Die Reise nach Hohenstauffen: Gmünd

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Textdaten
Autor: Heinrich Prescher
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Titel: Die Reise nach Hohenstauffen
Untertitel:
aus: Die Reise nach Hohenstauffen, in: Alt-Germanien, oder vergnügende und belehrende Unterhaltungen über antiquarische Gegenstände, die teutsche Vorwelt und Vorzeit betreffend. Bd. 1, Heft 1, 1804, S. 45-91; Bd. 1, Heft 2, ebenda 1805, S. 3-100, hier Heft 2, S. 30-34
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1805
Verlag: Johann Georg Ritter
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Erscheinungsort: Ellwangen
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
Siehe Schwäbisch Gmünd
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[30] Auch das benachbarte Gmünd, insgemein Schwäbisch Gmünd genannt, wohin der Weg von Stauffen gegen Nordost in weniger als einer Meile abwärts an den Remsfluß führt, als [31] Stadt, haben Friedrichs Voreltern gegründet, und ins Aufnehmen zu bringen gesucht. Die beeden Friedriche, Großvater und Vater des Kaisers, beede Herzoge von Schwaben, werden als Stifter der Municipalstadt Gmünd angegeben[1]. K. Konrad der Dritte, Onkel Friedrichs des Ersten, hat daselbst nach der alten Ueberlieferung zwey Klöster gestiftet, das für die Augustiner 1140 und in der Folge noch eines, das nachher an die Dominicaner gekommen ist. Die Johanniskirche, welche noch stehet, war die Pfarrkirche; sie zeigt mit ihrer ganzen Bauart, die überaus fest und dabey schön ist, mit ihrem schönen bis auf die oberste Spitze ganz massiv gebaueten Thurn, der Schwindelstein genannt, und mit den vielen hieroglyphischen Bildern, die man an dieser Kirche in erhabener Arbeit siehet, in die graue Vorzeit, und nicht nur auf einen mehr als gemeinen Baumeister, sondern auch auf einen erhabenen, reichen und großmüthigen [32] Bauherrn[2]. Es ist auch anmerkenswerth, daß diese Johanniskirche von den ältesten Zeiten her mit dem Kloster Lorch in einer sonderbaren Verknüpfung stand, so daß den Klostergeistlichen die Pflicht oblag, hier den Gottesdienst für die Stadt zu verrichten. Man siehet leicht, daß dieses Band [33] nur die Folge eines andern war; beyde waren Stauffisch.

Die Stadt Gmünd war, so weit man Nachricht hat, von Künstlern und Handwerkern bevölkert, und viele vom gemeinen Adel, die in der Folge ein Patriciat bildeten, wie in andern zu immer größerer Freyheit aufstrebenden Städten, auch mit der Volksgemeine (den Plebejern) viel Kämpfe hatten, befanden sich bald im Anfang ihres aufkeimenden Wohlstandes daselbst.

Auch sagt die alte Ueberlieferung, daß hier edle Ritter sich öfters versammelt haben, um Turniere zu halten, und der noch vorhandne Platz, der Turniergraben genannt, macht diese Ueberlieferung sehr glaubwürdig.

Ist es nun Wunder, wenn Kaiser Friedrich der Erste auch noch in seinen reifern Jahren gerne auf Stauffen verweilte? Hier hat er zuverlässig einen Theil seiner Jugendjahre verlebt; hier schwebten ihm die rosigen Bilder seiner jugendlichen Belustigungen vor, hier sah er sich im Kreis seiner ältesten Bekannten; genoß die so sehr reine Bergluft, eine Aussicht, die ihres Gleichen wenige hat, Gelegenheit, aus den nahen Städten sich mit dem Nöthigen versorgen zu lassen, Ritterspiele da zu halten, und einen Theil seines Gefolges dahin einzuquartiren; wollte er eine Jagdpartie veranstalten, so konnte er aus seinen Burgfenstern den Ort dazu bezeichnen; er war mitten unter seinen Getreuen, mitten unter den ältesten [34] Besitzungen seiner Ahnen, im Mittelpunkt seiner und seiner Väter Schöpfungen.


  1. Was Crusius davon hat, der aus einer Menge alter Chronik-Nachrichten schöpfte, das ist folgendes: Man glaubt, schreibt er, Gmünd sey ungefähr um das Jahr 1090 oder 1110 unter Friederich dem Alten, oder Friederich dem Einäugigen, des alten Friederichs Sohn, bekannt worden, welcher letztere sie mit einer Mauer umgeben haben soll. Sie wurde hernach unter den Herzogen von Schwaben immer größer, besonders unter Konrad dem Dritten, Römischen König, und Kaiser Friederico Barbarossa. Th. 2. B. 9. K. 4.
  2. In Hrn. Pfarrers Rink von Bömenkirch Gesch. und Beschreib. der Stadt Gmünd wird S. 86[WS 1] von der Johanniskirche gesagt, daß sie in Hinsicht ihrer Bauart die Kennzeichen des 11. und 12. Jahrhunderts an sich habe, welches ganz zugegeben werden kann. Die Hieroglyphen an derselben werden auch zum Theil beschrieben. Sollten sie aber so unerklärlich seyn? Die abentheuerlichen Erzählungen, womit das Volk bey ihrem Anschauen sich unterhält, mögen der Mythologie heimfallen. Aber dennoch könnte die an der Kirche in Stein abgebildete Königin mit dem Kind, und dem Engel über ihnen, die Herzogin Agnes, K. Heinrichs des Vierten Tochter, seyn, wie die alte Ueberlieferung sagt. Der Schutzengel mit ausgestreckten Händen deutet wohl auf irgend eine besondre Errettung aus einer Gefahr; und da so viel Jäger, Hunde und Thiere zugleich auf den Steinen hin und wieder vorkommen, so möchte man wohl daraus abnehmen, daß die Begebenheit auf dem Feld, und bey einer Jagd sich zugetragen habe. Drohte ihr vielleicht während der Schwangerschaft eine Gefahr, die ihr Schutzgeist abwendete? Und wäre das Kind vielleicht K. Konrad der Dritte? Dann wäre es ganz erklärlich, warum sie hier diese Kirche mit solchen Hieroglyphen bauete, und warum so wohl K. Konrad, ihr Sohn, als K. Friedrich, ihr Enkel, der Stadt Gmünd vorzüglich gewogen waren.

Anmerkungen (Wikisource)