durch den Hund ihn in seinem Zimmer allein sprechen, ihn durch den Brief auf Geschäftssachen bringen und irgendwie zur Oeffnung seines Geldschrankes veranlassen, ihn in einem günstigen Augenblick mit dem Mordhammer niederschlagen, alles erreichbare Geld an sich nehmen und mit dem Raube von dannen ziehen. Tinius ließ seinen Mordplan unausgeführt, weil er sich erkannt sah oder die Umstände sonst für ungünstig hielt.
Aber das war noch nicht alles.
Durch den Stiefsohn des Predigers Tinius wurde folgendes zu den Akten gegeben: Ebenfalls im Jahre 1812 trat spät abends ein durch einen großen Mantel verhüllter Mann in die Wohnung der Schwiegermutter des Predigers, einer wohlhabenden Frau, und näherte sich dieser. Vergebens rief sie: „Wer ist Er denn? Was will Er noch so spät?“ Der Unbekannte antwortete nur: „Stille! Stille!“ Die alte Frau rief jedoch entschlossen nach ihrer Dienstmagd, und zum Glück war diese sofort zur Stelle. Jetzt gab sich der Unbekannte als den Prediger Tinius zu erkennen.
Briefe wie diejenigen, welche der Frau Kunhardt und dem Amtmann Hoffmann vorgewiesen worden waren, fand man im Pfarrhause zu Poserna noch fünf. Alle trugen erfundene Namen als Unterschriften, und von allen mußte Tinius einräumen, daß er sie geschrieben und unterschrieben habe. Er behauptete zwar, er habe sie auf Bitten von Leuten geschrieben, die er nicht näher gekannt und denen er doch die Bitte nicht habe abschlagen wollen. Aber wie durfte er sie dann ohne weiteres mit dem fremden Namen unterzeichnen? Es wurde ermittelt, daß wenigstens eine der Adressatinnen eine reiche und alleinstehende Dame war, und die Vermuthung liegt wiederum nahe, daß diese Briefe alle nur den Zweck hatten, die Anknüpfung eines Gespräches zwischen dem Adressaten oder der Adressatin und dem Unbekannten oder Falschbenannten zu vermitteln, eines Gespräches, das dann – mit dem Hammer abgeschlossen werden sollte.
Das Gericht sprach schließlich den Magister Tinius von der Anklage des am Kaufmann Schmidt verübten Raubmordes, so dringend auch der Verdacht gegen Tinius war, vorläufig frei, verurtheilte ihn aber wegen Raubmordes an der Frau Kunhardt zu achtzehnjähriger Zuchthausstrase. Die zweite Instanz setzte dieses Strafmaß unter Berücksichtigung der langen Untersuchungshaft auf zehn Jahre herab. Im Jahre 1823 trat Tinius seine Strafe an, die mit den 2 Jahren Zuchthaus für die Unterschlagung von Kirchengeldern also auf zwölf Jahre bemessen war.
Im Publikum war man, wahrscheinlich mit Recht, der Ueberzeugung, daß die Unthaten und Anschläge des unheimlichen Magisters, welche zur Kenntniß des Gerichtes kamen, nicht die einzigen seien, welche er ausgeführt habe. Wegen der in Thüringen herrschenden kleinstaatlichen Zersplitterung der Rechtspflege und wegen der kriegerischen Zeitläufte mochte manche Nachforschung nach Verbrechen unterblieben sein, die unter anderen Verhältnissen vorgenommen worden wäre. Man erzählte sich z. B. folgenden Vorfall aus dem Jahre 1810 oder 1811: Ein Viehhändler, ein junger kräftiger Mann, reiste an einem heißen Sommertage mit der Post von Querfurt nach Leipzig. Er wollte dort Geschäfte erledigen und trug eine um den Leib geschnallte wohlgefüllte Geldkatze. Außer ihm saß im Postwagen nur noch ein Reisender, der ein Lehrer oder Beamter zu sein schien. Während des Gesprächs, das beide miteinander führten, bot dieser Reisende dem Händler eine Prise an, indem er ihm eine silberne Dose hinhielt. Der Händler griff hinein und schnupfte. Bald darauf klagte er über Schwere im Kopfe und über Schläfrigkeit. „Das kommt von der Sommerhitze,“ sagte der Gefährte mit der Dose; „da, nehmen Sie noch eine Prise, das erfrischt die Lebensgeister.“ Der Händler folgte der freundlichen Einladnug. Als der Postwagen in Leipzig ankam, fand man ihn allein im Wagen und tief schlafend; als er mit Mühe wachgerüttelt war, bemerkte er mit Schrecken, daß seine Geldkatze fehlte. Von den letzten Stunden der Fahrt hatte er nur die Erinnerung, daß er bald nach der zweiten Prise fest eingeschlafen sein müsse. Der Reisegefährte war, wie der Postillon angab, unterwegs schon auf einer der ersten kleinen Stationen ausgestiegen. Die polizeilichen Nachforschungen nach ihm waren vergeblich.
Man wußte noch von drei oder vier ähnlichen Vorfällen, die sich in Zwischenpausen von je einigen Monaten auf der Poststraße zwischen Weißenfels und Leipzig und auf deren Abzweigungen ereignet hatten. Der Beraubte hatte jedesmal neben dem Manne mit der Dose allein im Wagen gesessen, hatte jedesmal eine ihm angebotene Prise genommen und war jedesmal schlafend und allein am Ziele angekommen, um erst dort den geschehenen Raub zu bemerken. Von der Dose und der Prise wußten alle diese Beraubten zu erzählen, aber ihre Angaben über Aussehen und muthmaßlichen Beruf ihres Reisegefährten gingen weit auseinander. Im Volke wurde später der Magister Tinius für diesen Räuber gehalten, und ein Gerücht wollte wissen, daß die Gerichtspersonen, die nach der Ermordung der Frau Kunhardt in der Pfarre zu Poserna Haussuchung hielten, dort Perücken, Bärte und Anzüge zum Verkleiden gefunden hätten, ohne aber besondere Notiz davon zu nehmen.
Weder im Untersuchungsgefängniß noch im Zuchthaus war im Verhalten oder in den Aeußerungen des Magisters Tinius irgend etwas erkennbar, was auf Reue oder Gewissensbisse schließen ließ. Man beschäftigte ihn meist mit schriftlichen Arbeiten, und er war dabei fleißig, ruhig und zufrieden. Religiöse Bedürfnisse schien er nicht zu haben, obwohl er in den Mußestunden, die man ihm gewährte, eine Studie über die Offenbarung Johannis ausarbeitete. Zu allgemeinem Erstaunen überstand er die Zucht hausstrafe und trat nun im Jahre 1835 als angehender Siebziger wieder in die Welt, gebleichten Haares, aber ungebeugten Sinnes. In Thüringen war er mit seiner Dose und seinem Hammer schon bei Lebzeiten fast zur Sage geworden. Jetzt erschien er leibhaftig wieder, und die Nachricht, „Tinius kommt“, ging wie ein Schreckensruf durch das Land. Er lebte von da an in großer Dürftigkeit; seine Familie hatte sich von ihm losgesagt, und seine frühere Gemeinde warf für seinen Unterhalt nur 25 Thaler jährlich aus. Längere Zeit verweilte er im Landarmenhaus zu Zeitz. Hier sprachen ihn zuweilen einige Besucher, und es beglückte ihn, wenn sie ihm eine Erfrischung zukommen ließen, und noch mehr, wenn der Geistliche der Anstalt oder sonst ein gebildeter Mann ein wissenschaftliches Gespräch mit ihm anknüpfte. Seine Vergangenheit und seinen Prozeß zu berühren, vermied er keineswegs; er sprach darüber völlig leidenschaftslos und gelassen und suchte nur zu beweisen, daß alles Böse, was man ihm nachsage und nachgewiesen zu haben meine, lediglich in der Einbildung der Zeugen und Richter bestehe; diese seien in Irrthümern befangen gewesen und durch Trugschlüsse verleitet worden. Nie kam ein Wort des Grolles oder der Verbitterung über seine Lippen. Im Armenhaus blieb er nicht, weil die in der Anstalt herrschende Unruhe und Pünktlichkeit ihm störend wurde. Er lebte, allgemein gemieden, bald in diesem, bald in jenem Dorfe in Thüringen. Hin und wieder verschaffte er sich durch Korrekturen, die er für Druckereien besorgte, einen kleinen Verdienst.
Ein alter Weimaraner, Julius Schwabe mit Namen, hat vor einigen Jahren seine interessanten Lebenserinnerungen veröffentlicht. Wir lesen darin, daß er im Jahre 1838 als Tertianer während der Herbstferien zum Besuch bei einem Onkel weilte, der in Ilmenau in Thüringen Superintendent war. Eines Abends saßen die Bewohner des Pfarrhauses plaudernd zusammen, da [92] erzählte der Superintendent als Neuigkeit, daß der Magister Tinius nicht mehr in Zeitz, sondern nur zwei Stunden von Ilmenau in dem Dorfe Ascherode wohne. „Der schreckliche Pfarrer in unserer Nähe?“ fragte schaudernd die Frau vom Hause. Die Kinder erkundigten sich nun, was für eine Bewandtniß es mit dem schrecklichen Pfarrer habe, und darauf begann der Superintendent von Tinius zu erzählen. Eine seiner Geschichten möge hier folgen:
Vor dem Mordanfall auf die Kunhardt, im Winter des Jahres 1812 kam Tinius abends nach 7 Uhr in das Haus des Domänenpächters Amtmann N., den er persönlich kannte und schon mehrmals besucht hatte. Er kam wenige Tage vor dem Termine, an welchem N. sein halbjähriges Pachtgeld zu zahlen hatte, und es war wahrscheinlich, daß die hierzu nöthige Geldsumme bereits vorräthig lag. Als Zweck seines Besuches gab Tinius an, er wünsche sich nach den Verhältnissen eines benachbarten Gutsbesitzers zu erkundigen, der eine ihm bekannte reiche Dame um ein bedeutendes Darlehn gebeten habe. Es waren bereits dunkle Gerüchte über das Treiben des unheimlichen Pfarrers in das Publikum gedrungen, von denen auch N. gehört hatte. Aber wie die meisten schenkte er ihnen keinen Glauben, denn diesen wohlgestellten Mann, diesen ausgezeichneten Kanzelredner und pflichtgetreuen Beamten für einen Räuber zu halten, schien doch gar zu ungeheuerlich. N. gab die verlangte Auskunft, behielt den Pfarrer zum Abendessen, und als dieser aufbrechen wollte, lud er ihn ein, über Nacht zu bleiben, da es zu spät sei, um noch nach dem zwei Stunden entfernten Poserna zu gehen. Tinius nahm die Einladung dankend an. Der freundliche Wirth geleitete seinen Gast in dessen Schlafzimmer, worauf dieser, wie um die Höflichkeit zu erwidern, sagte: „Nun muß ich auch sehen, wo Sie schlafen!“ Er ging mit dem Amtmann in dessen gegenüber auf der andern Seite des Flurs liegendes Schlafzimmer, wo sein Auge rasch die Oertlichkeit überblickte und wahrnahm, daß des Amtmanns Pult in demselben Raume stand und daß auch das Nachtlicht bereits angezündet war.
Mitternacht kam heran. Im Hause war alles still. Da öffnete sich leise die Thür zu des Amtmanns Schlafgemach, eine dunkle Gestalt schlich herein und näherte sich mit dem unhörbaren Schritte eines Raubthieres dem Bette, auf die tiefen Athemzüge des Schlafenden horchend. Da schlug im Nebenzimmer ein Hund laut an, der Amtmann erwachte und sah vor sich den Magister Tinius, in der rechten Hand einen Hammer, in der anderen einen großen Nagel haltend; an seinem linken Arme hing ein Blumenkranz. Erschrocken, doch rasch sich ermannend, sprang N. aus dem Bette, packte Tinius an der Brust und drückte ihn an die Wand. „Hab’ ich Dich, Schurke?“ schrie er ihn an.
