Zum Inhalt springen

Die Kolumbische Weltausstellung in Chicago

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: A. v. Stetten
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Kolumbische Weltausstellung in Chicago
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 18, S. 556–558, 560–561
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
unkorrigiert
Dieser Text wurde noch nicht Korrektur gelesen. Allgemeine Hinweise dazu findest du bei den Erklärungen über Bearbeitungsstände.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[556]

Die Kolumbische Weltausstellung in Chicago.

Von N. v. Stetten.0 Mit Zeichnungen von H. Nisle.


Weltausstellung“! Wohl nie ist dieses klangvolle Wort uns Deutschen so viel um die Ohren geschwirrt, als eben gegenwärtig. Der alte Kampf um die Weltausstellung in der Reichshauptstadt Berlin ist aufs neue entbrannt, und er hat durch den eifersüchtigen Wettbewerb der Pariser eine bisher nie dagewesene Verschärfung erfahren. Fast könnte man darüber die „Kolumbische Weltausstellung“ vergessen, die sich drüben über dem Ocean vorbereitet, sorgten nicht eifrige Berichte über die Wunder, welche man dort zu erwarten hat, dafür, sie stets in Erinnerung zu halten, und knüpfte sie nicht an einen Gedenktag an, der denn doch zu bedeutsam ist in der Weltgeschichte, als daß er über dem Streite des Tages aus dem Auge verloren werden könnte.

Vierhundert Jahre sind verflossen, seit Christoph Kolumbus den Fuß auf amerikanischen Boden setzte; was Amerika in diesen vierhundert Jahren geworden, das zu zeigen wird in erster Linie der Zweck der „Kolumbischen Ausstellung“ sein und daran wird auch die ausgiebigste Betheiligung des alten Europas nichts ändern. Vor allem werden die „Vereinigten Staaten“ ihre ganze wirthschaftliche Machtfülle dafür in die Wagschale werfen, uns die Leistungsfähigkeit der Neuen Welt in riesenhafter Gestalt erscheinen zu lassen, und Südamerika wird, wenn anders seine politischen Zerwürfnisse nicht noch störend dazwischentreten, an diesem Bilde nach Kräften mitwirken. Bedenken wir ferner, daß Länder, deren Handelsverkehr mit der Neuen Welt bei uns in Europa gar nicht nach seinem ganzen Umfang ermessen wird und welche zu den bisherigen Ausstellungen nur einige exotische Kuriosa lieferten, wie z. B. China, Japan und andere asiatische Staaten, zum ersten Mal in größerem Maßstab ausstellen werden, so ist darin schon eine Reihe von Besonderheiten gegeben, welche der Kolumbischen Weltausstellung ein eigenartiges Gepräge aufdrücken. Und nun dazu der grandiose Hintergrund der echt amerikanischen Großstadt Chicago in ihrer herrlichen Lage an dem gewaltigen Michigansee!

Das Verwaltungsgebäude.

Chicago ist nach New-York die bedeutendste und bevölkertste Stadt der Union; es übertrifft Philadelphia an Umfang und Einwohnerzahl und weist nach der letzten Zählung 1250000 Einwohner auf, von denen ein Drittel deutschen Ursprungs ist. Seine geographische Lage macht es zum Schlüssel des weiten gesegneten Westens, zum natürlichen Knotenpunkt der größten Eisenbahnlinien Amerikas, deren nicht weniger als sechsundzwanzig strahlenförmig dort zusammenmünden, und zum Ausgangspunkt für die hochentwickelte Binnenschiffahrt auf den fünf untereinander verbundenen riesigen nordamerikanischen Seen. Das mit der Stadt in unmittelbarem regen Verkehr stehende Gebiet ist dreimal so umfangreich als Europa ohne Rußland; Chicagos Handelsumsatz wurde im Jahre 1890 auf rund fünfeinhalb Milliarden Mark berechnet. Nichts vermochte die fast märchenhaft rasche Entwicklung der Stadt zu hemmen. Noch im Jahre 1833 ein kleiner Flecken mit 175 Häusern und 550 Einwohnern, zählte es 1871 bereits über dreimalhunderttausend Seelen. Wohl schien ein furchtbares Unglück es damals vom Erdboden vertilgen zu wollen: eine beispiellos heftige Feuersbrunst im Oktober des Jahres 1871 legte in drei Tagen den größten Theil des Geschäftsviertels in Asche. Aber rasch erstand das Zerstörte wieder aus den Trümmern, und nach zehn Jahren war auch die letzte Spur von einem Brande verwischt, der nach annähernder Schätzung einen Schaden von 800 Millionen Mark verursacht hatte. Groß angelegte Wasserwerke versorgen heute die Stadt mit Wasser, die Gesundheitsverhältnisse sind günstig, nicht zuletzt dank einem verschwenderischen Maße öffentlicher Gärten oder Parke, deren zwanzig theils innerhalb des Häusermeeres, theils an seinem äußeren Rande gelegen sind. – Zwei dieser Parke sind nun dazu ausersehen worden, die Ausstellungsgebäude aufzunehmen, der Jacksonpark, hart am Ufer des Michigansees, und „Midway Plaisance“, westlich an den Jacksonpark anstoßend.

