Die Offenbarung Johannis/2,8-11. Smyrna

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Inhalt Kapitel 2,8-11. Smyrna
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2,8-11. Smyrna. 2,8. καὶ τῷ ἀγγέλῳ τῆς ἐν Σμύρνῃ[1] ἐκκλησίας[2] γράψον. Smyrna ist acht Meilen nördlich von Ephesus gelegen, wurde nach Pausanias von Alexander dem Großen, nach Strabo von Antigonus und Lysimachus neu erbaut. Es erhob ebenfalls neben Pergamon und Ephesus den Anspruch, die erste Stadt der Provinz Asien zu sein, (Mommsen V 303 ff.) und macht diesen Anspruch Ephesus zum Trotz auf Münzen geltend. Als der Leiter und Bischof dieser Gemeinde von Apostel-Zeiten her gilt Polykarp. Euseb. H. E. IV. 14,3: Πολύκαρπος ... ὑπὸ ἀποστόλων κατασταθεὶς εἰς τὴν Ἀσίαν ἐν τῇ ἐν Σμύρνῃ ἐκκλησίᾳ ἐπίσκοπος. Tertullian, praescr. 32: Smyrnaeorum ecclesia Polycarpum ab Johanne collocatum refert. Daher haben manche – namentlich katholische – Ausleger in dem ἄγγελος τῆς ἐκκλησίας den Polykarp finden wollen. Zu bemerken wäre noch, daß sich nachweisen läßt, daß gerade in Smyrna die Juden an Einfluß und Zahl eine große Rolle gespielt haben müssen. Martyrium Polyk. 13,1: μάλιστα Ἰουδαίων προθύμως, ὡς ἔθος αὐτοῖς, εἰς ταῦτα ὑπουργούντων. Die Juden widerrieten es, den Leichnam des Polykarp herauszugeben. ib. 17,2; über Juden in Smyrna vgl. Schürer III 11. 39. 54. Zu vergleichen wäre vielleicht noch Ignat. ad Smyrn. 1,2: τοὺς ἁγίους καὶ πιστοὺς αὐτοῦ εἴτε ἐν Ἰουδαίοις εἴτε ἐν ἔθνεσιν. Eine besondere Hochschätzung des Martyriums zeigt sich Mart. Polyk. 17,3: τοῦτον μὲν γὰρ υἱὸν ὄντα τοῦ θεοῦ προσκυνοῦμεν, τοὺς δὲ μάρτυρας ὡς μαθητὰς καὶ μιμητὰς τοῦ κυρίου ἀγαπῶμεν.

τάδε λέγει ὁ πρῶτος καὶ ὁ ἔσχατος (1,8 ist dasselbe von Gott gesagt, s. dort die Parallelen), ὃς ἐγένετο νεκρὸς καὶ ἔζησεν (1,17). Er „lebte auf” bezeichnet den Moment der Auferstehung (13,14 ἔχει τὴν πληγὴν .... καὶ ἔζησεν, Rö 14,9). Als der allmächtige Schutzherr der kleinen smyrnensischen Gemeinde, der wie diese gestorben schien, aber wieder erstand, erscheint der Herr dieser Gemeinde.2,9 οἶδά σου[3] τὴν ϑλίψιν καὶ τὴν πτωχείαν, ἀλλὰ πλούσιος εἶ (Ps 34,11). Nach Sp. wären ϑλίψις und πτωχεία Korrelatbegriffe. Dstd. denkt ganz allgemein an Bedrängnis und Armut, Hltzm. an Verfolgung und Armut. Oder man sucht zu vermitteln: In der Verfolgung seien den Christen ihre Güter entrissen, oder wegen ihrer Armut seien sie wehrlos gegenüber den Verfolgern gewesen. Wegen des Folgenden ist jedenfalls ϑλίψις auf Verfolgung zu beziehen – καὶ τὴν βλασϕημίαν ἐκ[4] τῶν λεγόντων ᾽Ιουδαίους εἶναι [209] ἑαυτοὺς (der Infinitiv erhält nach lateinischer Weise als Subjekt das reflexive Pronomen. Blaß 233) καὶ οὐκ εἰσίν (V. 2) ἀλλὰ συναγωγὴ τοῦ σατανᾶ. Unter diesen die Christengemeinde verfolgenden „Juden“ sind nicht judaisierende Irrlehrer, sondern einfach Juden zu verstehen. Vgl. noch Mart. Polyk. 12,2: ἅπαν τὸ πλῆθος ἐθνῶν τε καὶ Ἰουδαίων τῶν τὴν Σμύρναν κατοικούντων ἀκατασχέτῳ θυμῷ καὶ μεγάλῃ φωνῇ ἐβόα (13,1; 17,2). Was für eine βλασφημία von Seiten der Juden gemeint sein mag, ist nicht sicher festzustellen. Es mag sein, daß sie die Christen wegen revolutionären Wesens und Unruhestiftung verleumdeten. In Gegensatz zu dem Anspruch der Juden, συναγωγὴ κυρίου (Num 16,3; 20,4; 31,16; συναγωγὴ ὁσίων Ps Salom 17,16) zu sein, tritt hier das Urteil, daß diese Juden vielmehr des Satans Synagoge seien. Das Wort συναγωγή (nicht ἐκκλησία) ist wohl mit Absicht gewählt. Deutlich ist, daß hier ein Christ schreibt, der den Judennamen als solchen unbedingt hochhält, der also selbst Judenchrist ist. Ganz anders ist die Stimmung des vierten Evangeliums gegenüber den Ἰουδαῖοι. Keinesfalls sind also die Ἰουδαῖοι mit den ψευδαπόστολοι im ersten Sendschreiben zu identifizieren.