Tinius blieb ruhig und sagte: „Kommen Sie doch zur Besinnung, lieber N.! Was denken Sie denn von mir?“
„Daß Du ein Räuber, ein Mörder bist! Was soll der Hammer in Deiner Hand?“
„Mein Gott, so besinnen Sie sich doch,“ sprach Tinius mit beruhigender Stimme weiter. „Morgen ist ja Ihr Geburtstag, und hier, sehen Sie diesen Blumenkranz, den wollte ich über Ihr Bett nageln, damit er Ihnen beim ersten Erwachen meinen Geburtstagsgruß brächte!“
„Sie lügen, Herr Magister,“ entgegnete der Amtmann, ihn gleichwohl von seinem festen Griff befreiend. „Die Geschichte da mit dem Kranze glaube ein anderer! Wie konnten Sie denken, daß ich nicht erwachen sollte, während Sie dicht neben mir einen Nagel in die Wand schlügen?“
„Nun, sehen Sie,“ sagte Tinius lächelnd, „für diese Frage giebt es eine einfache scherzhafte Lösung. Sie äußerten, als wir an Ihrem Tische saßen, Ihr Schlaf sei so gesund und fest, daß man eine Pistole an Ihrem Bette losschießen könnte, ohne Sie zu erwecken.“
„Und was für einen Grund hatten Sie, diesen verdächtigen Hammer bei sich zu führen?“ fragte der von seinem Mißtrauen durchaus nicht befreite Amtmann weiter.
„Das beruht auf einem sehr harmlosen Zufall,“ antwortete Tinius, „Sie wissen ja, ich bin ein halber Tischler und besorge die an meinen zahlreichen Büchergestellen vorkommenden Ausbesserungen meist eigenhändig. ‚Die Axt im Haus erspart den Zimmermann‘, sagt unser Schiller. Vorgestern brauchte ich zu einem solchen Zwecke den Hammer, wollte ihn dann beiseite legen, und da gerade kein bequemer Platz hierzu war, steckte ich ihn einstweilen in die Tasche des neben dem Bücherregal hängenden Mantels, wo ich ihn vergaß und erst heute abend entdeckte. Ohne diesen Zufall hätte ich den Kranz heimlich auf den Tisch vor ihrem Bette gelegt.“
„So ganz ziemlich leidlich präpariert! wie mein lateinischer Lehrer zu sagen pflegte,“ brummte der Amtmann verdrießlich. „Nun aber, bitte, da drüben ist Ihr Zimmer. Und morgen früh –“
„Werde ich das Vergnügen nicht haben,“ unterbrach ihn Tinius, „den Geburtstagsgruß zu wiederholen, den Ihnen dieser Kranz in meinem Namen bringen sollte, denn die aufgehende Sonne wird mich auf dem Wege nach Poserna finden, wo ich schon früh am Tage Amtsgeschäfte zu erledigen habe. Schlafen Sie wohl, und – – ja, Sie haben mir doch recht weh gethan!“ –
Man möchte kaum glauben, daß die Geschichte sich so zugetragen hat, wie sie hier mitgetheilt ist. Wie hätte Tinius, wenn es ihm wirklich gelang, den Amtmann zu töten, zu berauben und dann unbemerkt aus dem Hause zu entkommen, den Kopf wieder aus der Schlinge ziehen wollen, da ihn das Hauspersonal doch jedenfalls kannte? Aber freilich, Tinius wagte viel! Indessen ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß diese Geschichte von dem Amtmann N. eine sagenhafte Fortbildung und Ausbildung desjenigen Vorfalls ist, der sich laut gerichtlicher Feststellung im Hause des Amtmanns Hoffmann in Suhl zutrug und den wir oben erzählt haben.
Ernst und nachdenklich saß im Pfarrhaus zu Ilmenau die Zuhörerschaft, als der Superintendent seine Erzählung über Tinius beendet hatte. Auf dem Kirchthurm schlug es 9 Uhr. Da erklang die Glocke der sich öffnenden Hausthür und man hörte auf dem Hausflur Schritte, die näher kamen. Der Superintendent öffnete die Thür, und ein alter Mann mit eisgrauem Haar, aber aufrechter Haltung, ärmlich, doch sauber gekleidet, trat ins Zimmer.
„Wer sind Sie?“ fragte der Superintendent.
„Ich bin der Magister Tinius“ – –
Schwabe erzählt: Was wir bei diesen Worten empfanden – wie könnte ich es beschreiben! Eine Mischung von Schreck, Grauen und höchstem Interesse durchrieselte uns, als wir den einst so gefürchteten und auch jetzt noch mit ängstlicher Scheu gemiedenen merkwürdige Mann vor uns im Zimmer stehen sahen. Die Tante hatte sich rasch von ihrem Sitze erhoben, bleich vor Schreck; der Onkel war einen Schritt vor dem noch in der Thür stehenden Greis zurückgetreten. „Ich bin der Magister Tinius,“ wiederholte dieser „und bitte um Verzeihung, wenn ich störe. Ich habe ein kleines Anliegen an Sie, Herr Superintendent.“
Dies Anliegen bestand darin, daß der Superintendent im Nachlaß eines kurz zuvor verstorbenen Geistlichen seiner Diözese nach einem seltenen Buche forschen sollte, das Tinius dem Verstorbenen einst geliehen hatte. Der Superintendent wies ihn mit diesem Anliegen an den Rechtsanwalt, der den betreffenden Nachlaß regelte, und fuhr dann fort:
„Denken Sie noch diese Nacht nach Ascherode zurückzugehen?“
„Nein,“ versetzte Tinius, „dazu reichen meine Kräfte nicht mehr aus. Ich habe vorige Woche mein fünfundsiebzigstes Lebensjahr angetreten. Leider bin ich augenblicklich nicht im Besitze der Mittel, um ein Nachtquartier zu bezahlen. Sollten Sie mir ein auch noch so bescheidenes Kämmerchen zum Schlafen gewähren, so wäre ich äußerst dankbar.“
„Ich bedaure, Herr Magister! Sie begreifen.“
„Ich begreife, Herr Superintendent!“ erwiderte Tinius lächelnd und nach dem Thürschloß greifend.
Der Superintendent schrieb eine Anweisung an den Gastwirth des Ortes und übergab sie dem Magister, damit er sie im Gasthause vorzeige und dort übernachte.
„Ach wie froh bin ich,“ sagte einer der Knaben zum Onkel, „daß Du den gefährlichen Mann nicht im Hause behalten hast! Er hatte gewiß Schlimmes im Sinne!“
„Das glaube ich nicht,“ entgegnete der Onkel, „und gefährlich ist er gewiß nicht mehr. Aber es widerstrebte mir doch, einem Manne, der sich mit so vielen und großen Verbrechen beladen hat, mein Haus zü öffnen und Gastfreundschaft zu erweisen, die ich sonst so gern übe.“ –
Ueber das Ende des Magisters Tinius scheint nichts Näheres bekannt geworden zu sein, als daß Verwandte von ihm, die als Schäfer in der Provinz Brandenburg lebten, ihm eine Zufluchtsstätte boten und daß er bei ihnen gestorben ist.
Fortschritte und Erfindungen der Neuzeit.
Wie die Elektrizität Licht, Kraft und Rede auf weite Entfernungen vermittelt, so ist auch die Beförderung von Personen und Gütern eine ihrer vorzüglichsten Aufgaben. Auf dem Gebiet der Straßenbahnen hat diese Aufgabe bereits eine annehmbare Lösung gefunden. Der Strom eilt in einer Drahtleitung dem fahrenden Wagen nach, fließt aus einer metallenen Gleitstange in ihn über und versetzt den Motor in Drehung. Dieser Motor befindet sich in der Regel unter dem Gefährt, ist äußerst einfach, leicht und billig, und seine ursprüngliche Empfindllchkeit gegen Erschütterungen, sowie gegen den Unrath der Straße ist durch Verbesserungen endlich glücklich überwunden; er kann gereinigt werden, ohne eine besonders zarte Behandlung zu beanspruchen. Endlich ist er leicht zu lenken, in Gang zu setzen und anzuhalten, und was noch mehr als alle diese Bequemlichkeiten bei einem großen Verkehr in die Wagschale fällt: seine Einträglichkeit ist so gut wie gesichert, wenn es auch den Anschein hat, als ob auf europäischem Boden dies nicht in demselben Maße wie drüben in Amerika sich herausstellen wollte. Und so wird es doch wohl noch soweit kommen, daß überall das Straßenbahnpferd, diese thierische Maschine mit ihren Bedürfnissen an Fütterung, Pflege, Schonung, Stallraum, durch die viel anspruchlosere metallene Maschine ersetzt wird.
Auf dem Gebiet der elekkrischen Straßenbahnen machen sich zwei Richtungen geltend, in denen der erfinderische Geist auf die Suche gegangen ist: die eine arbeitet mit oberirdischer, die andere mit unterirdischer Stromzuleitung. Die erste besteht darin, daß die elektrische Betriebskraft in einem Draht fließt, der hoch über den Köpfen der Fußgänger und Fuhrwerke, 6 Meter über der Straßenlinie, gespannt ist.
Für das zweite, das unterirdische System, wäre es wohl am einfachsten gewesen, die Elektrizität durch die bloße Fahrschiene zuzuleiten. An diesen Gedanken knüpften sich die ersten Hoffnungen, und in dieser Weise baute auch der kürzlich verstorbene Werner v. Siemens seine erste Bahn in Lichterfelde, überhaupt die erste elektrische Bahn der Welt für den Alltagsverkehr. Allein diese allzugroße Einfachheit hat sich nicht bewährt. Benutzt man nämlich eine der Schienen zur Stromleitung, so geht, abgesehen von anderen Unannehmlichkeiten, zu viel Elektrizität durch das Erdreich verloren. Zur Stromrückleitung hingegen ist die Schiene vollkommen verwendbar. Man sah sich daher genöthigt, für die Zuleitung eine Kupferstange zu benutzen, die entweder in einem offenen oder in einem geschlossenen Kanal zwischen den Schienen, oder in dem Hohlraum einer der beiden Fahrschienen, die zu diesem Zwecke kastenförmig gegossen wurde, dahinlief. Ist der Kanal offen, dann reicht durch seinen Schlitz ein Arm vom Wagen hinunter und holt sich dort seinen Strombedarf. Ist der Kanal geschlossen, dann wird natürlich die Art, wie der Wagenmotor zu seiner Elektrizität kommt, eine sehr verwickelte. Alles in allem genommen sind die unterirdischen Anlagen sehr theuer, durch ihre Kompliziertheit unangenehm und häufigen Reparaturen unterworfen, und die mit offenen Kanälen noch nebenbei allerlei Beschädigung durch schlechtes Wetter oder Bubenhand ausgesetzt.
Es erscheint nun als ein Ausweg, die Idee der oberirdischen und der unterirdischen Leitung gewissermaßen miteinander zu verbinden, indem man die Betriebskraft zwar durch die Fahrschiene zuleitet, die Fahrschiene selbst aber samt den Wagen in die Luft hängt. Die so gewonnene Bahn würde in sich mit den Vorzügen der zwei Systeme einen dritten vereinigen: sie wäre eine Hochbahn; sie würde weder den ungeheuren Straßenverkehr der modernen Riesenstädte stören, noch von demselben gestört werden.
Werfen wir einen Blick auf das Bild eines solchen Projektes, von dem eine Versuchsstrecke in der Länge von 2 Kilometern zu St. Paul im Staate Minnesota ausgeführt wurde. In Nordamerika finden ja neue Ideen jederzeit rasche Hände und hilfbereite Kapitalien.
