Die Narde

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Textdaten
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Autor: Conrad Ferdinand Meyer
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Titel: Venedig
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 121
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1882
Verlag: Verlag von H. Haessel
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Google-USA* und Scans auf Commons
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[121]
Die Narde.
(Nach einem venezianischen Bilde.)


Die brave Marthe that, was sie vermocht’,
Sie rupfte, spickte, briet und sott und kocht’,
Sie schob dem Herrn die braunsten Kuchen zu,
Und: „Diesen“, sagt’ sie, „Herr, versuche Du!“

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Maria nahte, die den schlanken Krug,

Gefüllt mit einer seltnen Narde, trug.
Sie neigt’ das Knie, den Krug. Die Narde floß.
Sie neigt’ das Herz, das strömend sich ergoß.

In der beseelten Hand Mariens ruht’

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Der edle Fuß. Drauf quoll der Narde Flut.

Ihn abzutrocknen löste sie des Haars
Geschlungnen Knoten. Blond und seiden war’s.

Ein spitz Geflüster regte sich am Tisch,
Wie der getretnen Viper scharf Gezisch:

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„Das duftet! Tausend oder mehr Denar

Verduften mit! Ich wollt’ wir hätten’s baar!

Bei Levi legten wir’s auf Zins geschwind
Und draus erzögen wir ein Waisenkind –“
„Still,“ sagt’ der Göttliche, „laß unentweiht,

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Judas! Wer liebt, verschwendet allezeit.“