Die Schedelsche Weltchronik (deutsch):264

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CCLXIII verso:[Bearbeiten]

sein enicklein. der auß eim muench diss Boleslai sun geporn wardt. Diser Boleslaus verfolget den Franckreichischen koenig vnd die teuetschen voelcker mit obsyglicher hand. Zu letst kome er von kaisers Otten gebette wegen nach hinlegung solchs kriegs mit den teuetschen vnd Franckreichischen in puentnus. Als aber kaiser Otto diss fuersten großmueetigkeit bey gantzem teuetschen vnd Sarmatischem land bekannt sahe do zohe er mit hertzog Boleslao in Sarmaciam sein herrschung gewalt vnd mechtigkeit clerlicher zebesichtigen. Den empfieng der durchleuechtig hertzog mit hoehsten eren in die statt Boßna. dann er hieß vnd schaffet .iiim. schrit. oder verrer fuer die statt seydine wollen vnd koestliche klaider mit gold vnd silber geziert dem kaiser an den weg vnder zestrewen. vnd nach eyngang des kaisers in die statt Boßna was eim yeden zymlich dieselben vndergestrewten ding auffzeheben vnnd hinzetragen. Daselbst eret er den kaiser mit großtetigen vnd hohscheinperlichen wirtschaften. Rennen. stechen. spiln vnd andern kuertzweiligen vbungen. also koestperlich das in den wirtschaften kein anders dann guldeins geschyrr gepraucht wardt. vnd dasselb hieß er nach einer yeden speys in vnergrundlich prunnen werffen vnd verlieren. Als nw yetz der kaiser diss fuersten myltigkeit. großmueetigkeit vnd der reichthuemer vberflueßigkeit gesehen het do gedacht er nicht vnbillich ein solchen hohberuembten hertzogen koenigclicher kron wirdig zesein. Also ward Boleslaus von dem kaiser mit koenigclichem cepter vnd kron geziert vnd mit andern wirdigkeiten eim koenigclichen stuol gepuerende begabet. Auff das aber Boleslaus yetzo ein durchleuechtiger koenig solcher guottat gein dem kaiser nicht vndanckper gesehen wuerd so schencket er den arm sancti Adalberti des bischofs (den die Preueßen boeßlich ertoedt hetten) dem kaiser fuer ein gabe. Als nw die mechtigkeit diss koenigreichs bis auff .M.cccc. iar vnßers hayls.[1] oder ein wenig dauor zugenomen het vnd der koenig zu Poln on leibs erben abgangen was do wardt der hertzog der vber die Litawer vnd Rewßen herrschet zu koenig erwelet. vnnd wiewol derselb hertzog dauor die abgoetter eret yedoch empfienge er zu der zeit als ime das koenigclich cepter vberantwurt ward mit allem seinem land vber das er herrschet den cristenlichen glawben vnnd bracht die Littawer vnnd Rewssen also zu dem polnischen koenigreich das sie an sundere geding von ime nicht getrennt werden moechten. Diser allerdurchleuechtigst fuerst hat die Prewssen mit eim grawsammen ernstlichen krieg ime zu gehorsamm gebracht vnd seinen gewalt erweytert. Daselbst sind nammhaftig steet Tantzka vnnd Thorn. vnd auch das beruembst schloss Marieburg. der gleichen kein mensch ye gesehen hat mit vil mancherlay gepewen. zynnen. thuernen vnd greben befestigt das keinem feind eynich sicherer zugang zu disem schloss nit sein mag. Vor ettwieuil iaren ist diss koenigreich an mechtigkeit weyter gewest aber doch auß verfolgung des vngetrewen volcks der Tartern vnnd Tuercken dem gantzen polnischen land schand vnd abbruch beschehen. dann das land hinder Rewssen gelegen Podolia genannt ist gantz außgeprennt vnd ligt wueest also das es den durchziehenden vnd wandrern nicht notturftigkeit tragen mag. wiewol es also ein fruchtper erdpodem ist das gras eins langen mans hoh darauff wechst vnd also vol pynen vnd hoenigs ist das sie nicht genuog