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Die Schmiede (Gemälde der Dresdener Gallerie)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Adolph Görling
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Titel: Die Schmiede
Untertitel: Von Philipp Wouverman
aus: Stahlstich-Sammlung der vorzüglichsten Gemälde der Dresdener Gallerie
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Erscheinungsdatum: 1848−1851
Verlag: Verlag der Englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne
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Erscheinungsort: Leipzig und Dresden
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Quelle: Scan auf Commons
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The Smithy.     Die Schmiede.

[314]
Die Schmiede.
Von Philipp Wouverman.

Einen unendlichen Reichthum der Erfindung und Technik haben die glänzenden Meister der holländischen Schule in ihren getreuen Darstellungen des stillen Lebens und Waltens in der Natur, und des reichbewegten Menschenlebens niedergelegt. Neben dem Stifter der holländischen Schule, Lucas von Leyden, welcher 1533 starb, neben dem alten Rembrandt und Jakob Ruysdael und den Miniaturisten Terburg, Dow, Mieris steht Wouverman auf der ersten Rangstufe der Maler Hollands.

Philipp Wouvermann ward zu Haarlem 1620 geboren und starb 1668 daselbst. Seine erste Bildung zum Künstler gab ihm sein Vater, Paul Wouverman und Johann Wynants, ein in der Zeichnung strenger Maler. Jedenfalls aber kann dieser Unterricht nur in Hinsicht auf die Erwerbung der elementaren Fertigkeiten bei Wouverman in Betracht kommen, denn der junge Maler verfolgte, wie an seinen frühesten Bildern nachzuweisen ist, vom Anfang an eine originale Richtung, welche Wouverman entschieden anbahnte und zur höchsten Vollkommenheit [315] ausbildete. Hierher gehören weniger die noch unter den Augen, oder doch unter dem unmittelbaren Einflusse seiner Lehrer und Freunde gearbeiteten, frühern Landschaften, mit sehr einfacher Staffage, sondern seine Reitergefechte, Pferdemärkte, Jagdzüge, Reisescenen, Fischereien. Hier entwickelte der Meister eine in der ganzen Malerei kaum jemals übertroffene Naturtreue, Sicherheit und Leichtigkeit. Seine geniale Zeichnung ist an Vollendung nur dem harmonischen Tone seiner Bilder zu vergleichen.

Was ihn jedoch vor Allem auszeichnet, das ist die Schönheit und Wahrheit, womit er das Pferd darstellt, und die vor ihm kein holländischer, oder niederländischer Meister erreichte. Pferde sind daher auf allen Bildern aus seiner selbständigen Periode. Oft sieht man einen Schimmel darunter, „ein Götterroß“, wie seine Zeitgenossen bewundernd urtheilten. Die Landschaft in Wouvermans Gemälden, mit einem meist eigenthümlich duftigen Hintergrunde, bezeugt seine Meisterschaft auch in diesem Fache. Er malte sehr viel, da seine Familie zahlreich war, empfing jedoch nur sehr mäßige Preise für seine Werke. Diese stiegen jedoch zu ungemeiner Höhe, als der Gouverneur der Niederlande, Max und der Kurfürst von Baiern die vorhandenen Werke des Malers eifrig sammeln ließen. Durch Kunsthändler waren indeß viele ins weitere Ausland in feste Hand gekommen. Den größten Schatz vorzüglicher Wouverman’s besitzt die Dresdener Gallerie; das umfangreichste seiner Bilder, eine Schlacht, bewahrt das Museum im Haag. Zu bedauern ist der gänzliche Verlust seiner Zeichnungen und Studien; der Maler vernichtete sie vor seinem Tode, damit nicht etwa eins seiner Kinder dadurch Neigung bekomme, auch ein Maler zu werden, um sich, wie der arme Vater, des täglichen Brodes willen, todt zu arbeiten.

Lebendiger und kräftiger characterisirt kaum ein Holländer, als Wouverman. Seine ganze Zeit lebt in seinen Gemälden. Voll großer Beobachtungsgabe bezeichnet der Meister in seinen vornehmen Gesellschaften Anstand und Manieren der feinen Welt. Die Reitergefechte athmen die Leidenschaft und Parteiwuth seiner bewegten Periode, und die Märkte und Scenen auf der Landstraße sind ebenso viele sprechende Schilderungen der Sitten und Gewohnheiten des Niederländers aus dem 17. Jahrhundert.

Wouvermans Composition ist voll dramatischen Effects, fertig und geschlossen, und umfaßt stets ein volles Stück Leben, in der zwanglosesten Anordnung. Die Schmiede, eins seiner schönsten Bilder, zeigt auf einen Blick alle eminenten Vorzüge des Malers. Es ist kaum möglich, sich eine so einfache Reisescene reicher ausgestattet, oder gar die Darstellung selbst, nach Anordnung und Ausführung, fesselnder und sicherer vollendet, zu denken.