Schon im Juni 1891 wurden die Arbeiten auf dem Ausstellungsplatz begonnen und seither – mit nur geringen durch finanzielle Schwierigkeiten hervorgerufenen Unterbrechungen – nach Maßgabe der vorhandenen Mittel fortgesetzt. Jetzt ist man soweit, daß voraussichtlich alle Bauten und Anlagen zur bedungenen Frist, dem 12. Oktober 1892, fertig sein können. An diesem Tage, dem historischen Jahrestag der Entdeckung Amerikas, an dem Kolumbus den Strand der Insel Guanahani betrat, soll die feierliche Uebergabe der Gebäude an die leitende Kommission von hundertundsechs Männern, die „Worlds Columbian Commission“, erfolgen. In der Zeit vom 1. November 1892 bis zum 10. April 1893 werden sich die weiten Räume mit den Schätzen der Aussteller füllen, um endlich am 1. Mai 1893 den Scharen der staunenden Besucher sich zu öffnen.

Gedenkt man schon jene feierliche Uebernahme der Gebäude mit einem gewaltigen Festespomp zu umkleiden, bei dem Reden, Musikaufführungen größten Stils mit eigens hierzu komponierten Tonwerken, Feuerwerk und Truppenschau ihre Rolle zu spielen haben, so wird selbstverständlich die endgültige Eröffnung in noch viel großartigerem Maßstab gefeiert werden. Insbesondere versprechen sich die Veranstalter viel von einer großen internationalen Flottenschau, die auf Ende April geplant ist. Man denke sich: auf der ungeheuren, am Ausgang der Chesapeakebay gelegenen Rhede von Hampton Roads sammeln sich die Flotten aller seefahrenden Nationen und dampfen von da gemeinsam in den Hafen von New-York, um hier an einem aus allen Welttheilen herbeigeströmten Publikum vorüberzudefilieren! Aber die schrankenlose Phantasie des Amerikaners schweift noch weiter. Er sieht diese Ungethüme der See auch die Mündung des Potomacstromes hinaufziehen, der Bundeshauptstadt Washington und dem Grabmal des großen George Washington ihre Huldigung darzubringen!

Kühn wie diese Festentwürfe sind auch die Rechnungen der Amerikaner. Man hat die Kosten der Ausstellung auf nicht ganz 75 Millionen Mark veranschlagt. Davon trägt die Stadt Chicago 20 Millionen bei, von einer allgemeinen Subskriptionsanleihe erhofft man etwa 23 Millionen, nicht weniger als 40 Millionen aber sollen die Eintrittsgelder ergeben. Man rechnet also, da der Eintrittspreis auf einen halben Dollar oder etwa zwei Mark festgesetzt ist, auf die Kleinigkeit von zwanzig Millionen [557] zahlender Besucher, welche sich in der Zeit vom 1. Mai bis 31. Oktober 1893 in die Ausstellung ergießen sollen. Das sind durchschnittlich täglich gegen 110000 Personen!

