Die Mordeltern (Erk, Variante 2)

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Titel: Die Mordeltern
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aus: Deutscher Liederhort,
S. 149–150
Herausgeber: Ludwig Erk
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Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Th. Chr. Fr. Enslin
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Erscheinungsort: Berlin
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[149]
43a. Die Mordeltern.
(Um 1630.)
1.
Es warn einmal zwei Bauernsöhn,

die hatten Lust ins Feld zu gehn,
die hatten Lust zu streiten.

2.
Sie ritten ein, sie ritten aus,

sie ritten vor das Gastwirthshaus
die guten Kameraden.

3.
Und als sie an dem Wirthshaus warn,

Frau Wirthin vor dem Fenster stand
mit ihren schwarzbraun Augen.

4.
„Frau Wirthin, hat sie die Gewalt,

zwei Reiter über Nacht zu bhalt,
zwei Reiter zu quartieren?“

[150]
5.
‚‚‚Sollt ich nicht haben die Gewalt,

zwei Reiter über Nacht zu bhalt,
zwei Reiter zu logieren?‘‘‘

6.
Der Eine in die Stuben trat,

sein Geld und Gold herunter that,
die Wirthin sollts aufheben.

7.
Nun setzten sie sich an den Tisch

und ließn auftragen backne Fisch
und auch ein sauren Braten.

8.
„Ihr dürft uns auftragn was ihr wollt,

wir haben Silber und blankes Gold
und ungrische Ducaten!“

9.
Und als die Mitternacht hub an,

da sprach die Frau zu ihrem Mann:
‚‚‚Wolln wir den Reiter morden?‘‘‘

10.
„„O nein, o nein, das kann nicht sein,

laß du den Reiter Reiter sein,
es bleibt uns nicht verborgen.““

11.
Frau Wirthin in der Ecken steht

bis daß die Leut warn in dem Bett,
bis daß sie feste schliefen.

12.
Sie macht das Fett im Pfännlein heiß

und goßs ihm in den Hals so weiß,
dem wackerlichen Reiter.

13.
Sie nahm ihn bei der weißen Hand

und grub ihn in den Kellersand:
‚‚‚Da lieg und bleib verschwiegen!‘‘‘

14.
Das Pferd mußt aus dem Stall hinaus,

das Pferd es will nit bleiben draus,
es kommt halt immer wieder.

15.
Und als der frühe Tag anbrach,

der Andre zu der Wirthin sprach:
„Ist mein Kamrad da drinnen?“

16.
‚‚‚Ach nein, wie könnt er drinnen sein!

geritten ist er fort allein
und ist nicht hier geblieben.‘‘‘

17.
„Der Reiter kann nicht weiter sein,

sein Pferd das steht im Stall allein,
er ist nicht fortgeritten.“

18.
Da sucht er durch das ganze Haus,

daneben auch das Kellerhaus,
und mußt ihn drinnen finden.

19.
„Habt ihr dem Reiter was Leids gethan,

so habt ihrs eurem Sohn gethan,
der von dem Krieg ist kommen!“

20.
‚‚‚Ach Gott, ach Gott, was große Sünd,

hab selbst ermordt mein eigen Kind,
hab ihn gebracht ums Leben!

21.
‚‚‚O du verfluchtes Gold und Geld,

du bringst so Manchen in der Welt
noch um sein junges Leben!

22.
‚‚‚Du todter Mann, was schläfst so lang!

deine Frau geht ihren letzten Gang,
sie geht zum Rabensteine.‘‘‘

(F. K. v. Erlach, „Die Volkslieder der Deutschen. IV. Bd. Mannheim, 1835.“ S. 119.)