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Die Löwenstadt

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Textdaten
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Autor: Ernst Deecke
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Titel: Der Löwenstadt
Untertitel:
aus: Lübische Geschichten und Sagen, S. 12–13
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1852
Verlag: Carl Boldemann
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Erscheinungsort: Lübeck
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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Bearbeitungsstand
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8. Die Löwenstadt.

Als Lübeck tagtäglich zunahm, litt die Stadt Bardowiek, welche Herzog Heinrich dem Löwen gehörte, dadurch, daß alle Kaufleute hieher zogen. Da fand der Herzog es billig, daß Graf Adolf ihm die neue Stadt abtrete, um den Handel Deutschlands nach den mitternächtigen Reichen desto besser fördern zu können. Aber der Graf schlug es ab, und bat, ihm sein von Gott verliehenes Glück nicht zu mißgönnen. Darauf verlegte der Herzog die Lübschen Straßen und verbot den Handel dahin. Wie aber das Sprüchwort sagt, daß ein Unglück das andere auf dem Rücken trägt: so brannte Lübeck eines Tages gänzlich ab. Nun gingen die Kaufleute, die noch immer gehofft, daß der Herzog seinen Sinn ändern werde, zu ihm, und sprachen: „Bisher, durchlauchtiger Fürst, haben wir den merklichen Abbruch unserer Handtierung heimlich bei uns getragen und geduldet. Daß wir gleichwohl nicht von hinnen gezogen, daran hat uns unser Haushalt und Weib und Kind gehindert. Nun aber das Feuer all das Unsrige verzehrt und verheert, wollen wir freiwillig wegziehn; gieb und deßwegen, wenn’s Dir so gefällig, Raum und Platz, wo wir von neuem baun und unsern freien Handel sowohl zu Verbesserung der Stadt als auch Deiner fürstlichen Gnaden Zölle treiben mögen.“ Der Herzog ließ sich bedünken, daß sie Recht hätten, und [13] ging den Grafen nochmals um die öde Stätte an. Als ihm jedoch abermals nicht gewillfahrt wurde, begann er jenseit der Waknitz, wo jetzt Herrenburg liegt, eine neue Stadt zu bauen und berief die lübischen Kaufleute, daß sie daselbst wohnen sollten. Sie kamen auch in großer Zahl, und nannte der Herzog den neuen Ort Löwenstadt, und gab ihm als Wappen einen goldnen Leopardenkopf im blauen Felde. Aber es hielt sehr schwer, die Waaren über Land zu bringen, oder auf die Waknitz zu kommen. Andererseits konnte Graf Adolf auch ohne der Bürger Hülfe nichts machen, scheute dazu des Herzogs größere Ungnade und Zorn. So trat er denn die wüste Stätte mit aller Gerechtigkeit ab. Da war allen Theilen geholfen. Mit Freuden kehrte der Herzog samt den Bürgern nach Lübeck zurück, das nun mit fürstlichen Freiheiten begabt und beehrt ward. Die vier ersten Burgemeister waren Heinrich von Artlenburg aus dem Lande Sachsen, Gerwin von Schottorf aus Julin, Borwin der Alte aus Altlübeck, und Johann von Castell aus Karenz auf Rügen. Diese vier haben noch andere feine, ehrliche, wohlversuchte Bürger zugewählt, bis daß ein vollkommener Rath von vierundzwanzig Personen da war. Es stand aber die Bürgerschaft um ein Geringes zu gewinnen, nämlich um einen Thaler und vier Pfennige zur Unterhaltung des Kaaks (Prangers), und dieß ist erst nach 1600, um erheblicher Ursach willen, etwas erhöht.