Diese Hochbahn, nach ihrem Erfinder als das „System Enos“ bezeichnet, ruht nur auf einer einzigen Säulenreihe, wie der Storch auf einem Bein, beansprucht also sehr wenig Raum. Die Säulen sind 13 Meter voneinander entfernt, lassen demnach dem Droschkenverkehr den nöthigen Durchpaß; sie sind 8½ Meter hoch, so daß selbst hochbeladene Fuhrwerke darunter hinweg können. Die zu beiden Seiten der Säulen wie Arme ausgebreiteten Gerüste tragen starke Fahrschienen, welche ihrer Länge nach durch ein Gitterwerk unterstützt sind; an diesen Schienen hängen die Wagen mit ihren Insassen. Sie hängen an Rollen, die über der Schiene hinlaufen, aus dieser den elektrischen Strom schöpfen und ihn dem seitlich angebrachten Motor zuführen, der sie dafür in Bewegung setzt. Unterhalb der Fahrschiene befindet sich eine kleinere Schiene, welche von kleineren Rollen rechts und links gefaßt wird, damit der Wagen nicht baumelt. Diese Führungsschiene dient auch zugleich zur Rückleitung des Stromes nach der Centralstation, wo die Kraftquellen, die großen Dynamomaschinen, stehen. Die Art der Aufhängung der Wagen ist natürlich eine solche, daß der Schwerpunkt derselben sich senkrecht unter der Trag- und Fahrschiene befindet. Die Unterkante der Wagen schwebt nie tiefer als 4,27 Meter über dem Pflaster. Auf unserem Bilde sind zwei Wagen angedeutet, der eine rechts, der andere links; sie kreuzen sich, der eine geht, der andere kommt.
So einfach dieses System ist, so würde es doch für geringwerthigere Güter, als der Mensch eines ist, also z. B. für Sand, Erz, Thonerde, Kohle, noch immer allzugroße Kosten erfordern und den Preis dieser Dinge unverhältnißmäßig in die Höhe treiben. Man mußte sich deshalb nach einem schlichteren Beförderungsmittel umsehen, einem solchen, das keiner Straße benöthigt, also gleichsam den Flug des Vogels nimmt, für das demnach kein Boden augekauft werden muß, das den Bau von Brücken, Dämmen, Durchlässen erspart, das über Bäche, Gräben, Erdspalten, Ungleichheiten des Bodens wegsetzt, das weder Begleitung noch Führung beansprucht, sondern ganz allein seinen Weg verfolgt, das die Landwirthschaft nicht stört wie jene Bahnböschungen, welche dem Pflug des Bauern Halt gebieten. Ein solches Betriebsmittel ist gefunden; es ähnelt der eben beschriebenen Enos’schen Hochbahn so sehr, als ob es daraus entsprungen wäre; es ist aber bedeutend älter und unterscheidet sich von jener durch einen viel weniger soliden Bau: wir meinen die elektrische Seilbahn, oder die „Telpherage“.
Da sind Paare von Holzpfosten 20 Meter weit voneinander in den Erdboden eingerammt; auf jedem liegt ein Querbalken. Ueber die Querbalken laufen statt der Schienen zwei starke Drähte (S) aus Bessemerstahl für zwei in entgegengesetzter Richtung fahrende Züge. Jeder Draht hat die Doppelaufgabe, einerseits die Rollen (P) der fahrenden Körbe (N) und der Lokomotive (M) zu tragen, somit als Schiene zu dienen – freilich eine sehr schwankende Schiene – andererseits die Stromzuleitung zur Lokomotive zu besorgen. Wenn die Tragkörbe an der Endstation angekommen sind, stoßen sie an einen Auslöser, kippen infolgedessen selbstthätig um und entleeren sich. Unter der Lokomotive dürfen wir uns natürlich nicht vorstellen, was wir gewöhnlich darunter verstehen, so ein rundliches rauchendes Ungeheuer mit pustendem Schlot und schriller Pfeife. Sie ist eher etwa einem eisernen Stuhl ohne Beine zu vergleichen, der also nur aus Sitzbrett und Lehne besteht. Auf dem Sitzbrett ist ein kleiner Elektromotor von wenigen Pferdekräften festgeschraubt; die Lehne hängt mit einigen Rollen (Q) am Drahtseil. Das Gewicht der ganzen Lokomotive ist nicht größer als das eines beladenen Tragkorbes. Sie würde deshalb bei einem größeren Lastzug zu gleiten anfangen und nicht von der Stelle kommen, wenn nicht ihre Fahrrollen mit Gummireifen überzogen wären, wodurch eine stärkere Reibung auf dem Geleisedraht erreicht wird.
Der Erfinder des Telphersystems ist der verstorbene Professor Fleeming-Jenkin, [94] der die erste Linie zu Glynde in der Grafschaft Sussex auf dem Gute des Lord Hampden im Jahre 1885 in Angriff nahm. Damals hat auch die „Gartenlaube“ (Jahrgang 1885, S. 880) kurz darüber berichtet. Die Linie war eine englische Meile lang und beförderte Thonerde nach der Sussex-Portland-Cement-Fabrik. Da Jenkin während des Baues starb, wurde die Strecke von Professor John Perry zu Ende geführt. In Amerika sind die Telpherlinien vielfach in Verwendung. Die längste mißt etwa 300 Kilometer; sie befördert die Briefschaften zwischen Buenos-Ayres und Montevideo in regelmäßigen Zwischenräumen von je zwei Stunden hin und her. Eine der späteren Anwendungen, welche das Auge der Fachmänner und das Interesse des Publikums auf sich lenkte, war die Telpherlinie auf der letzten elektrischen Ausstellung zu Edinburgh im Jahre 1890 (siehe die Abbildung auf Seite 93). Ihre Neuheit bestand darin, daß sie zur Personenbeförderung benutzt wurde. Ein Zug von drei Wagen lief über ein starkes Drahtseil aus Stahl in der Dicke von 33 Millimetern, das an den Wegkrümmungen durch eine gebogene Schiene ersetzt war. Jeder Wagen hing an seinen Laufrädern mittels Federn (M), so daß er durch sein Gewicht immer in senkrechter Lage verblieb, selbst wenn das Seil etwas bergan stieg; er enthielt Sitzplätze für vier Passagiere. Die Lokomotive entnahm ihre Triebkraft einem zweiten dünnern Drahte, der auf Isolatoren, ähnlich den Porzellanglocken der Telegraphenstangen, ruhte. Den Rückweg nach der Centralstation dagegen suchte der Strom durch das Geleisedrahtseil selbst.
Ob eine solche Anlage für den Personenverkehr in größerem Maßstabe sich eignet, hauptsächlich angesichts der Gefahren, welche aus der geringen Festigkeit des Baues oder einem Seilbruch drohen, mag noch dahingestellt bleiben. In Edinburgh war es das Schwanken des Seils und das damit verbundene Auf- und Niederhüpfen der Wagen, worüber die Fahrenden nicht gerade entzückt waren, und das ist erklärlich in einem Jahrhundert, das mit demselben Recht das elektrische wie das nervöse genannt wird. Manche Leute freilich würden selbst eine etwas gewaltsame Schaukelbewegung jenem entsetzlichen Rasseln, Schütteln und Stoßen vorziehen, das leider noch immer so viele unserer Eisenbahnwagen auf festem Schienenstrang auszeichnet.
Auf Geben und Nehmen.
(5. Fortsetzung.)
Herr Jaspersen erreichte den „Falken“, als dieser schon innerhalb des Hafens war, und ging, so rasch es sich thun ließ, an Bord. Während der Fahrt zum Landungsplatz saß er bleich und still neben dem Lager seiner Tochter, deren Ohnmacht immer noch nicht weichen wollte. Einer der Offiziere, bewegt von diesem wortlosen Schmerze, leistete ihm Gesellschaft und berichtete über die Ereignisse der letzten Stunden. Die „Bachstelze“ sei mit einer Wache unter dem Schutze der Insel zurückgeblieben und könne von dort aus bei dem guten Wetter, das sich ankündige, leicht in den Heimathhafen gelangen; Lieutenant Gebhardt liege in bleiernem Schlafe, scheine aber ernstlichen Schaden nicht genommen zu haben, was ja nach Aussage des Arztes auch von dem Fräulein zu hoffen sei. Nur über Frettwurst, den Burschen des Lieutenants, fehle jede Nachricht.
Theilnahmlos hörte der Lehrer zu; er wartete mit verzehrender Ungeduld auf den Augenblick der Landung, und kaum hatte der „Falke“ Anker geworfen, so ließ er seine Tochter ans Land schaffen, um sie unverzüglich in den Schutz des elterlichen Hauses zurückzubringen, dem sie sich zu so unglücklicher Stunde entzogen. Gebhardt hatte er auch jetzt nicht gesehen.
Einige Tage vergingen.
Herbert hatte sich leidlich erholt, und auch über Hildes Befinden hörte man befriedigende Nachrichten, Aber das Leid um das Schicksal des treuen Frettwurst, die Verwirrung, in welche er seine und Hildes Zukunft gestürzt, die Besorgniß, wie man ihn im Schulhaus empfangen werde, das alles lastete schwer auf dem Gemüth des Offiziers.
Er hatte wohl gemerkt, wie man im Kreise seiner Kameraden, trotz aller Theilnahme für das junge Mädchen, seine Verlobung nicht als ernsthaft gemeint auffaßte. Es fielen darüber keine greifbaren Aeußerungen, gegen die er hätte Verwahrung einlegen können, sondern was ihn nadelfein und nadelscharf verletzte, das war eine halb gutmüthige, halb frivole Aeußerung, die zwischen den Worten lesen ließ, ein zweifelnder Blick oder ein überlegenes Zucken um den Mund. Er gab es von Anfang an auf, dagegen anzukämpfen. Mochten sie denken und reden, was sie wollten – was er selbst zu thun hatte, stand ihm unverrückbar vor Augen!
Herbert war immer noch dienstunfähig, als ihm der Stationschef, ein aristokratischer Herr mit blank poliertem Schädel und wallendem Blondbart, einen Besuch an Bord machte, denn die Excellenz hielt ganz besondere Stücke auf den tüchtigen jungen Offizier.
Nachdem Herbert seinen innigen Dank für die Hilfe des „Falken“ abgestattet hatte, fragte ihn der Chef vertraulich nach der kühnen Sportsfreundin, die in der Schreckensnacht an seiner Seite gewesen sei, und ob das Gerücht, daß er sich mit dem Mädchen verlobt habe, auf Wahrheit beruhe; hoffentlich sei das alles leeres Geschwätz.
Erröthend, aber bestimmt gab der Lieutenant Auskunft. Lediglich durch seinen eigenen Leichtsinn sei das Fräulein bloßgestellt worden. Gerade deshalb müsse er durch seine Verlobung den Leuten das Recht nehmen, sich verletzend über die Dame zu äußern, die ihm durch die Ereignisse jener unheilvollen Fahrt nur noch theurer geworden sei. Freilich habe er noch nicht förmlich um ihre Hand angehalten, wolle sich aber unverzüglich die Zustimmung der Eltern erbitten.
Der Chef schüttelte den Kopf.
