Die Schwestern (Stefan George)
DIE SCHWESTERN
SOPHIE VON ALENÇON
ELISABETH VON OESTERREICH
Wer sie gesehn: von echtem königtume
Das noch gebahren feiler gleichheit scheut
Vererbten glanz und acht und gnade hütend:
Empfing der hoheit schauer und den hauch
Weit von sich wies ... So schritten sie in adel
Und stolz und trugen herrlicher als Andre
Bescholtne kronen ihr erlauchtes haar.
Die jüngste nach der brachen brautschaft trauer
Gewann die anmut der drei heiligen lilien
Und weilte still · ganz liebe und ganz lächeln.
Ihr los erfüllte sich am fest des mitleids ..
Schon gellte schrei · schon beizte rauch die augen ·
Die gäste gehn!‹ und sank umhüllt von flammen.
Die andre war so dass sie tränen regte
Ehmals mit huld und jugend · dann mit huld
Und trübnis. Sie in volkes jauchzen stumm ·
Verborgner ähnlung und verflackte schimmer
Mit sich von eben morgenroten welten:
Bis sie unduldbar leid zum meer zum land
Zum meer zum dolch hintrieb der sie erstach.
Vorsichtige sternenmilde? Beide litten
Grausamste furcht vor langsam greisem schwinden
Und wurden jäh erlöst in lezten jahren
Da noch · umschlungen von dem vollen leben ·
In ihnen dass geheimer bann sie hemmte
Zu brechen mit vergilbtem schicksalspruch?