Versuchen wir nun durch einen Rundgang über das Ausstellungsfeld ein Bild von der ganzen Anlage zu gewinnen und uns über die Bestimmung der einzelnen Baulichkeiten klar zu werden, wobei wir zu näherem Anhalt auf die Zahlen in unserer Uebersichtsskizze auf Seite 560 und 561 verweisen.

Das Kasino am Hafen.

Der Flächenraum, den die Ausstellung bedeckt, umfaßt ungefähr siebzig Hektar. Mächtige Bäume und gefälliges Buschwerk füllen malerisch die Räume zwischen den Gebäuden, immer wieder aber öffnet sich der reizende Ausblick auf die weitgedehnte Wasserfläche des Michigansees. Zahlreiche Kanäle und Wasserstraßen durchziehen das Gelände, und wer will, der kann in bequemer Gondel sich von Ort zu Ort umherführen lassen.

Wir benützen einen der zahlreichen Schnellpassagier-Dampfer, welche uns die angenehmste Verbindung der Stadt Chicago mit Jacksonpark bieten, und landen am Hafen, der durch einen in den See hinausgebauten Damm (22) gebildet wird. Eine Gruppe kleinerer Gebäude, von einem Thurme überragt, fällt uns ins Auge: es ist das Kasino, Cafés und Wirthschaften, die uns neben leiblichem Genuß eine entzückende Fernsicht über den See bieten. Vom halbrunden Quai gegenüber grüßt eine seltsame Säulenreihe: es sind venetianische Säulen, welche allegorische Darstellungen der dreizehn ersten Unionsstaaten tragen; sie umziehen das Ostufer eines großen Wasserbeckens (11), in dessen Rundung eine hohe, von dem amerikanischen Bildhauer French in Paris modellierte Statue der Republik (13) sich erheben soll.

Jenseits, in der Verlängerung des durch allerlei farbige Springbrunnen belebten Bassins, steht das architektonisch hervorragendste Gebäude der ganzen Ausstellung, das Verwaltungsgebäude (10). Vier in ionischem Stile gehaltene Pavillons werden von einer flotten Riesenkuppel überragt, die eine Spannweite von sechsunddreißig und eine Höhe von achtzig Metern über der Grundfläche erreicht. Durch eine Thoreinfahrt in der stattlichen Breite von achtundzwanzig Metern betreten wir die mächtige Rotunde im Innern, von der aus die Zugänge zu den zahllosen Bureaus der verschiedensten Art führen. Das Dach der Pavillons ist flach, und alle vier sind durch äußere Galerien miteinander verbunden, so daß sich den Besuchern hier oben ein prächtiger Spaziergang bietet.

Südlich von dem erwähnten Wasserbecken dehnt sich das Gebäude für die Landwirthschaft (8, 12) mit einem kolonnadengeschmückten Anbau (6) für Versammlungen und Kongresse. Dem letzteren Zwecke dient auch die amphitheatralisch angelegte Versammlungshalle (2). Dem Landwirthschaftsgebäude gegenüber liegt der Industriepalast (17), naturgemäß das größte und umfangreichste Bauwerk der Ausstellung, das allein eine Fläche von 12 Hektaren bedeckt und 6 Millionen Mark kostet.

An Größe folgt dem Industriepalast zunächst das riesige Maschinenhaus (7) südlich vom Verwaltungsgebäude. Ihm gegenüber stehen die ebenfalls recht stattlichen Hallen für Bergbau und Metallurgie (14) und für Elektricität (15). Zwischen beiden, etwas weiter rückwärts, münden in einen geräumigen Bahnhof (9) die eigens für die Ausstellung angelegten Zweigstränge der Eisenbahnlinien, und wiederum nicht allzu weit entfernt erheben sich die Wände des Kolossalgebäudes für die Verkehrsmittelausstellung (16). Im Stile einer riesigen romanischen Basilika wird sie uns entgegentreten, von einer mächtigen Kuppel überwölbt und mit einem Zugang, dem man den stolzen Namen „Das Goldene Thor“ gegeben hat.