„Aber mein lieber Gebhardt, Sie müssen sich doch sagen, daß Sie als aktiver Offizier die Tochter eines Dorfschullehrers, noch dazu eines hier ansässigen, unbedingt nicht ehelichen können.“
In Herberts noch tief erregter Seele flammte es auf. „Wenn dem so ist, Excellenz,“ rief er bitter, „so glaube ich in einer Sphäre, in der so engherzige Anschauungen maßgebend sind, überhaupt keinen Raum mehr zu haben. Die Tochter eines Emporkömmlings darf ich heirathen, vorausgesetzt, daß sie reich ist und ihre Familie soviel gesellschaftlichen Schliff besitzt, um nicht gerade Anstoß zu erregen, mag die Dame im übrigen so hohl sein, wie sie will; aber die Tochter eines Lehrers, die Geist und Herz besitzt, deren Vater für die Menschheit zehnmal mehr leistet als so ein Geldmensch – die zu heirathen ist nicht standesgemäß! Eine solche Verwirrung der Begriffe ist ebenso widerspruchsvoll, wie sie meinen Anschauungen über Herzenstakt widerstreitet!“
Glücklicherweise war der Chef, trotz ansgeprägter Standesvorurtheile, ein billig denkender Mann, der, zumal unter so besonderen Umständen, diesen jugendlichen Ausbruch des Unwillens menschlich, nicht dienstlich auffaßte. Beruhigend entgegnete er: „Sie sind leidenschaftlich erregt, Gebhardt, und überdies, wie mir scheint, in einer selbstverschuldeten verwickelten Lage. Ich kann und will daher, was ich eben gehört habe, nicht als Ihr letztes Wort gelten lassen. Ueberlegen Sie sich die Sache reiflich! Unsere sogenannten Vorurtheile mögen in einzelnen Fällen verletzend, sogar ungerecht wirken, allein für das Wohl der Gesamtheit sind sie unbedingt nothwendig. Gemeinsamkeit auch der äußeren Lebensbedingungen – das schweißt ein Corps zusammen. Als Gelehrter oder Künstler mögen Sie nach Ihrer eigenen Façon selig werden, doch als Offizier müssen Sie es verstehen, sich in jeder Beziehung zu uniformieren!“
„Gerade dies widerstrebt mir aber, Excellenz!“
„Gebhardt, nehmen Sie Vernunft an! Es sollte mir um Sie und den Dienst leid thun, wenn sich ein hoffnungsvoller Offizier wegen einer Liebesangelegenheit den Hals bräche! Lassen Sie sich doch nicht fangen! Ihr feiner Ehrbegriff ist falsch dirigiert. Ihre erste Pflicht besteht darin, einen brauchbaren Offizier. wie Sie einer sind, dem Dienst des Königs zu erhalten. Dahin weist Ihr Kompaß!“
Herbert senkte einen Augenblick den Kopf, doch schon in der nächsten Sekunde richtete er ihn wieder stolz empor. „Ich danke für das Wohlwollen, Excellenz, und weiß es zu schätzen. Ich weiß auch, daß viel Wahrheit in Ihren Worten liegt. Indessen, Excellenz irren. Es handelt sich für mich nicht um eine einfache Liebesangelegenheit. Die Liebe beeinflußt wohl mein ganzes Denken – wie könnte ich das leugnen? – aber sie giebt hier
[95] trotzdem nicht den Ausschlag. Es handelt sich um meine Menschenpflicht, und diese steht mir höher als jede andere. Wenn Excellenz dies als thöricht verurteilen, muß ich es mir gefallen lassen wie alle übrigen Folgen. Ich hoffe, Excellenz werden nun umsoweniger meinem Abschiedsgesuch etwas in den Weg legen.“
„Den Teufel auch – was ich nur immer kann! Dieses Gesuch wäre einfach überspannt! Bei Ihren gesunden Knochen besitzen Sie ja gar keinen Vorwand dafür.“
Herbert lächelte trübe. „Der Vorwand pflegt sich immer zu finden, Excellenz. Ich würde aber einen solchen verschmähen und unumwunden meine Gründe aussprechen; ich glaube nicht, daß man dann die Genehmigung meiner Verabschiedung irgendwie hintanhalten wird.“
„Na, ich kann Ihnen nur noch einmal sagen, machen Sie keine Dummheiten, die Sie Ihr ganzes Leben hindurch nicht verdauen würden! Gerade jetzt gehen zu wollen, wo Sie vor einem so wichtigen auszeichnenden Kommando stehen! Also – überlegen Sie die Sache noch einmal!“
„Sie ist überlegt, Excellenz.“
Halb bekümmert, halb ärgerlich erhob sich der Chef und verließ mit einem „Wollen sehen!“ die Offizierskammer. – –
Obgleich Herbert sich noch an allen Gliedern wie zerschlagen fühlte, machte er sich dennoch, sobald er nur einigermaßen seine Bewegungsfähigkeit wieder erlangt hatte, auf den Weg nach dem Stranddorf.
Wohl war er sich bewußt, daß er als Schuldiger, als Bittender zu erscheinen habe, aber ihn ermuthigte auf der anderen Seite das Bewußtsein, eine Sühne mit sich zu bringen, wie sie die Eltern kaum hätten erhoffen können.
Als er in das Schulhaus trat, kam ihm Trina mit dick verschwollenen Augen entgegen.
„Was macht Hilde?“ fragte er erregt.
Trina zuckte finsteren Blickes die Achselm „Noch lebt sie, Herr Leutenant. Sie sollten ihr aberst lieber nich nahe kommen. Was haben Sie uns hier angericht’!“
Herbert antwortete nicht, denn eben erschien die Gestalt des Hausherrn dem er in der nächsten Sekunde gegenüberstand. Er stürzte ihm fassungslos um den Hals.
„Lieber, lieber Herr Jaspersen, verzeihen Sie mir! Ich bin furchtbar leichtsinnig gewesen, aber nicht schlecht! Lassen Sie mich gut machen, was ich gefehlt habe, und geben Sie Ihre väterliche Zustimmung zu dem Schritt, der uns allen wieder frohe Tage verschaffen soll!“
Herr Jaspersen wehrte der Umarmung nicht, aber er blieb ernst und sogar traurig. Er schaute in der Zukunft keine frohen Tage mehr, doch ebensowenig sah er den Hauptschuldigen in dem jungen Manne.
„Kommen Sie zu mir in meine Stube, Herr Lieutenant! Dort können wir ungestört reden. Es ist besser, Sie sehen meine Frau heute nicht; und Hilde, obgleich außer jeder Gefahr, darf noch niemand sprechen.“
Dem Offizier fiel bei dieser Auskunft über das Befinden der Geliebten eine Centnerlast vom Herzen. Drinnen ergriff er die Hand des Lehrers und drückte sie an die Lippen.
„Verehrter Herr Jaspersen, ich wollte keine Minute Zeit verlieren, um Sie über das Wichtigste zu beruhigen, was es für uns beide auf Erden giebt: über Hildes Ehre! Es ist nichts zwischen uns vorgefallen, was nur den leisesten Schatten auf sie fallen ließe!“
Der Lehrer schüttelte den grauen Kopf, als ob er dergleichen auch nicht erwartet hätte, während Herbert tief athmend, aber entschlossen fortfuhr: „Auch der böse Schein nach außen vermag ihr nichts anzuhaben, denn ich bitte Sie hiermit inständig und demüthig: geben Sie mir Ihre Tochter zur Frau!“
Eine bange Pause trat ein. Der Lehrer hielt die Augen gesenkt. Bebend vor Erregung, in qualvoller Spannung schaute Herbert ihn an. Der einfache Mann glaubte wohl noch nicht recht an seinen Antrag!
„Es ist mein heiliger Ernst, Herr Jaspersen!“ rief er dringend. „Sagen Sie nicht ‚Nein‘! O, Sie wissen nicht, wie grenzenlos ich Hilde liebe!“
Der Lehrer hob die klaren Augen und schaute prüfend auf den durch die unerwartete Zurückhaltung äußerst verwirrten jungen Mann. „Ich glaube Ihren Versicherungen, Herr Lieutenant – nur eine Frage: Werden Sie als Marineoffizier meine Tochter heirathen dürfen?“
„Soviel ich weiß, nein! Ich werde meinen Abschied nehmen.“
Herr Jaspersen trat einen Schritt zurück. „Ihren Abschied nehmen? Haben Sie bedacht, was das für Sie heißt?“
„Ich habe es bedacht.“
Schweigend wendete sich der Lehrer ab, und als er sich wieder umkehrte, schimmerte es feucht in seinen blauen Augen. Gleichzeitig aber zeigte sich um seinen Mund ein Zug, der ebensosehr von einem festen Willen wie von innerem Schmerz Kunde gab.
Langsam reichte er Herbert die Hand, indem er sagte: „So sehr ich die Gesinnung ehre, die aus Ihren Worten spricht, Herr Lieutenant, so muß ich doch das große Opfer, das Sie uns, das Sie meinem Kinde bringen wollen, ein für allemal ablehnen.“
Unwillkürlich die Hand zurückziehend, tief betroffen, starrte Herbert auf den Redenden. „Warum, warum?“ stammelte er.
„Warum? Weil auf diesem Wege das nicht erreicht wird, was Sie doch gerade anstreben – das Glück meiner Tochter!“
„Nicht auf diesem Wege? O, Herr Jaspersen, Sie irren sich! Hilde sieht ihr Glück nur bei mir und kann es also nur auf diesem Wege finden. Ganz abgesehen davon, daß ihr guter Ruf. einzig und allein durch unsere Verlobung vor Schaden behütet wird.“
Der Lehrer zog die Augenbrauen zusammen „Auf Hildes guten Ruf hätten Sie früher bedacht sein sollen. Aber lieber diesen Schaden hinnehmen, als ihn durch einen schlimmeren heilen wollen!“
„Ich verstehe Sie nicht, Herr Jaspersen! Hilde wird nicht so denken wie Sie, und Sie haben nicht das Recht, ihren Ruf gegen ihren Willen preiszugeben. Für ihre Ehre, die auch die meinige ist, werde ich in die Schranken treten, selbst wenn der eigene Vater –“
„Gemach, gemach, junger Freund!“ mahnte der Lehrer, seine Hand ausstreckend. Doch Herberts Rede brauste fort:
„Nun ja, selbst Ihnen gegenüber, wenn es sein muß! Warum weisen Sie mich zurück? Glauben Sie vielleicht, daß ich meine Vergangenheit im Leichtsinn abbreche? O, ich versichere Sie, es hat mich einen schweren, sehr schweren Entschluß gekostet, diesem Beruf, an dem mein Herz hängt, zu entsagen! Oder fürchten Sie, daß ich als Verabschiedeter nicht genügend für Hildes Existenz sorgen könnte? Ich bin nicht reich, Herr Jaspersen, allein ein brauchbarer Seemann findet auch auf der Kauffahrteiflotte sein sicheres Auskommen!“
Herbert hatte die letzten Worte mit einer ausdrucksvollen Handbewegung begleitet, jetzt schwieg er in tiefer Spannung.
„So,“ sagte der Lehrer, „ich habe Sie angehört, nun lassen Sie auch mich ausreden! Ich will Ihnen meine Gründe nicht vorenthalten. Den Ernst Ihres Anerbietens unterschätze ich keineswegs. Von den materiellen Verhältnissen will ich gar nicht sprechen, ich halte Sie für einen tüchtigen Mann, bei dem dergleichen keine Sorge zu machen braucht. Was mir aber die Einwilligung unmöglich macht, das sind drei Dinge: mein Stolz, mein Gewissen, die Liebe zu meiner Tochter. – Was Sie aus Leidenschaft und lebhaftem Gerechtigkeitssinn aufgeben wollen, besitzt in Ihren Augen, wie ich aus Ihrer eigenen Aeußerung vorhin schließen darf, eine allzuhohe Bedeutung. Ihr jetziger Beruf mit seinen Aussichten, Ihre Standesbeziehungen sind Ihnen zu sehr in Fleisch und Blut übergegangen, als daß Sie nicht das Gefühl hätten, mit dem Aufgeben alles dessen ein unverhältnißmäßig großes Opfer zu bringen. Und Ihre Familie, Ihre Kameraden und Vorgesetzten würden wohl dieses Gefühl in erheblich verstärktem Maße theilen und uns einfache Schulmeistersleute in dem Verdacht haben, in niedriger Berechnung das Verhältniß begünstigt zu haben. Dagegen sträubt sich mein Stolz, Herr Lieutenant!“
Der Lehrer hielt einen Augenblick inne. Herbert schaute stumm zu Boden und nagte an seiner Unterlippe.