statt haben muogen dohin sie das hoenig tragen. dann vnder den pawmen oder stawden vnd in den welden sameln sie die hoenigsamen. Gross namhaftig weld sind durch gantz polnisch land auß darinn man bis in die Littaw vnd Scithiam komen mag vnd ist vil wilprets in denselben welden. vnd in dem mitternachtlichen tayl des polnischen hercinischen walds sind vnder andern gewillde frayssame große thier aurochßen genant die sind dem menschen fast feind vnd gar guot zeessen. haben prayte styrn vnd hoerner vnd sind nicht guot zefahen dann mit großer vnd mancherlay muee vnd arbait. Diss land tregt kein ertzte denn allain pley von grosser kelte wegen desselben ertreichs. aber alda ist vil saltzs das von dannen in weyte gegent gefueert. dauon entspringt dem gantzen land grosser nutz vnd narung. vnd dem koenig von nichten mer schatzs dann von demselben saltz. dann vnder dem ertreich hawet man gross saltzfelsen. aber außerhalb des ertreichs seuedet man anders saltz auß wasser. Diss land ist auch an fruechten vnd allem dem das zu narung menschlichs leichnams dienet gar sere fruchtper. Nw ist zemercken von dem hohberuembsten leibßgeschlecht des durchleuechtigsten fuersten Vladislai von dem wir hieuor gesagt haben. Derselb hat (als ettlich sagen) drey frawen gehabt vnd auß inen zwen suen empfangen. Der elter hieß Vladislaus. der ander Cassimirus. Vladislaus hat nach absterben seins vaters den koenigclichen gewalt empfangen vnd vber die koenigreich Hungern Beheim vnd Poln geherrschet. vnd daselbst mit ritterlicher hand hohberuembte tate geuebet. vnd sein reich vnd den cristenlichen glawben erwaytert. dann er het dem tuerckischen koenig souil lands abgedrungen das er bis fuer Constantinopel mit heereßkraft rayset. vnd ernstlichen krieg wider die tuercken fueeret vnnd bede tayl in grawsammem gefechte gegen einander strytten also doch das die hungern fluechtig warden vnnd den koenig mit wenig polnischem volck vnder so großer menig der feind verliessen. Aber Casimirus herrschet als ein hertzog vber die Littawer vnd Rewssen vnd wardt nach absterben des koenigs seins bruders von den Sarmatern oder Poln zu koenig erkleret. vnnd ime eins hertzogen von oesterreichs tochter koenig Laßlaws schwester zu der ee vermehelt. Auß derselben hat er sechs suen vnd fuenff toechter geporn[.] Der erst Vladislaus genant. der ward noch also iung zu koenig von Beheim vnd darnach auff absterben Mathie des hungrischen koenig daselbst auch zu koenig erkorn von wunderperlicher seiner großmueetigkeit vnd guoter rete wegen. Der ander sun Casimirus nach dem vater genant starb in einem seuechen. Der dritt Johannesalbertus yetzo ein kuenftiger wunderspiegel der gantzen werlt. der dann vil namhaftiger redlicher gethate gegen den Tartern vnd andern voelckern in ritterlichem krieg geuebt vnd nach absterben seins vaters die koenigclichen herrschung erobert. Der vierdt Alexander. den die Littawer von seiner vestmueetigkeit vnd bestendigkeit wegen inen zu eim hertzogen auffgenomen haben. Der fuenft Sigismundus ein nachfolger vetterlicher fuoßstapfen in tugenten. Der sechst Fridericus der iungst ward erstlich bischoff zu Crackaw. darnach ertzbischoff zu Gnysen erkorn vnd in dem .M.cccc.xciii. iar[2] von babst Alexandro mit cardinelischer wirdigkeit begabt. Der fuenff toechter ist eyne hertzog Georgen zu bayern. Die ander marggraff Friderichen zu Brandemburg. Die dritt dem hertzogen zu Pomern vermehelt. Die andern zwuo nochmals vnuermehlet enthalten sich bey der muoter.