Diesem Bauwerk schließt sich an die Halle für den Gartenbau, ein besonders bevorzugtes Glied der Ausstellung, denn Chicago heißt nicht umsonst die „Gartenstadt“. Ein breit überkuppeltes Palmenhaus wird die riesigsten Exemplare dieser Gattung aufnehmen können, während ein eigener Raum für Prachtexemplare der „Victoria regia“ vorbehalten ist.

Ehe wir weiter schreiten, müssen wir einen Blick zur Rechten werfen. Aus glänzender Wasserfluth grüßt uns eine liebliche Insel, von freundlichem Grün bewachsen. Wir stehen an der „Lagune“ (18), dem zweiten großen Wasserbecken des Ausstellungsgeländes, und die menschenfreundlichen Veranstalter haben mit Rücksicht auf den reizenden Anblick, welchen sie bietet, in die Pavillons der Gartenbauhalle zweckmäßig Erfrischungsräume geplant.

Nun aber weiter!

In der Verlängerung der Gartenbauhalle liegt ein gefälliger, fast kokett schlichter Bau (21), der doch das merkwürdigste und absonderlichste Stück der Ausstellung birgt. Wir sind hier nämlich eingetreten in das Reich der Frau: eine junge Dame, Mrs. Sophia Hayden, hat den Plan zu dem Gebäude entworfen; was die Frauen Amerikas leisten in Kunst und Gewerbe, Wohlthätigkeit und Krankenpflege, Haus- und Küchenwesen, das wird hier zur Anschauung gebracht werden und sich messen mit dem, was ihre Schwestern in Europa erreicht haben. Eine Frau, die Gattin des Ausstellungspräsidenten Palmer, steht an der Spitze dieser Abtheilung und das Komite, das mit ihr zusammenarbeitet, setzt sich ausschließlich aus Frauen zusammen.

Im Rücken der beiden letzterwähnten Gebäude erstreckt sich Midway Plaisance (20). Hier ist Raum gelassen für die Fremden aller Nationen, sich mit kleineren Bauten ihrer heimischen Art den Besuchern vorzustellen; hier wird man durch eine Straße von Kairo wandern, in Indianerwigwams treten, chinesische, javanische, mexikanische, siamesische, polynesische und wer weiß was für Gehöfte bestaunen, im übrigen aber auch von einem deutschen Dorfe und von der getreuen Nachbildung einer mittelalterlichen deutschen Stadt sich anheimeln lassen.

An der Nordseite der „Lagune“ hat sich der Staat Illinois für seine Sonderausstellung ein eigenes Heim eingerichtet (25), ein Vorzug, den auch die Bundesregierung der Vereinigten Staaten genießt (23). Zwischen beiden, rings vom Wasser der Lagune umgeben, liegt die Fischereiausstellung (24) mit ihren Riesenbehältern für lebende Fische. Hinter dem Gebäude des Staates Illinois endlich erstreckt sich einem breiten Kanal entlang der Kunstpalast (26). Die Parkanlage (27), die von diesen Bauten und dem See umschlossen wird, ist vorläufig noch für Sondergebäude fremder Staaten vorbehalten.

Die Marineausstellung.

Der Weg am Leuchtthurm vorüber führt zur Marineausstellung. Man hatte den sinnigen Gedanken, diese Ausstellung in einer naturgetreuen Nachbildung eines großen Küstenkriegsschiffs unterzubringen, welches da gleichsam im Hafen vor Anker liegt. Der Bau ist vom Seedepartement der Vereinigten Staaten entworfen und wird alle Fortschritte des Seekriegswesens, Schiffsgeschütze aller Kaliber, Drehthürme, Torpedos etc. zur Anschauung bringen. Und wer sich von den grausenerregenden Eindrücken dieser Höllenmaschinen erholen will, der kann hinaufsteigen auf den 23 Meter hohen Mast und seine erhitzte Phantasie kühlen an der erfrischenden Brise vom See her.

