Die Internationale Schlafwagengesellschaft
[745] Die Internationale Schlafwagengesellschaft. Was der vor kurzem verstorbene Pullman in Nordamerika für den Eisenbahnverkehr geschaffen hat, das leistet auf dem europäischen Kontinent die internationale Schlafwagengesellschaft. Im Jahre 1877 gegründet mit einer Betriebsthätigkeit von 9697 km, hat sie es bis Ende 1896 auf 88 407 km gebracht; ihre Wagen, jetzt 580 an der Zahl, sind auf fast allen wichtigeren Linien des Erdteils zu finden, und sie bieten dem Reisenden, der große Strecken hintereinander zurücklegen will, den denkbar größten Komfort. Nach amerikanischem Vorbild bezeichnet die Gesellschaft ihre Luxuszüge mit „Expreß“. Da ist ein Orientexpreß (Paris–Konstanza), ein Ostende–Wien-Expreß mit Anschluß nach Triest, ein Wien–Nizza-Expreß, dreimal wöchentlich im Winter verkehrend, ein Calais–Engadin–Interlaken-Expreß (nur im Sommer), ein Mittelmeerexpreß, von Calais aus abgelassen, ein Südexpreß zwischen Madrid, Sevilla und Gibraltar, ein Nordexpreß zwischen Ostende, Paris und Berlin und Petersburg, ein Peninsularsexpreß zwischen Calais und Brindisi, der wöchentlich einmal geht und ein Nord–Süd-Expreß zwischen Berlin und Verona, der ursprünglich bis Rom und Neapel geführt werden sollte, wird am 15. November d. J. mit täglichem Verkehr eingerichtet. Außer diesen Zügen bewirtschaftet die Gesellschaft auch Speisewagen auf verschiedenen Linien. – Trotzdem die Schlafwagengesellschaft überall auf fremden Linien fährt, hat sie doch im letzten Jahre einen Betriebsüberschuß von 4 316 855 Franken erzielt. In Preußen ist sie übrigens fast verdrängt, da der preußische Staat 22 Schlafwagenlinien, davon 14 ab Berlin, selbst betreibt. Auch die Österreichische Staatsbahn hat 5 Linien in eigene Verwaltung genommen.