„Was mein Gewissen einwenden muß und die Liebe zu meiner Tochter,“ fuhr Herr Jaspersen fort, „das werden Sie sich jetzt selber sagen können. Sie sowohl wie Hilde müßten unglücklich werden, wenn Sie ihr die Hand nur unter solchen
[96][97] WS: Das Bild wurde auf der vorherigen Seite zusammengesetzt. [98] Opfern reichen dürfen. Sobald der Rausch verflogen wäre, träte die Sehnsucht nach der glänzenderen Vergangenheit, die Enttäuschung an die Stelle. Ich will gerne glauben, mein lieber Herr Gebhardt, daß Sie selbst viel zu edel denken würden, um Hilde dann absichtlich fühlen zu lassen, was Sie alles für sie hingegeben haben, aber Ihr offenes leicht erregbares Wesen könnte seine innersten Gedanken gar nicht verstecken, und Hilde ist viel zu klug, um diese Wandlung nicht sehr bald zu merken, sie ist eine viel zu innerliche Natur, als daß sie nicht in bitterstem Maße darunter leiden würde. Was jetzt an böser Nachrede entsteht, wird wieder verschwinden und bedeutet nur wenig gegenüber jener ganzen unglücklichen Zukunft, die höchst wahrscheinlich kommen müßte, Und darum übernehme ich ruhig die Verantwortung, die aus der Abweisung Ihrer Werbung entsteht.“
„Wahrscheinlich, höchst wahrscheinlich – sagen Sie!“ rief Herbert leidenschaftlich. „Und dieser Wahrscheinlichkeit wegen wollen Sie Hilde und mich mit Gewißheit unglücklich machen? Ich weiß, ich habe Ihnen Anlaß zum Mißtrauen gegeben, und doch täuschen Sie sich in mir, in dem Maß meiner Liebe zu Hilde! Wie wenig bedeutet alles, was ich aufgebe, gegen das herrliche Gut, das ich dafür eintausche!“ Und die Hand des Lehrers ergreifend, bat er innig: „Lieber, lieber Herr Jaspersen! Sie sind doch auch jung gewesen und haben die Macht der Liebe gespürt! Sie müssen Hilde und mir nachempfinden, daß wir nach solchen Ereignissen zusammengehören für alle Zeit. Und lassen Sie auch Ihre Frau reden, hören Sie vor allem Hilde selbst! Ihr steht das Recht der Entscheidung zu!“
Der Lehrer befreite sanft seine Hand. „Wozu erst Hildes Entscheidung anrufen, Herr Lieutenant? Sie ist noch ein Kind und schaut nicht so weit in die Zukunft. Zudem erträgt ihr Befinden keine Aufregung. Stören Sie den Frieden meines Hauses, den Seelenfrieden meiner Tochter nicht mehr – suchen Sie zu vergesse, wie wir vergessen müssen!“
„Niemals!“ rief Herbert, indem er sich hoch aufrichtete; seine Augen blitzten. „Ich fordere die Entscheidung durch Hilde selbst als mein gutes Recht, das ich mir im Angesicht des Todes erkämpft habe!“ So stand er da, eben noch bittend wie ein Kind, jetzt ein stolzer gebietender Mann. Hildes Vater begriff die Leidenschaft seiner Tochter mehr als je, und doch durfte er sich durch das Feuer der Jugend nicht hinreißen lassen, noch weniger freilich ihr gutes Recht mißachten!
„Gut denn, Hilde mag entscheiden,“ sagte er endlich.
„Wann?“
„Sobald sie imstande sein wird, soll Hilde Ihnen schreiben! Bis dahin müssen Sie sich gedulden. Dabei darf ich erwarten, daß Sie in keiner Weise versuchen werden, sich uns vorher wieder zu nähern.“
Jaspersen schwieg, und Herbert sann einige Sekunden nach. „Es sei!“ rief er dann zuversichtlich. „Ueber diese bittere Ungewißheit wird ja auch noch hinwegzukommen sein!“
Bewegt streckte der Lehrer ihm die Hand entgegen. „Dann gehen Sie mit Gott, Herr Gebhardt!“
„Haben Sie Dank, Herr Jaspersen, für das warme Gefühl, das Sie mir zeigten! Zwar hoffte ich diese Schwelle heute anders verlassen zu dürfen, allein ich gebe das Ziel nicht verloren. Grüßen Sie Hilde tausendmal! Und nun – auf frohes Wiedersehen!“
Der Lehrer erwiderte nichts mehr, sondern entließ seinen Besucher mit einem stummen Händedruck.
Vor dem Hause blieb Herbert einen Augenblick stehen; er schaute voll heißer Sehnsucht nach dem Fenster, hinter dem er das Zimmer der Geliebten wußte. Eine ruhige Zuversicht überkam ihn, daß sich alles zum Guten wenden werde. Und dazwischen hinein war es ihm doch wieder, als hätte er sich auf einen herrlichen Sommertag gefreut, und nun sei der Nebel, statt sich zu zertheilen, nur noch dichter vor die Sonne getreten.
Früh schon raffte sich der junge Offizier am nächsten Morgen von seinem Lager auf, während die Kameraden alle noch tief im Schlummer lagen.
Nachdem die erste dringendste Sorge um Hilde beschwichtigt war, ließ ihm das Schicksal seines treuen Burschen keine Ruhe mehr. Er wollte sobald als möglich ans Land gehen und selbst die genauesten Nachforschungen anstellen.
Noch befand er sich beim Ankleiden und ärgerte sich trotz seiner weit abirrenden Gedanken über den Ersatzburschen, der in natürlicher Unbefangenheit die Zahnbürste zwischen die Haarbürsten gelegt hatte, als es plötzlich auf merkwürdig bekannte Art an die Zimmerthür klopfte. Herbert horchte hoch auf.
„Werda?“
„Ich!“
Diese höchst allgemeine Antwort schien im vorliegenden Falle vollständig ausreichend, denn Herbert riß hastig die seitlich verschiebbare Thür nebst der Portiere zurück. „Frettwurst! Mann, wo kommen Sie her?“
Frettwurst bemühte sich, die Arme in steifer dienstlicher Haltung am Leibe festzuhalten, während ihm die dicken Freudenthränen in den Augen standen. „Ich melde mir ganz gehorsamst zurück, Herr Leutenant.“
Den Vorgesetzten vergessend, zog Herbert den Burschen zur Kammer herein, wo er ihm auf die unbeschädigt gebliebenen, breiten Schultern und die wohlerhaltenen Backen klopfte und wieder und wieder seine braunen Fäuste drückte.
„Frettwurst! Alter, lieber Kerl! Wie freue ich mich, daß ich Sie wieder habe! Es hätte mich mein Leben lang gekränkt, wenn Sie treue Seele hätten dran glauben müssen! Aber nun erzählen Sie doch bloß ’mal, was Sie für Fahrten gemacht haben!“
„Blots eine, Herr Leutenant, und die war man kurz, indem ich bald mit die Jolle gekentert bin. Sie ist futsch, Herr Leutenant, und auch die Botter.“
„Also wirklich gekentert!“ rief Herbert, der sich den doppelten Verlust nicht sonderlich zu Herzen zu nehmen schien. „Dachte ich mir’s doch fast, daß Sie tollkühn versucht hätten, die ‚Bachstelze‘ zu erwischen. Aber wie wurden Sie gerettet und wo sind Sie so lange geblieben?“
Frettwurst berichtete. Der arme Bursche hatte namenlos gelitten, schlimmer noch als sein Herr, doch dank seinem eisenfesten Körper mit so gut wie gar keinen Folgen. Stundenlang auf dem Kiel der Jolle reitend, war er zu seinem Heile von der Strömung auf eine Insel in der Nähe des Festlandes zugetrieben worden. Gerade als er, um seinen Qualen ein Ende zu machen; freiwillig in die Tiefe hatte hinabgleiten wollen, war er auf Grund gestoßen und hatte sich mit Verlust der Jolle ans
Ufer retten können. Landeinwärts irrend, dem Zusammenbrechen nahe, erreichte er eine Bauernkathe, in der er liebreiche Aufnahme fand. Aber seine völlige Erschöpfung und die ungünstige Verbindung der Insel mit dem Festland hatten es zunächst unmöglich gemacht, der Garnison seine Rettung zu melden.
Als Frettwurst sein Garn fertig gesponnen hatte, erzählte ihm Herbert kurz auch sein und Hildes Abenteuer. Der Bursche wurde sehr gerührt. „Uns Fräuln, uns lütt gnädiges Fräuln,“ rief er, „das wär’ auch Sünd’ und Schad’ um gewesen, wenn sie schon so jung verdrunken wär’! O, Herr Lentenant, ich freu’ mir meist ebenso, ihr wieder zu sehen, als meinen gnädigsten Herrn Leutenant!“
Herbert strich sich erröthend über die Stirn. „Sie werden sie bald sehen, hoffe ich. Uebrigens – haben Sie schon gefrühstückt, Frettwurst?“
„Zu Befehl, Herr Leutenant; an Land!“
„Na, dann können Sie gleich hier den Rock ausbürsten. Ein Glück, daß ich Sie wieder habe! Der Mensch, der Hansen IV, hat schon den größten Unfug unter meinen Sachen angerichtet.“
Mißbilligend glitt der Blick des Matrosen durch die Kammer. In der That, da stand zum Beispiel gleich das Bild von des Herrn Lieutenants Vater links und das von des Herrn Lieutenants Mutter rechts, statt umgekehrt!
Es war entschieden die höchste Zeit gewesen, der Wirthschaft von Hansen IV ein Ziel zu setzen!
In dem Schwunge, mit dem Frettwurst nun den Rock reinigte, spiegelte sich vollendete Wonne. Den „Lieben Augustin“ pfiff er dabei nur innerlich, sonst würde ihn wohl der Stabswachtmeister beim Kragen genommen haben.
Doktor Eisenbart.
„Ich bin der Doktor Eisenbart,
Kurier’ die Leut nach meiner Art,
Kann machen, daß die Blinden gehn,
Und daß die Lahmen wieder sehn,“
so klingt’s in Bühl und anderorts in Schwaben am Fastnachtsdienstag zum „Barbiertanz“ durch die Straßen. Wie ein Charlatan des 17. Jahrhunderts aufgeputzt, in der rechten Hand einen großen Löffel und in der linken ein Seifenbecken, so schreitet der „Doktor“ einher. Das Bewußtsein seiner Würde ist nicht zu verkennen. Und um ihn tost’s und jubelt’s. Er wird geneckt und zaust andre wieder, oder theilt Schläge mit seinem Löffel aus. Musik spielt, und die Burschen johlen und die Buben schreien und die Mädchen wollen sich nicht so drängen lassen und auch etwas sehen.
Endlich hält die Menge – denn ein Zug ist’s nicht mehr zu nennen – an einem freien Platze still. Für den Doktor wird Platz gemacht und neben ihn ein Stuhl gestellt. Er soll rasieren. Nur das Opfer fehlt noch zu dieser würdigen Handlung. Aber vier Burschen springen lachend in die Menge. Rasch ist ein halbwüchsiger Bube, dessen Gesicht noch keine Spur von Bart zeigt, festgenommen, auf den Stuhl gesetzt, und der Doktor hat ihm auch schon den Inhalt seines Seifenbeckens übers Gesicht gestrichen; und ehe der Arme nur zur Besinnung kommt, beginnt der wackere Arzt ihn mit seinem Löffel zu rasieren. Mancher soll dabei schon bedauert haben, daß sein Gesicht nicht halbkugelförmig gebildet war, sondern mancherlei Vorsprünge aufwies. Schallendes Gelächter lohnt dem hüpfenden und singenden Doktor, wenn er „das Haupthaar“, d. i. die Nase, abzurasieren trachtet.
