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Die Geheimmittelkrämer

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Textdaten
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Autor: unbekannt
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Titel: Die Geheimmittelkrämer
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aus: Die Gartenlaube, Heft 13, S. 418
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[418] Die Geheimmittelkrämer wenden oft einfache Kunstgriffe an, um ihre Erzeugnisse, welche unter irgend einem Namen verdächtig geworden sind, wieder flott zu machen. Sie wandeln einfach den Namen um und der Schwindel segelt unter andrer Flagge weiter. Jüngst ist der altberüchtigte „Homeriana“-Thee in einem angeblich neuen Mittel entlarvt worden. Der Karlsruher Ortsgesundheitsrath erläßt darüber folgende Bekanntmachung:

„Unter den Ueberschriften ‚Lunge und Hals‘, ‚Brust- und Halsleiden‘ u. dergl. wird in vielen Blättern, sowie in Broschüren und Flugblättern als Heilmittel gegen Lungentuberkulose und Influenza der ‚russische Brustthee‘, zu haben bei Ernst Weidemann in Liebenburg a. Harz, in marktschreierischer Weise angepriesen. Der ‚russische Brustthee‘ ist identisch mit dem früher unter dem Namen ‚Homeriana‘ vertriebenen ‚Heilmittel‘ und besteht, wie wir schon früher nachgewiesen haben, einfach aus getrocknetem ‚Vogelknöterich‘ (polygonum aviculare), welcher nicht nur in Rußland, sondern überall, auch bei uns, an Wegen, auf Aeckern und in Gärten in großer Menge wächst. Selbstverständlich kommt dieser Pflanze die ihr zugeschriebene Heilwirkung nicht zu. Der Vertrieb derselben erweist sich vielmehr als Ausbeutung der Leidenden, indem eine Kur mit dem Mittel auf etwa 30 ℳ zu stehen kommt. – Wir warnen daher wiederholt vor dieser Ausbeutung, welche um so bedenklicher ist, als bei der langen Dauer der angepriesenen Kur die kostbarste Zeit für eine sachgemäße Behandlung leicht versäumt wird.

Bei dieser Gelegenheit möchten wir auf ein anderes Unternehmen zurückkommen, das leider auch bereits seit längerer Zeit sein Unwesen treibt und, wie wir aus zahlreichen Anfragen aus den Kreisen unserer Leser ersehen, auch heute noch auf Beute auszieht. Es ist die Sanjana-Company. Wir wiederholen hier die Warnung, welche derselbe Karlsruher Ortsgesundheitsrath bereits vor fünf Jahren erließ. Sie lautet:

„Sanjana-Heilmethode ist der Name eines angeblich von einem Miquel Sanjana erfundenen Heilverfahrens, dem durch eine in Egham in England bestehende Gesellschaft, Sanjana-Company, allerwärts Eingang verschafft werden soll. Die Mittel dieser Gesellschaft werden gegen die verschiedensten Krankheitsarten in einer scheinbar wissenschaftlich abgefaßten Schrift als ‚unfehlbar‘ empfohlen; um Vertrauen zu erwecken, wird mitgetheilt, daß die Sanjanaheilmittel nur nach genauer Diagnose und in Berücksichtigung des speziellen Krankheitsfalles seitens des Direktoriums verordnet würden. Die Diagnose wird aber lediglich auf Grund eines schablonenmäßigen, ganz unvollständigen und ungenügenden Fragebogens von dem in Egham befindlichen Direktorium gestellt, so daß natürlich von einer wissenschaftlichen Behandlung keine Rede sein kann. Charakteristisch ist, daß sämmtliche Konsultationen ‚kostenfrei‘ erfolgen, die Preise der Mittel aber unverhältnißmäßig hoch sind.

Wir ließen zwei Mittel der Sanjana-Company, und zwar solche gegen Schwäche des Nervensystems, speziell der centralen Theile Gehirn und Rückenmark, untersuchen. Die eine Flüssigkeit war ein mit Chloroform parfümierter wässeriger Auszug von Faulbaumrinde, die andere eine mit Bittermandelöl aromatisierte Lösung von Bromammonium und Bromnatrium. Beide Präparate sind in den Apotheken zum Preise von 1 Mark 80 Pfennig herzustellen, während die Sanjana-Company sich 6 Mark dafür bezahlen läßt, wobei noch zu bemerken ist, daß dieselbe auf die Uebersendung einer Flasche nicht eingeht, sondern sofort die Abnahme von mindestens fünf Flaschen zum Preise von 30 Mark verlangt. Die angepriesene unfehlbare Heilwirkung kommt beiden Mitteln nicht zu.“