Noch haben wir, ehe wir diesen Rundgang schließen, einige Gebäulichkeiten am Südende des Platzes ins Auge zu fassen, es sind die Forstausstellung (4) mit der Dampfholzsägerei (3), bei dem Holzreichthum Nordamerikas ein hochwichtiges Glied des Ganzen, die ausgedehnten Viehställe (1) und die Molkerei (5).

Alle diese Gebäude, deren äußere Wandungen zumeist mit einer farbigem Marmor täuschend ähnlichen Masse, einer amerikanischen Erfindung (Staff), bekleidet sind, befinden sich zur Zeit in einem mehr oder minder vorgeschrittenen Stadium der Ausführung; doch nimmt man, wie schon erwähnt, an, daß sie sämmtlich am 12. Oktober fertig sein werden, so daß noch im Herbste dieses Jahres mit der inneren Ausstattung wird begonnen werden können. Selbstverständlich wird in der Erleichterung

[558]

Der Industriepalast.

des Verkehrs innerhalb des Ausstellungsgebietes vermittelst elektrischer und anderer Bahnen und Wasserfahrzeuge, in Elevatoren etc., das äußerste gethan werden; das ist ja schon durch die in Aussicht genommene riesige Besuchsziffer bedingt. Bemerkenswerth ist noch, daß die Beleuchtung der Ausstellung gegen 140000 Lampen und 22000 Pferdekräfte erfordert! Für Trank und Speise sorgen zweihundert Wirthschaften, und wenn auch das Projekt des Morisonthurmes, der den Eiffelthurm der Pariser übertrumpfen sollte, ebensowenig zur Ausführung kommen wird wie der Silberpalast, den einer aus dem Silbervorrath des Schatzamts zu Washington zu erbauen vorschlug – es handelt sich um die runde Kleinigkeit von zwei Milliarden Mark – so wird es doch nicht an allerlei anderen Wunderdingen fehlen, die internationale Schaulust mächtig anzuregen. Da spricht man von einem lenkbaren Aluminiumluftballon, von einem kalifornischen Riesenbaum mit der Einrichtung eines Pullmannschen Salonwagens, Restauration und Küche im Inneren, von einer künstlich nachgebildeten Austernbank und was dergleichen reizende Dinge mehr sind.

Kurz, die „Kolumbische Weltausstellung“ setzt alle Hebel in Bewegung, durch Größe, Neuheit und Kühnheit alle ihre Vorgängerinnen zu schlagen und einen Markstein zu bilden in der Geschichte der Ausstellungen. Manche Uebertreibung läuft dabei mit unter; man nimmt’s nicht so genau, wenn es gilt, die Erwartungen aufs äußerste zu spannen. Möchten die Chicagoer doch sogar eine Ausstellung von Geist und Wissen veranstalten in ihren Gelehrten- und Künstlerkongressen, die sie aus aller Herren Ländern zusammenladen wollen! Wie dem aber sei, die Gartenstadt am Michigansee wird auch ohne solche Stückchen im nächsten Jahre das Wallfahrtsziel für viele Millionen Menschen bilden, sie wird dem, der sehen kann und sehen will, gar viel zu lernen und zu denken geben.


[560–561]

Die Kolumbische Weltausstellung in Chicago.
Zeichnung von H. Nisle.
1. Ausstellung lebender Thiere. 2. Versammlungshalle. 3. Dampfsägewerk. 4. Forstausstellung. 5. Molkerei. 6. Kongreßräume. 7. Maschinenhalle. 8. u. 12. Landwirthschaftsgebäude.
9. Bahnhof. 10. Verwaltungsgebäude. 11. Großes Bassin. 13. Statue der Republik. 14. Bergbau. 15. Elektricität. 16. Verkehrsmittel. 17. Industriepalast. 18. Parkinsel. 19. Gartenbauhalle. 20. Fremdländische Dorf- und Stadt[??]pen. 21. Frauenpalast. 22. Kasino. 23. Gebäude der Bundesregierung. 24. Fischereiausstellung. 25. Gebäude des Staats Illinois. 26. Kunstpalast. 27. Parkraum für Sonderbauten fremder Staaten. 28. Marineausstellung. 29. Michigansee. 30. Lage der Stadt Chicago.