Zum Inhalt springen

Die Sagen vom Lilienstein

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Johann Georg Theodor Grässe
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Sagen vom Lilienstein
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 173-174
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort:
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[173]
193) Die Sagen vom Lilienstein.
Melissantes, Curieuse Orographie. S. 565. sq. Hofmann a. a. O. S. 537. sq.

Der Lilienstein, ein dem Königstein gegenüberliegender hoher Fels, der von ferne gesehen, ganz von der Elbe umflossen zu sein scheint, muß früher bewohnt gewesen sein, wie man noch heute aus gewissen Merkmalen abnehmen kann. Man erzählt sich, daß einige Personen, welche aus Neugierde denselben betreten hätten, plötzlich einen Keller mit einer eingemauerten Thüre vor sich gesehen, aus Furcht aber nicht hineingegangen wären, sich jedoch den Ort so genau angemerkt, daß sie ihn, wenn sie wieder zurückkehrten, eigentlich ohne Mühe hätten finden müssen. Gleichwohl haben sie später weder ihr gemachtes Merkmal, noch Ort, noch Keller wieder erkennen können. Es soll sich aber in demselben ein großer Schatz, eine ganze Braupfanne voll Ducaten befinden und einige Personen, welche den Ort entdeckt hatten und den Schatz zur Nachtzeit heben wollten, sind von den gespenstigen Wächtern vom Felsen herabgeworfen und am andern Morgen am Fuße desselben, obwohl unbeschädigt, wieder aufgefunden worden.

[174] Einst ist eine arme Frau aus Walthersdorf mit ihrem Kinde auf den Lilienstein in die Beeren gegangen, da bemerkt sie plötzlich am Berge eine offene Thüre und sieht in dem Gewölbe, welches diese verschließt, eine Menge Goldhaufen liegen; sie setzt also das Kind auf einen dabei stehenden goldenen Tisch, rafft emsig so viel von den Haufen, als sie in ihrer Schürze fortbringen kann, auf und eilt damit, ihr Kind zurücklassend, nach dem draußen stehenden Korbe. Als sie aber umkehrt, findet sie die Thüre nicht mehr und muß also auch ihr Kind als verloren ansehen. Nach Verlauf eines Jahres geht sie aber an demselben Tage und zu derselben Stunde wieder an den nämlichen Ort, findet auch die Thüre wieder und erhält auch ihr Kind unversehrt, welches auf dem Tische mit goldenen Aepfeln und Birnen spielt, gleichsam als wäre seitdem nur ein Augenblick verflossen, zurück.