Die Kreuze oberhalb Reicholzheim

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Textdaten
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Autor: Unbekannt
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Titel: Die Kreuze oberhalb Reicholzheim
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 638–639
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Commons, Google
Kurzbeschreibung:
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[638]
Die Kreuze oberhalb Reicholzheim.

Vor Zeiten gingen einmal neun bis zwölf Höhfelder Bursche mit einem schönen Mädchen von der Waldenhauser Kirchweihe heim. Auf der Höhe hinter Reicholzheim geriethen sie wegen des Mädchens, das Allen wohlgefiel, miteinander in Streit, wobei sämmtliche Bursche bis auf Einen, und auch das Mädchen, welchem sie den Kopf abhieben, getödtet wurden. Der am Leben gebliebene Bursche ging noch bis zur Gamburger Steige, wo ihn aber die Reue so heftig erfaßte, daß er sich selbst umbrachte. An diesem Platze nun, so wie an jedem andern, wo einer der Bursche gefallen, steht ein steinernes Kreuz, und ein hoher Stein, mit einem darauf eingehauenen Schwerte, da, wo das Mädchen umkam. Von dem obersten Kreuze bei Reicholzheim bis zum untersten, war das Blut wie ein Bach geflossen. Die dortigen Aecker haben von diesem Vorfalle den Namen „Die Streitäcker“, und wegen desselben ist die Waldenhauser Kirchweihe für immer aufgehoben. Bei den Kreuzen spukt es in manchen [639] Nächten, namentlich geht ein schwarzer Mann dort um, der sich den Vorüberwandernden auf den Rücken hängt und eine gute Strecke weit von ihnen forttragen läßt.[1]

(Siehe Mone’s „Anzeiger etc.“ Jahrg. 1838.)

  1. Streitäcker, Kriegsmatten u. dgl., gibt es in vielen Gemarkungen; sie mögen wohl ihre Namen vom streitigen Feldmaaß oder Eigenthumsrechte haben, worüber auch manchmal blutige Händel entstanden seyn mögen. Ich vermuthe daher, daß über solche Feldnamen noch hie und da Volkssagen im Schwunge sind. Ob damit überall die rohen steinernen Kreuze auf den Feldern zusammenhängen, läßt sich nicht mit Gewißheit behaupten. In der Regel stehn diese Kreuze als Zeichen, daß auf ihrem Platze Jemand erschlagen wurde, daher das Mordwerkzeug (Messer, Pflugschar etc.) häufig in rohen Umrissen auf dem Kreuz ausgehauen ist.
    Mone.