Die Mordeltern (Erk, Variante 3)

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Titel: Die Mordeltern
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aus: Deutscher Liederhort,
S. 151–152
Herausgeber: Ludwig Erk
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Th. Chr. Fr. Enslin
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Erscheinungsort: Berlin
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[151]
44. Die Mordeltern.
Erste Melodie.


Mäßig. Vielfach mündlich, aus Schlesien und dem Brandenburgischen.
Noten
Noten


Zweite Melodie.


Mäßig.
Noten
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Dritte Melodie.


Mäßig. Mündlich, aus der Gegend von Magdeburg.
Noten
Noten


1.
Es hatt ein Gastwirth einen Sohn,

er ließ ihn etwas lernen schon,
das Schlosserhandwerk eben.

2.
Und als er ausgelernet hatt,

gab er sich auf die Wanderschaft
und thät sich was versuchen.

3.
Und als nun sechzehn Jahr um warn,

er als Gesell nach Hause kam,
sein Eltern zu besuchen,

4.
Stellt er sich als ein Fremder hier,

bat höflich um ein Nachtquartier,
gab sich nicht zu erkennen.

5.
„Ach Gastwirth, lieber Gastwirth mein,

schreibt an die Zeche groß und klein!
morgen werd ich Alls bezahlen.

6.
„Ach Gastwirth, lieber Gastwirth mein,

hebt mir auch auf mein Ränzelein
und thut mirs wol verwahren!

7.
„Darin hab ich ein schön Stück Geld,

das ich erspart hab in der Welt
in meinen jungen Jahren.“

8.
Die Tochter nahm ein Licht zur Hand

und leuchtet ihm ganz unbekannt,
thät ihn zu Bette führen.

[152]
9.
„Ach Jungfer, liebste Jungfer mein,

hat sie kein einzigs Brüderlein,
daß sie muß Alls verrichten?“

10.
‚‚‚Ach ja, ich hab ihr zwei gehabt,

der Eine liegt im kühlen Grab,
starb erst vor vierzehn Tagen;

11.
‚‚‚Der Andre wird sein lange todt,

in sechzehn Jahrn habn wir kein Wort
von ihm können erfahren.‘‘‘

12.
„Ach Schwester, liebste Schwester mein,

ich bin dein einzigs Brüderlein,
der hier vor dir thut stehen.“

13.
Drauf schenkt er ihr ein schön Goldstück:

„Schweig still und sags den Eltern nicht,
sonst muß ich wieder aufstehen.“

14.
Die Schwester folgte seinem Rath,

sie hat den Eltern nichts gesagt,
und thät zu Bette gehen.

15.
Und als es kam um Mitternacht,

die Eltern aus dem Schlaf erwacht,
thäten das Geld besehen.

16.
Das Geld das macht ihn frischen Muth,

sie sprachen: Jetzt könnts werden gut,
wenn wir ihn thätn erschlagen.

17.
Der Teufel ließ ihn keine Ruh,

sie giengen auf die Kammer zu
und thäten ihn erschlagen.

18.
Und als der erste Schlag geschach,

der Gselle aus dem Schlaf erwacht
und thät erbärmlich schreien:

19.
„Soll ich in meines Vaters Haus

mein junges Leben hauchen aus
und meinen Geist aufgeben!

20.
„Ach Jesu an des Kreuzes Stamm,

nimm doch mein arme Seele an,
thu mir mein Sünd verzeihen!“

21.
Die Schwester hört das groß Geschrei,

lief eilend zu der Kammer nein,
allwo der Bruder thät liegen.

22.
‚‚‚Verflucht solln doch die Hände sein,

die mir mein einzigs Brüderlein
so schmerzlich thun umbringen!‘‘‘

23.
„„Verfluchte Stund!““ die Mutter sprach,

„„da ich das Geld besehen hab!““
und sprang sogleich in Brunnen.

24.
Der Vater stach sich in den Hals,

im Augenblick ermordet Alls:
ach was ist das für Jammer!

25.
Die Tochter starb vor Herzeleid,

den Freunden brachts viel Traurigkeit:
Gott behüte uns doch Alle!

(Mit Benutzung einer Lesart vom Jahre 1780.)

1, 2. Er wollt ihn etwas lernen lohn. – 7a. Darin hab ich auch Wäsch und Buch und was man sonst noch haben muß, thut mir es wohl verwahren! – 10. Ich hatt der Brüder schöne zwei, der eine ist gestorben fein allrerst (nur erst) vor vierzehn Tagen. – 12, 1. Ach glaube, liebste Schwester mein. – 15, 3. schlichen das Geld zu bsehen – thätn sich das Geld besehen. – 16, 3. wenn wir ihn nun (heint) erschlügen. – 21, 2. sie drang sich zu der Kammer nein und thät erbärmlich schreien (den Bruder zu erretten). – 22, 1. Verflucht sind doch die Hände dein – O ihr verfluchten Eltern mein. – 23. Der Vater hat sich am Baum erhängt, die Mutter sich im Brunnen ertränkt, die Tochter starb vor Leide. – 23a. Es sollt sein eine große Freud, swar aber nichts als Traurigkeit; drei Mord die warn geschehen. (So der Schluß in Strehlen in Schlesien.) – 25, 3. Gott behüt uns dafür! Amen.