Endlich wird das Opfer entlassen. Der Seifenschaum ist zwar erst zur Hälfte abrasiert, aber ein Buckliger meldet sich zur Kur. Sofort wendet ihm der treffliche Arzt seine ganze Aufmerksamkeit zu, schneidet ihm erst den Rock und dann den Buckel auf, nimmt ein Bündel Heu heraus und fordert ihn auf, sich den Schnitt wieder zunähen zu lassen. Der künstlich erzeugte Buckel ist verschwunden, und Eisenbart hat auch hier seine Meisterschaft bewiesen.
Aber ein noch schwereres Stück wartet seiner.
Er soll einem[WS 1] Kranken zur Ader lassen, dem vorher ein mit Blut gefüllter Darm ums Handgelenk gebunden ist. Er schneidet diesen auf – alles Volk sieht das Blut fließen. Mancher Unerfahrene ängstigt sich, die Kinder schaudern, und das Entsetzen wächst noch, denn der Kranke sinkt tot zur Erde.
Alle Versuche, ihn ins Leben zurückzurufen, sind vergeblich. Da schlägt dem leichtsinnigen Arzt das Gewissen. Er sucht zu entfliehen. Aber zwei Fastnachtsnarren fangen ihn wieder ein. Sie lassen ihn auch keinen Augenblick mehr aus den Augen; denn entwischt er ihnen, so muß jeder von ihnen ein Fäßchen Bier bezahlen.
Doktor Eisenbart ringt voll Verzweiflung die Hände. Da fällt ihm ein gutes Mittel ein. Er nimmt ein langes Rohr und sucht damit dem Toten wieder Leben einzublasen, bald in die Arme, bald in den Rücken. Endlich sind seine redlichen Bemühungen von Erfolg gekrönt, der Kranke erwacht, steht gesund wieder auf, und alles zieht gemeinsam zum Fastnachtsschmause. A. T.
Die „Höchstgestiegenen“. Der Verein zur Förderung der Luftschiffahrt in Berlin beabsichtigt dank der Unterstützung seitens des deutschen Kaisers, Ballonfahrten bis in Höhen von 8000 bis 10000 Metern auszuführen, um dort meteorologische Beobachtungen anzustellen. Diese Höhen sind schon vom Menschen wiederholt erreicht worden. Selbst zu Fuß sind die Bergreisenden sehr hoch gestiegen. Das Erklimmen des Königs der europäischen Berge, des Montblanc mit 4810 Metern Höhe, wird heute oft von Touristen ausgeführt. Der höchste Berg Afrikas, der Kilimandscharo mit rund 6000 Metern Höhe, ist von Hans Meyer und L. Purtscheller erstiegen worden. In Amerika ragt der höchste Gipfel, der Aconcagua, 6970 Meter über den Meeresspiegel. Dr. Paul Güßfeldt drang an ihm bis 6560 Meter empor. Der „höchstgestiegene“ Mann der Welt ist aber der Engländer Conway, der am 25. August 1892 auf den „goldenen Thron“ in Tibet in einer Höhe von 7010 Metern seinen Fuß setzte. Von den Luftschiffern erreichte James Glaisher am 5. September 1862 die höchste Höhe, die er auf 11 272 Meter berechnete – er verlor in ihr die Besinnung, erholte sich aber beim Fallen des Ballons und trug keinen Schaden davon. Schlimmer erging es den französischen Aëronauten Sivel und Crocé Spinelli, die in einer Höhe von etwa 8600 Metern den Erstickungstod fanden und als Leichen von ihrem Begleiter Gaston Tissandier zur Erde gebracht wurden. Die Gefahren der dünnen Luft, die in großen Höhen Bergsteiger wie Luftschiffer bedrohen, sind noch nicht völlig aufgeklärt. Die beabsichtigten Höhenfahrten der deutschen Forscher versprechen somit auch in dieser Beziehung durch neue Erfahrungen unser Wissen zu bereichern. Wir hoffen und wünschen, daß sie heil niederfahren werden von den Gebieten, die eine Grenze bilden zwischen dem Reich des Lebens und dem totenstillen Weltraum.*
Nahe am Feinde. (Zu dem Bilde S. 96 und 97.)
Ahnungsgrauend, todesmuthig
Bricht der große Morgen an –
das ist die Stimmung des Bildes von Warthmüller, das uns nach der Tracht der Soldaten in Friedrichs des Großen Zeit versetzt. Es ist früh am Tage, die Sonne wirft noch lange Schatten auf den Schnee. Man steht kurz vor Beginn des Kampfes. Durch Kundschafter und aufklärende Kavallerie hat man die Stellung des Feindes erfahren und wird wohl überraschend über ihn herfallen. Im Hintergrunde des Bildes stehen Truppenmassen bereit. Vorn erklärt ein Landeseinwohner zwei Generalen die Oertlichkeit. Die verdeckt liegenden Soldaten haben theils ebenfalls die Blicke am Waldrand vorbei auf das künftige Schlachtfeld gerichtet, theils wenden sie dieselben den Befehlshabern zu, in deren Händen die Entscheidung liegt. Bald werden die Kommandoworte ertönen; es geht auf den Feind, und wie Schiller singt: „An die Rippen pocht das Männerherz.“ †
Vincenz Lachner †. Der jüngste der drei Brüder Lachner ist am 22. Januar zu Karlsruhe im Alter von 82 Jahren gestorben. Von dem berühmten musikalischen Kleeblatte, das wir im Jahrgang 1891, S. 491, unsern Lesern vorführten, ist nunmehr nur noch Ignaz übrig, der als sechsundachtzigjähriger Greis zu Hannover im Hause seines Sohnes lebt. Der größte der Drei, Franz, hat ebenfalls ein Alter von 86 Jahren erreicht. Es scheint, als ob an der durch eine mühevolle Jugend gestählten Kraft dieser drei Brüder das Aufreibende des Musikerberufes wirkungslos abgeprallt wäre.
[100] Dritte Quittung über die Beiträge
Es gingen ferner ein
Aus Vordamm 10 ℳ; Sammlung, veranstaltet in Wüst-Eldena u. Willerswalde durch Lehrer
Lorenz 23 ℳ 20; G. G. S., Bitschin, 10 ℳ; E. v. Oelhofen, Nürnberg 10 ℳ; F. Walther,
Lehrer, Tegkwitz, 6 ℳ 80; Dr. L., Krimmitschau 10 ℳ; H. L., Plauen 10 ℳ; M. Z., Chemnitz
6 ℳ; G. Müller, Hersfeld 10 ℳ; F. Böhme, Brand 5 ℳ; Margarethe Bauer, Dresden
10 ℳ; 3 junge Mädchen, Dresden 3 ℳ; aus Friedberg 2 ℳ; aus Friedrichshagen 1 ℳ;
Sekundaner H. Eckert, Lichtenberg, Ersparniß des Oktobertaschengeldes 1 ℳ; aus München
1 ℳ 50; M. Pl–k, Potsdam 1 ℳ; aus Königsberg 75 Pf; G. Schmidt, Baiersdorf 10 ℳ;
A. D., Budapest 8 ℳ 50; Elise, Meerane 50 Pf. Fr. Tr., Schandau 3 ℳ; Auguste Haché,
Berlin 5 ℳ; Mutter, Coburg 5 ℳ; W. Eggers, Stralsund 3 ℳ; Mathilde St., Stralsund
2 ℳ; armes Dienstmädchen, Berlin 1 ℳ; Ungenannt, Hartenstein 2 ℳ; aus Breslau
1 ℳ; Frau Pfeil, Waldheim 3 ℳ; G. Weichmann, Juwelier, Berlin 5 ℳ; Anton K.,
Kolberg 5 ℳ; R. Matz, Berlin 6 ℳ; A. u. S. B., Rauschendorf 20 ℳ; Sammlung unter
den Schülerinnen der höheren Töchterschule, Klasse V u. VI, Fürth, durch Emma Anker 30 ℳ;
A. Enke, Stuttgart 10 ℳ; C. K., Wiedikon-Zürich 3 ℳ 85; Frau Wilhelmine Michaelis,
Berlin 25 ℳ; Eugenie Buhl, La Forge 80 Pf; Witwe Emilie F., Wittenberg 1 ℳ;
alte treue Abonnentin in B. 1 ℳ; „Ein Sachse“, Niederpoyritz 5 ℳ; langjährige
Abonnentin B. K., Breslau 1 ℳ 10; A. Schupp, tr. Abonnent, Nievernerhütte 1 ℳ 50; aus
Riesnburg 3 ℳ; Zimmermann Mohr, Erfurt 1 ℳ; Schlosser Jungk, Gräfentonna 1 ℳ;
Elisabeth Eifler, Nimptsch 1 ℳ; P. Dehme, Beuthen 1 ℳ; R. B., Köln 3 ℳ; P. S.,
Pirna 20 ℳ; C. E., Fürth 1 ℳ; Kirsten, Berlin 5 ℳ; Geschwister S., Gernsbach 6 ℳ;
Ernst u. Auguste Ackermann aus ihrer Sparkasse, Worbis 4 ℳ; Frau Ernestine Haberland,
Treuenbrietzen 10 ℳ; H. H., Barmherzigkeit, Neustadt 36 ℳ 45; R. W., D. 47 ℳ; Frau
Niemann, Gelsenkirchen 4 ℳ 50; G. Gr., Fürth 3 ℳ; aus der Sparbüchse von Felicie,
Ludwig, Helene u. Cefia, Biala 6 ℳ 80; Frau Elise Wolf, Klein-Tétény 10 ℳ 21;
K. Pissel, Baumeister, Knittelfeld 8 ℳ 50; ges. von einer Abonnentin der „Gartenlaube“,
Bruchsal 19 ℳ; Erzketzer, Aachen 5 ℳ; C. K., Achenrain 5 ℳ; E. J., Warnsdorf
5 ℳ; Ernszt Watzulik u. Bruder Carli, Tyrnau, aus ihrer Sparbüchse (2 fl.)
3 ℳ 40; fleißige Leserin der „Gartenlaube“, Coburg 2 ℳ; Ungenannt, Heinsberg 50 Pf;
Ernst v. Glchn., Weinsberg 5 ℳ; E. C. Z. I., Riesa 3 ℳ; G. Schneider, Görlitz 2 ℳ;
F. Scheffel, Reichenberg 1 ℳ 10; M. G., Nürnberg 3 ℳ; aus Steglitz 2 ℳ; Geschw.
Schloemer, Köln 3 ℳ; N. N., Gräfenthal 3 ℳ; Anna Mohr, Straßburg 50 Pf;
aus Karlsruhe 2 ℳ; G. K., Wüstegiersdorf 5 ℳ; J. Kr., Stuttgart 5 ℳ; ges. v. d.