2,10. μηδὲν[5] (nichts von dem was ...) φόβου, ἃ μέλλεις πάσχειν[6]. ἰδοὺ[7] μέλλει βάλλειν[8] ὁ διάβολος ἐξ ὑμῶν[9] (s. Einleitung S. 166, Winer § 47, S. 343) εἰς φυλακὴν ἵνα πειρασθῆτε. Da hier Gefängnis als drohende Gefahr genannt wird, so kann es sich nur um Verfolgungen handeln, bei denen, wenn sie auch von Juden ausgingen, doch die heidnische Obrigkeit beteiligt war (Dstd., Hltzm.). Der Ausdsuck διάβολος soll nach Sp. gewählt sein, um an jüdische Verleumdung zu erinnern (Akt 13,50; 14,2; 17,5.13; 18,12). Dagegen machte schon Dstd. geltend, daß man dann vor allem συναγωγὴ τοῦ διαβόλου erwarten sollte. καὶ ἕξετε[10] θλίψιν ἡμερῶν[11] δέκα. Eine Frist von zehn Tagen findet sich auch Dan 1,12.14 (Num 11,19) Sp. Durch die runde Zahl wird die Kürze der Verfolgungszeit angedeutet. Von einem vaticinium ex eventu kann hier nicht die Rede sein. γίνου (nicht ἴσθι) πιστὸς ἄχρι θανάτου. Diese Ermahnung charakterisiert die Heftigkeit der erwarteten Verfolgung. καὶ δώσω σοι τὸν στέφανον τῆς ζωῆς. Ob das Bild vom Lebenskranz in der eschatologischen Sprache ausschließlich der Sitte der Verleihung von Siegeskronen bei den Kampfesspielen (II Tim 2,5; I Pt 5,4; [I Kor 9,24; Phil 3,14]) entlehnt ist, steht dahin. Strahlenkrone, Strahlenkränze sind das Abzeichen der Lichtgötter. Daraus scheint die eschatologische Idee entstanden zu sein, daß die seligen Frommen Lichtkränze trugen. Greßmann, Ursprung der israelit. jüd. [210] Eschatologie 110. Jüdische Parallelen bei Volz, jüdische Eschatologie 344, Bousset, Rel. d. Judent. 265. – τῆς ζωῆς ist deshalb wahrscheinlich nicht Gen. epexegeticus: „Der Kranz, der im (ewigen) Leben besteht“, sondern Gen. der Zugehörigkeit: „der Kranz, der zum (ewigen) Leben gehört.“

2,11. (11a = 7a.) ὁ νικῶν οὐ μὴ ἀδικηθῇ ἐκ τοῦ θανάτου τοῦ δευτέρου. – ἀδικεῖν mit dem Akkus. der Person ist in der Apk sehr häufig. Zu dem ursächlichen ἐκ vgl. 8,11. Was der zweite Tod ist, geht aus 20,6 hervor. Targum in Ps 49,11: improbos qui moritur morte secunda et adjudicantur Gehennae. Targ. Hieros. in Dt 33,6: vivat Ruben in hoc seaculo et non moriatur morte secunda (andre Stellen bei Wetstein z. Stelle). Der zweite Tod ist die endgültige Verdammnis, welche der Sünder im Gericht Gottes erleidet. Der erste Tod ist demgegenüber der natürliche, der, von den Überlebenden im Zwischenreich abgesehen, jeden Menschen trifft.


  1. am. fu. Ζμυρνη.
  2. A αγγελω τω εν Σμυρνης εκκλησιας (!); αγγ. της εκκλ Σμ. s¹ (g vg) c ae. Pr.; αγγ. της εκκλ Σμυρναιων An.¹ a.
  3. ACP g vg. c s¹ ae. Vict. Pr.; alle übrigen fügen nach 1,2 τα εργα και ein.
  4. > εκ P An. a (ℵ + „την” εκ = s¹²).
  5. μη ACQ c a; doch ist die schwerere Lesart vorzuziehen.
  6. ACP An.; παθειν Q Rel. s. o. S. 169.
  7. ACP An.¹²⁴⁵ g vg s¹ Pr.; + δη Rel.
  8. (ℵ)ACP An.¹⁴; βαλειν Q Rel. (ℵ βαλλειν βαλιν). s. o. S. 169.
  9. εξ υμων ο διαβολος ℵ 1. 46. 80. 161 g.
  10. εχητε A 36. 81. Pr. (g >) ist falsche Konformation nach dem vorangegangenen πειρασθητε, da εξετε als ein neuer Hauptsatz aufzufassen ist. (εχετε CP 1. 11. 12 ist wieder aus der Lesart εχητε entstanden).
  11. ACP An. Pr.; die übrigen ημερας
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