CCLXIV recto:[Bearbeiten]

Von Sant Stanislao bischoff zu Crackaw vnd patron des polnischen lands[3]
Sant Stanislaus bischoff

DEr heillig Stanislaus ein man gross vermuogens bey got des gantzen polnischen lands ein patron vnd fannen trager wardt geporn in dem .M.viii iar vnßers hayls[4] auff dem gew Stzeppanowo genant auß edeln vnd namhaftigen eltern. die sich flißen in den gotzhewßern goetlichs diensts zewarten vnnd got mit gueetigen gebetten anzerueeffen. Als er nw zu zymmlichem alter komen was do zohe er auß seins vaters vermanung in die hohen schuol gein Parys sich daselbst auff lernung guoter kunst vnd sunderlich der goetlichen recht mit hoehstem gleiß begebende. nicht in fuersatz (wie yetzo vnßer suenlein thun) vil gelts. gross ere vnd hoh stennd zeerlangen. sunder nach gestalt yeder sachen. also dem armen als dem reichen gerechtigkeit mitzetailn vnd einem yeden das sein zegeben. Darnach zohe er widerumb anhayms vnnd kome gein Crackaw daselbst wardt er von seiner tugent vnd kunst wegen zu thumherrlicher erwirdigkeit gefuerdert vnd nach absterben des bischofs daselbst auß goetlicher fuersehung in den bischoflichen stuol gesetzt. der vnderstund sich mit großem fleiß den heilligen glawben vnd goetlichen dienst zeerweittern. Er kawffet einßmals von eim ritter ein dorff. das erforderten nach absterben desselben ritters sein freuend wider vom bischoff. aber nach dem er auß mangel vnd gepruch der vrkund vnd gezeuegknus solchen kawff nit anzaigen kund do keret sich der heillig man mit gepetten vnd fasten zu got dem gewalt vnd mechtigkeit des hoehsten gottes getrawende vnd gieng zu dem grab des gestorben ritters vnd weltzet den stayn vnd sand dauon got mit inniger andacht anrueeffende vnd fueeret denselben gestorben ritter widerumb in das leben vnd stellet ine fuer den tyrannen Boleslaum vor dem die sach rechtlich gehandelt wardt. alda zaiget er in gegenwertigkeit seiner widersacher vnd der landherrn des koenigreichs mit demselben ritter an das er das dorff von ime erkawfft het. Nw lebet derselb Boleslaus in schnoedigkeit vnd vbet alle wueetterey vnd vntrewe gegen seinem volck. vnd peyniget die loeblichen treffenlichen mann vnd erbere burgere mit hertter marter. Aber diser cristenlich man Stanislaus maynet solchs nicht lenger zegedulden vnd gieng behertzt vnd vnerschrocken zu dem wueetrich ine vermanende von solchen dingen abzesteen. aber er vbet sein boßheit ye mer vnd mer. Darnach wardt er von dem bischoff in den pan gethan. dem nach schicket der wueedtend tyrann sein hofdiener auß mit befelhe disen Stanislaum wo sie den fuenden zeertoedten. Nw was zurselben zeit der heillig Stanislaus in Sant Michaels kirchlein in der stat Casimiro gepawt daselbst das ambt der mess haltende. Als nw des koenigs Boleslai diener an dasselb end komen vnd sich dreymal in die kirchen zegeen vnderstunden do warden sie auch dreymaln auß goetlichem gewalt abgetriben vnd fieln zu rugk. Als solchs an den wueetrich Boleslaum gelangt do eylet er mit großem grymmen zu der benanten kirchen. darinn schluog er Stanislaum ob dem altar mess haltende zu todt. vnnd der leichnam wardt durch die diener Boleslai zu stuecken zerhawen. vnnd fuer die statt den voegeln fuergeworffen. aber auß goetlicher fuersichtigkeit durch die adler widerzusammen gesammelt vnd mit grossem fleiß bewaret so lang bis der mit großer ererbietung begraben ward. Darnach ward er in die zal der heilligen geschriben vnd in das koenigclich schloss in sant Wentzlaws kirchen gefueert daselbst in einem guldin sarch leuechtet er an vil wunderzaichen.


Von krackaw der konigclichen statt des polnischen lands[5]

KRackaw die namhaftig vnd durchleuechtig statt des Polnischen lands an dem fluss Weichßel genannt gelegen ist von Kracco dem ersten polnischen hertzogen gepawt vnd also nach ime genambt worden. Dise statt ist erstlich mit hohen zynnen. mit ergkern. vorwern vnnd hohen thuernen. darnach mit einer klainen alten pawfelligen mawr. vnd zu letst mit schuett vnd greben vmbfangen. derselben greben sind ettliche mit visch wasser gefuelt. ettliche mit gestewde verwachßen. Ein wasser Rudys genant vmbfleueßt die gantzen statt vnd treybt muelredere. der wirdt in rynnen vnd roeren vnder der erden durch die gantzen statt gelaytet. Dise statt hat siben pforten vnd vil schoener luestiger burgerßhewser. vnd vil großer gotzhewßer. Fuernemlich vnßer lieben frawen mitten in der statt wesende mit zwayen hohen thuernen. Auch vil cloester vnd darinn vil gaistlicher vnd andechtiger veter. In dem gotzhawß der heilligen trifaltigkeit ist der prediger orden. In demselben gotzhawß reichßnet der selig Jacinctus in vil wunderwercken. wiewol er nochmals in der heilligen zal nicht angesagt ist. Der hat dieweil er noch lebet drey todten erweckt. Daselbst ist auch ein kirch sant Franciscen ordens. aber nochmals nit reformirt vnd vil andere cloester. Auch ist ein kirch nicht verre von der pforten der Weichßel zu sant Anna genant. alda dann der selig Cantus ein treffenlicher doctor der hohen schuol diser stat an vil wundergeschihten leuechtet. wiewol er auch nochmals in der heilligen zal nit geschriben ist. Bey disem heilligen tempel ligt die gross treffenlich hohschuol mit vil klaren hohberuembten vnd wolgelerten mannen besetzt. alda dann vil vnd mancherlay freyer kunst. lere vnnd schriftliche weißheit plueet. Dise gotzhewßer hat der heillig Vladislaus der durchleuechtigst Polnisch koenig. als er in dem grawsamen ernstlichen streyt wider die prewssen obsigung erlanget (von welchem streyt vil treffenlicher namhaftiger schriften bis in vnßer zeit in dem koenigclichen schloss dauon wir schier hernach sagen werden vorhanden sind) mit großer koestlichkeit erpawt. vnd mit hohen freyheiten vnd begabungen



  1. 1400 n. Chr.
  2. 1493 n. Chr.
  3. Stanislaus von Krakau, auch Stanislaus von Szczepanów (* um 1030 in Szczepanów bei Krakau; † 11. April 1079 in Krakau) war Bischof von Krakau in Polen und gilt als einer der polnischen Nationalheiligen, siehe Wikipedia-Artikel.
  4. 1008 n. Chr.
  5. Krakau (Kraków) war ab 1000 Bischofssitz und 1038–1596 Hauptstadt Polens.