Schülern Nassig’s durch Lehrer G. Reichmann 13 ℳ 62; Wende, Liebstadt 6 ℳ; Hugo M.,
Essen 5 ℳ; Krüger, A. G. Secr., Rostock 3 ℳ; H. Rudolph’s Wwe, Gießen 20 ℳ;
Frau Verwalter Rehmeyer, Gießen 2 ℳ; Amalie Wolf, Döbling-Wien 4 ℳ 25; aus
Andernach 3 ℳ; Schülerinnen der Töchterschule Neidenburgs 9 ℳ 50; Dyckerhoff, Insterburg
6 ℳ; Prangenschiner-Kleeblatt, Praust 12 ℳ; Bertha Barnowsky, Insterburg 20 ℳ;
Sammlung von B. Jacob, Oberlangenbielau 6 ℳ 70; H. Hagemann, Czulow 5 ℳ; Sammlung
im engsten Bekanntenkreis durch Frau Forstmeister Lehnert, Donauwörth 10 ℳ 50;
N. N., Fallingbostel 5 ℳ; Frau Ww. T. Walz, Villingen 6 ℳ; Dr. Martin, Möckmühl
10 ℳ; Ergebniß einer Theateraufführung, Eckardsberga, einges. von O. Boettger 50 ℳ;
eine Witwe u. eine angehende Diakonissin, Teschen (6 fl.) 10 ℳ 20; Heinz u. Anna Reichenberg,
Marburg, aus ihrer Sparbüchse (2 fl.) 3 ℳ 40; Ertrag einer Sammlung unter Freunden,
Friedrichsdorf 34 ℳ; D. Schmidt Schweinfurt 90 Pf; Val. Mergell, Oberrad 6 ℳ 5;
aus Heinitz 1 ℳ; L. M., Nürnberg 6 ℳ; G. B., Wadowice (1 fl.) 1 ℳ 70; Dr. Jahn,
Pensionsinspektor, Oettingen 2 ℳ; aus Schweidnitz 40 Pf; F. u. F. Greifswald 2 ℳ;
N. L., Breslau 3 ℳ; Frau Hanke, Berlin 4 ℳ; Frau A. Rietschel, Dresden 10 ℳ;
R. H., Großhartmannsdorf 10 ℳ; R. Kretschmer, Eisenberg 10 ℳ; Sammlung unter den
Schülerinnen der höheren Töchterschule, Ludwigshafen, durch Margarethe Mehl 26 ℳ 5;
H. St., Offenbach 3 ℳ; Frau verw. E. K., Teschen 5 ℳ; Poststempel: Heidelberg 3 ℳ;
Schwerin 50 Pf; Güstow 40 Pf; Oppeln 50 Pf; Leipzig 1 ℳ; Gefell 50 Pf;
Münster 50 Pf; Hirschberg-Petersd. 1 ℳ 50; Siegen 1 ℳ; Meuselwitz 1 ℳ; Apolda
50 Pf; Offenbach 1 ℳ; Heidelberg 1 ℳ; Hanau 60 Pf; Dippoldiswalde 5 ℳ; „von
meinen Kindern u. Fräul. P., Schivelbein 14 ℳ 50; Schneeberg-Neustädtel 2 ℳ; Erfurt
2 ℳ; Leserin der „Gartenlaube“, Berlin-Holzminden 5 ℳ; Neusalza-Spremberg 1 ℳ 50;
Barnow 2 ℳ; Brohl 1 ℳ; Leipzig, (1 Coup.) 2 ℳ; H. L. Cronberg 3 ℳ; aus
Ziesar 2 ℳ; W. Bamler, Vohenstrauß 3 ℳ; F. Zacharias, Tapiau 20 ℳ; Familien
Richter u. Noack, Dresden 2 ℳ; Helene Rauchfuß, Oranienburg 1 ℳ; aus Sohland 1 ℳ;
O. Müller, Nilbau 1 ℳ; Haideblume, Arnsberg 1 ℳ 20; N. N., Stettin 1 ℳ; Frau
Steger u. ihre 3 Kinder, Lohr 3 ℳ 60; Wwe. H., Stettin 5 ℳ; Gesangverein Wigandsthal-
Meffersdorf 8 ℳ; Pastor Opel, Göschen 4 ℳ; J. G. Frey, München 25 ℳ; O. H., R.
10 ℳ; in Freundeskreise ges. durch W. Meyer, Göttingen 10 ℳ; Cantonalarzt Dolnannaberg,
Nirtingen 3 ℳ 05; Turnverein Horn-L., 20 ℳ 50; O. Mogk, Koethen 20 ℳ; O. Gnieser,
Lommatzsch 3 ℳ; „Strießen 13“ 6 ℳ 50; Hauptmann M. Pitner, Krems (10 fl.) 17 ℳ;
M., F. (10 fl.) 17 ℳ; M. H., Ulm 1 ℳ; Dienstmädchen E. B., Ulm 20 Pf; „Trauernde
Waise“, Sebnitz 10 ℳ; E. Sch., L. L. u. F. G. Büchenbeuren 11 ℳ; Lesekränzchen evangel.
Lehrerinnen, Bochum 13 ℳ; A. Gerold, Wien 8 ℳ 50; M. Sammlung, Chemnitz 2 ℳ 30;
Mathilde Stein, Würzburg 5 ℳ; Rektor Springborn, Grünhof 10 ℳ; Kowanowko, Obernik
20 ℳ 40; „Viribus unitis“, Prag 16 ℳ; „Wenig aber von Herzen“, Emden 1 ℳ; A. T.,
Gluchow (2 Coup.) 3 ℳ; aus Stotternheim 1 ℳ; F. S., Glogau 1 ℳ; E. G., Dresden
2 ℳ; Elise Weyl, Glogau 1 ℳ 30; die Kinder eines alten Abonnebten. Bebington House,
New Ferry 10 ℳ; aus Godnicken 1 ℳ; Feldwebel E. Prochaska, Fojnica (1 fl.) 1 ℳ 70;
F. H., Lissa 5 ℳ; N. N., Behringen 2 ℳ; Frau E. Sch. aus Mainz 1 ℳ; M. O., A.
N., Ange., Chemnitz 1 ℳ; H. H., Dresden-Pieschen 1 ℳ; aus Magdeburg 2 ℳ; M. L.
M., Nurnberg 3 ℳ; aus Tretow 5 ℳ; in kleinem Kreise ges. durch Frau Therese Schumacher,
Neuburg 10 ℳ 45; L. Warnecke, Derneburg 10 ℳ; Oberlehrer Dr. H. Rumpen,
Köln 5 ℳ; Müller, Berlin 5 ℳ 05; im Auftrage einiger Damen Sprottaus v. Clara Pusch
16 ℳ; Lieschen, Paderborn 3 ℳ; aus Hannover 2 ℳ; aus Hannover 1 ℳ; „In omnia charitas“,
Wien 20 ℳ; H., Kolberg 5 ℳ; F: G. Elbing 5 ℳ; L. Schlechta, Wien
1 ℳ 70; „Gott verläßt keinen Deutschen“, Magdeburg 3 ℳ; Unbemittelte Wwe., Kottbus
1 ℳ 50; „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“, Passau 5 ℳ; Frankel New-York 5 ℳ;
2 Schwestern aus Rußland (3 Rubel) 5 ℳ 95; ges. u. d. Leuten des Ritterg. Billberge 9 ℳ;
J. u. F. S., München 20 ℳ; O. Sohre, Berlin 10 ℳ; Sohre’s Personal, Berlin 12 ℳ 25;
C. Kasischke, Berlin 3 ℳ; C. Turnofsky, Berlin 2 ℳ; H. Richter, St. Quirin 5 ℳ; „Auch
eine Waise“, Ansbach 3 ℳ; J. Klinger, Bärenstein 6 ℳ; H., St. Petersburg 10 M; aus
Luckau 60 Pf; „Eine, die gern mehr geben möchte“, Hirschfelde 1 ℳ; Otto, Weimar 60 Pf;
Clara Sachs, Breslau 4 ℳ; Mutter, die selbst 3 liebe Kinder hatm Goissen 1 ℳ; P. B.,
Waiblingen 60 Pf; F. W., Charlottenburg 20 Pf; L. Wegscheider, Uttendorf (2 fl.) 3 ℳ 40;
H. u F. T., S. 3 ℳ; M. A., P. A., A. A., S. 2 ℳ 50; G. Stärke, Krefeld 1 ℳ 50;
aus Riga 1 ℳ 50; „Das ganze Deutschland soll es sein!“, H. Sandrock, Storrington 20 ℳ;
Emmy Werlin Ohlson, Helsingborg (5 Kr.) 5 ℳ 50; H. Kampmann, Köln 10 ℳ; W. W.,
Königsberg (Pr.) 5 ℳ; Schlosserm. G. Ziller, Naumburg 5 ℳ; E. R., Nürnberg 3 ℳ;
v. Byern, Goslar 10 ℳ; S., Mühldorf 10 ℳ; A. B. C., St. R., Berlin 20 ℳ; Leserin
der „Gartenlaube“, Berlin 1 ℳ; aus Dessau 50 Pf; Abonnentin, Hattingen 3 ℳ 50;
2 glückliche Menschen, U.-Barmen 5 ℳ; -th., Essen 80 Pf; „Joh. A. in O., für
empfangenes Genehmigungshonorar, betr. Arrangements zweier Hünten’scher Werke“ 50 ℳ;
Frau Betti Künzel, Wien 1 ℳ 70; F. Weisbrod, Frankenthal 3 ℳ; R. Ullrich, Trautenau
8 ℳ 50; L. G. Bell. New-Ulm, Minn. 4 ℳ 14; Arbeiter G. H., Chicago, Ill. 16 ℳ 56;
Kinder E. Wienhoebers, Chicago, Ill. 41 ℳ 66; Sophie Oertlin, Kichineff (1 Rub.) 1 ℳ 95;
K. O., Nürnberg 1 ℳ; W. D. u. E. R., Seehausen 3 ℳ; Lina Müller, Aichach 5 ℳ;
W. Nitzsche, Meißen 3 ℳ; E. Engelmann, Nürnberg 50 ℳ; N. N., Ilfeld 3 ℳ; aus der
Sparbüchse v. C. K. u A., Merzig 5 ℳ; aus Breslau 1 ℳ; R. F., M. J., Fürth 1 ℳ;
Kulka, Königsbrück 3 ℳ; H. Barth, Kainsdorf 5 ℳ 09; Anna Tschierschke, Kreuznach 1 ℳ 50;
Sofie Wunderlich, Lichtenwald (8 fl.) 13 ℳ 60; Wwe., Wilna (3 Rub) 6 ℳ; Schick,
Czarnikau 3 ℳ 05; V. S., Ruhla 10 ℳ; Mrs. P. V. E. Philly, Cincinnati, d. H. Hengehold,
Fürstenau 20 ℳ; arme Verkäuferin, Dresden 50 Pf; Trude u. Lotte Rüger, Berlin
4o Pf; Leser der „Gartenlaube“, Darmstadt 2 ℳ; 3 arme Frauen, Berlin 50 Pf; Frau
Justizrath Rötger, Görlitz 10 ℳ; B. Büschgens, Dahlbruch 14 ℳ; Lisbeth u. Paula,
Königsberg 2 ℳ; T. C., Rosenberg 6 ℳ; Matilda L. Schnull, Indianapolis 100 ℳ; Frau
Ella v. Madai geb. Nathusius, Metz 100 ℳ; die Bewohner von Wartburg-House 40 ℳ;
Waise, Braunschweig 50 Pf; J. Rothholz, Baltimore, Md. 41 ℳ 23; A. Z., Mühlberg
3 ℳ 05; aus Striegau 3 ℳ; aus Schönebeck 1 ℳ; „Ungenannt“, Berlin 1 ℳ 15; R. Kraege,
Bromberg 3 ℳ; aus Wittenberg 2 ℳ; Familie Fritz Lenkitsch, Memel 1 ℳ 15; R. Wüllenweber,
Dümlinghausen 4 ℳ 15; Einige Abonnenten, Stadtlazareth Olivaer Thor, Danzig
5 ℳ; O. B., Bremen 5 ℳ; Postmeister, Luxemburg 5 ℳ; Baumgarten, Holzminden 3 ℳ;
M. S., O. 3 ℳ; L. Strauß, M. Süß, L. Meyer, Kleinrückerswalde 6 ℳ; M. F. Doering,
Anniston, Ala. 10 ℳ 30; F. T. Weitzmann, seit 30 Jahren Leser der „Gartenlaube“, Fort
Wayne, Ind. 20 ℳ 61; aus Belzig 2 ℳ; Jenny Baeulsch, Sorau 3 ℳ; C. B., Dramburg
5 ℳ; A. Rumbaum, Laubsky 5 ℳ; Fräulein Röstell, Wolgast 6 ℳ; J. A. S., Dresden-N.
