Die Menagerie der Götter

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Autor: Gottfried August Bürger
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Titel: Die Menagerie der Götter
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 174–178
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum: 1774
Erscheinungsdatum: 1778
Verlag: Johann Christian Dieterich
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Erscheinungsort: Göttingen
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Quelle: Commons
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Die
Menagerie der Götter.
Im Sommer 1774.


     Wie hier an Affen, Papagai’n,
An Kakadu und Raben
Hofherrn und Damen insgemein
Ihr träges Mütchen laben:

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     So hegt auch mancher Gott sein Thier,

Selbst in der Himmelsstube.
Zeus dahlt[1] mit seinem Adler schier,
Wie ein Quintanerbube.

     Der darf in Kabinet und Saal,

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Auf Stul und Tafel springen,

Und kek ein ganzes Göttermal
Ambrosia verschlingen.

     Allein, wer so viel frist, der mus,
Mit Gunst! auch viel hofiren,

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Drum möchte Juno vol Verdrus,

Ihm oft den Steis verschnüren.

     Dagegen kan ihr Pfauenpaar
Sie desto bas erfreuen;
Doch schmälet Zeus, und dies ist wahr,

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Daß sie abscheulich schreien.


     Mit Täubchen kürzt an ihrem Plaz’
Sich Cypria die Stunden.
Ihr Knab läst flattern einen Spaz,
An langen Zwirn gebunden.

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     Minerva kömt durch ihre Gunst

Noch dem Olymp zu Statten:
Denn ihre Eule fängt mit Kunst
Die Himmelsmäus’ und Ratten.

     Apoll hält solchen Tand für schwach,

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Nährt sich vier stolze Schimmel,

Und gallopiret, Tag vor Tag,
Eins durch den weiten Himmel.

     Auch, sagt man, hält er einen Schwan,
Des wunderbarer Schnabel

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Troz Roms Kastraten singen kan;

Doch halt’ ich dies für Fabel.

     Lyäus läst den Wagen gar
Von zamen Tigern führen,
Und ohne Sorge vor Gefar,

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Sich durch die Welt kutschiren.


     Vor Plutons schwarzer Pforte belt
Der gröste Bullenbeisser,
Und macht die Qual der Unterwelt,
Durch sein Geheul noch heisser. –

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     Vor allen Thieren, gros und klein,

Die sich bei Göttern mästen,
Behagt Silenus Eselein
Noch meinem Sin am besten.

     Das ist fürwahr! ein feines Vieh,

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Von sondrer Zucht und Ehren,

Und läst von forn und hinten nie,
Was unverschämtes hören.

     Mit sich und seinem Herrn vergnügt,
Geduldig allerwegen,

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Nimt es vorlieb, so wie sich’s fügt,

Mit Marzipan und Schlägen.

     Zum Keller weis es hin und her
Den Weg von selbst zu finden;
Auch braucht man gar nicht drüber her

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Den Reiter fest zu binden.

     Piano klimt’s den Berg hinan,
Piano trit’s bergunter,
Und wirft den trunknen Ehrenman
Kein einzigmal herunter.

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     So einen Esel wünscht’ ich mir! –

Silen, wirst du einst sterben;
So las mich dies bequeme Thier,
Las, Vater, las mich’s erben!

Anmerkungen (Wikisource)

  1. dahlen = lallen, unsinnig schwätzen (Grimm)