10 ℳ; H. Steffling, Luttenberg 3 ℳ 40; Großmutter u. Mutter, Warschau (4 Rbl.) 7 ℳ 90;
H. Leuthner, Wien (10 fl.) 17 ℳ; Erich, Kurt u. Werner Grill, Bensheim 13 ℳ; aus
Altenmark 8 ℳ 50; A. F., Pirna 3 ℳ; Frau N. N., Waldenburg 3 ℳ; B., Domslau
3 ℳ; aus der Sparbüchse d. Hildegard Fleischhuber, Berlin 6 ℳ; „Gesammelt im Lehrerverein
Züllichau“ 6 ℳ 50; „Ungenannt“, Woldegk 10 ℳ; W..t., Augsburg 5 ℳ; eine Unbekannte,
Nürtingen 1 ℳ; eine eifrige, aber mittellose Leserin, Innsbruck (1 fl.) 1 ℳ 70; eine
Abonnentin, Dresden-N. 1 ℳ; J. W. u. M. H., Gevelsberg 2 ℳ; B. N., Hannover 10 ℳ;
aus Frankfurt a. M. 1 ℳ 50; A. J., Warfleth 8 ℳ; Oberamtsrichter Kaulitz, Wolfenbüttel
10 ℳ; R. C. Blancke, New-York (20 Dollars) 83 ℳ 10; Bertha Dräger, Charlottenburg
60 Pf; aus Brooklin (50 cts. Briefm.) 2 ℳ 10; Lehrer L. Schneider, Traisa 1 ℳ 50;
Pensionat u. Schülerinnen d. I Kl. der höh. Töchterschule, Reichenbach 6 ℳ; aus Berlin
50 Pf; Familie Laube, Schlotheim 3 ℳ; Frau Schubert, Stettin 3 ℳ; J. Bach u. Peschel,
Unruhstadt 2 ℳ; „Ungenannt“ aus Delitzsch 20 ℳ; ges. v. d. Webern u. Meistern des
Websaals B der C. G. Hoffmann’schen Fabrik, Neugersdorf 28 ℳ 25; J. Lehmann, Berlin
10 ℳ; ges. bei der Dorfkirmse u. unter Schulkindern d. Lehrer O. Ranke, Azmannsdorf
31 ℳ 17; B. B., Dahlen 88 Pf; aus Halle 2 ℳ; Siemens, Weingarten 4 ℳ; aus Berlin
1 ℳ; Lehrerin, St. Petersburg (3 Rbl.) 6 ℳ; Mathilde B., Darmstadt 10 ℳ; aus
Wolfenbüttel (1 Coup.) 5 ℳ 25; E. Anklam, Guben 3 ℳ; Notar G. N., Freiburg 2 ℳ; Emma
Rosenthal, Saarlouis 10 ℳ; R. A., Blankenhain 1 ℳ; Ergebn. einer Sammlung d. A.
Schmid, Landsberg 20 ℳ; aus Mannheim 1 ℳ; „Gott segne die kleine Gabe“, Frankfurt
1 ℳ 50; A. u. W., Annaberg 1 ℳ; H. Zoll, Niederursel 4 ℳ; C. Kadner, Dresden
5 ℳ; H. F. Düneberg 5 ℳ; F. A. Hübner, Dresden 10 ℳ 5; J. Freislederer, Passau
10 ℳ; Bureauvorsteher Hartschoke, Namslau 75 Pf; aus Königsberg i. Pr. 3 ℳ; S. u.
Th. Sch., Ludwigshafen 3 ℳ; Elise Köpke, Tannhausen 3 ℳ; Martha, Rudolf u. Walter,
Rüttenscheidt 3 ℳ; Ed. Schwarzschild, Eugene, Or. 30 ℳ; „Lodz“ 3 ℳ 20; „Ungenannt“,
Gotha 50 Pf; Niederschlema (1 Coup.) 3 ℳ; Bäckermeister E. Ludwig u. Privatmann
G. Adler, Asch. (2 fl.) 3 ℳ 40; K. S., New-York 10 ℳ; Natalie u. Olga Stepski, Wien
10 ℳ; O., Schönlinde (5 fl.) 8 ℳ 50; A. K., Flöha 4 ℳ; C. Knothe, Posen 5 ℳ; Frau
v. Gusnar, Stolp 5 ℳ; Frau Gastwirt Neff, Gmund 20 ℳ; A. E. u. Ch. K., Neu-Ruppin
10 ℳ; ges. i. d. Schule zu Friedr.-Augusten-Groden d. Lehrer Kickler 7 ℳ 50; L. P.,
Schivelbein 1 ℳ; J. Hausmann, Brzezany 1 ℳ 70; Sammlung aus Beuel-Bonn 26 ℳ;
v. Klüchtzner, Haynrode 15 ℳ; K. B., Charlottenburg 3 ℳ; „Wenig aus Liebe“, Marie
H., Dresden 1 ℳ; M., Leipzig-Gohlis 2 ℳ; einige Trempener 3 ℳ; Ad. Mierow, Tacoma,
Wash. 10 ℳ 9; Frau C. S. Schmidt, Niederlahnstein 5 ℳ; H. G., M. 20 ℳ; von 4 kleinen
amerikanischen Kindern, New-York 15 ℳ; Ertrag eines Concertes verant. v. d. Elbinger
Männergesangvereinen „Liedertafel“ u. „Liederhain“ 156 ℳ 43; Berta Engel, Obergeorgenthal
2 ℳ 54; Titz, Mallmitz 3 ℳ; M. Strommeyer Wwe., Meersburg 5 ℳ; Bertha Schroeppel,
Feuchtwangen 12 ℳ; C. S., Wittenhagen 15 ℳ; Uhrmacher G. A. Preuser, Steyr 8 ℳ 47;
S. E., Dresden-A. 50 Pf; ein kleines Scherflein aus Schwerin 2 ℳ; aus Papenburg 3 ℳ;
eine arme Dorfschullehrerin, Auf dem Schnee 3 ℳ; „Breslau-Oderberg“ 3 ℳ; O. B.,
Maros-Vasarhely (2 fl.) 3 ℳ 40; H. B., Wien 5 ℳ; „Wien Th...gasse 7“ (6.25 fl.)
10 ℳ 60; eine langjähr. Abonnentin, Török-Kanizsa (2 fl.) 3 ℳ 40; J. S., Ansbach 10 ℳ;
aus Bünde 10 ℳ; Käte, Lotte, Sophie u. Fritz, Oberwiesenthal 4 ℳ; ges. in einem
Damenkränzchen bei „Helbigs“, Dresden 12 ℳ; C. Meyner, Breslau 20 ℳ; C. L., Magdeburg
1 ℳ; E. H., Groß-Lichterfelde 3 ℳ; aus Dresden-A. 6 ℳ 20; M. S., Goldberg 1 ℳ;
Fr. Hänche, Höchst 1 ℳ; Auguste Jesche, Seidenberg 50 Pf; aus Breslau 2 ℳ; „Wenig
aber von ganzem Herzen“, Mainz 1 ℳ; Abonnentin M. L. K., Baltimore 4 ℳ 12; W.
Schaefer, Brake 3 ℳ; C. Morgenroth u. Witwe Büchner, Gernrode 3 ℳ; N. N., Lieberose
90 Pf; Henriette Sch., Glogau 1 ℳ 50; Frau Glaeser, Mülheim 5 ℳ; mit 7 Kindern
gesegneter Vater, Aachen 5 ℳ; Reuver, Aachen 15 ℳ; Anna Decker, Loschitz 3 ℳ 39;
Aurelia Husz, Eperies 3 ℳ 39; G. A. Wernitz, Gr.-Glogau 1 ℳ; aus Lauban 1 ℳ;
„Ungenannt“, Plauen i. V. 2 ℳ; C. Opitz, Laurahütte 2 ℳ; Abonnentin der „Gartenlaube“,
Berlin 3 ℳ; „Breslau“ 4 ℳ 50; O. Doberschinsky, Breslau 5 ℳ; E. D., Dresden-A.
1 ℳ; Emil, Marki b. Warschau 1 ℳ 54; aus Frankfurt a. M. 1 ℳ 40; „Holzminden“ 1 ℳ;
J. B. Mayer, Unterach (2 fl.) 3 ℳ 40; A. Herrmann, Dresden 1 ℳ 50; L. Reiche, Delitzsch
3 M.; W. Bofinger, Murrhardt 5 ℳ; M. S., Neuwied 5 ℳ; Frau O. Pausch, Nürnberg 13 ℳ;
Schülerinnen der höheren Mädchenschule, Oberingelheim 24 ℳ. (Schluß folgt.)
Inhalt: Freie Bahn! Roman von E. Werner (5. Fortsetzung). S. 85. – Gut verwahrt. Bild. S. 85. – Ein Verbrecher aus Bücherwuth. Von Eduard Schulte (Schluß). S. 88. – An der Pforte des Ballsaals. Bild. S. 89. – Fortschritte und Erfindungen der Neuzeit. Hochbahnen. Von Leo Silberstein. Mit Abbildungen. S. 93. – Auf Geben und Nehmen. Novelle von Johannes Wilda (5. Fortsetzung). S. 94. – Nahe am Feinde. Bild. S. 96 und 97. – Blätter und Blüthen: Doktor Eisenbart. Mit Abbildung. S. 99. – Doe „Höchstgestiegenen“. S. 99. – Nahe am Feinde. S. 99. (Zu dem Bilde S. 96 und 97.) – Vincenz Lachner †. S. 99. – III. Quittung über die Beiträge für die Cholera-Waisen in Hamburg. S. 100.
In dem unterzeichneten Verlag ist soeben erschienen und durch die meisten Buchhandlungen zu beziehen:
Die Band-Ausgabe von W. Heimburg’s Schriften erscheint vollständig in 10 Bänden zum Preise von je 3 Mark geheftet, 4 Mark gebunden.
Inhalt: Band 1. Aus dem Leben meiner alten Freundin. Mit Illustr. von W. Claudius. – Band 2. Lumpenmüller’s Lieschen. Mit Illustr. von R. Wehle. – Band 3. Kloster Wendhusen. – Ursula. Mit Illustr. von A. Zick. – Band 4. Ein armes Mädchen. – Das Fräulein Pathe. Mit Illustr. von A. Mandlick. – Band 5. Trudchen’s Heirath. – Im Banne der Musen. Mit Illustr. von E. Ravel. – Band 6. Die Andere. – Unverstanden. Mit Illustr. von W. Claudius. – Band 7. Herzenskrisen. Mit Illustr. von C. Zopf. – Band 8. Lore von Tollen. Mit Illustr. von M. Flashar u. H. Albrecht. – Band 9. Eine unbedeutende Frau. Mit Illustr. von R. Gutschmidt. – Band 10. Unter der Linde. 12 Novellen. (Am Abgrund. Unsere Hausglocke. Unser Männe. Jascha. In der Webergasse. Großmütterchen. Nachbars Paul. Aus meinen vier Pfählen: 1. Dorotheens Bild. 2. Onkel Leos Verlobungsring. 3. Flickdorchen. 4. Großvaters Stammbuch. Auf schwankem Boden.) Mit Illustr. von A. Zick, C. Koch, R. Wehle, C. Zopf und W. Claudius.
Die Lieferungs-Ausgabe erscheint vollständig in ca. 75 Lieferungen zum Preise von 40 Pfennig. Bis jetzt erschienen: Lieferung 1–54.
Die meisten Buchhandlungen nehmen jederzeit Bestellungen auf die neue illustrierte Ausgabe von W. Heimburg’s Schriften entgegen und senden auf Verlangen den ersten Band oder die erste Lieferung zur Ansicht.
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Ist wohl kein Druckfehler von „einen“, da es „zur Ader lassen“ durchaus auch mit Dativobjekt gibt