Die Stiftung von Frauenalb

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Textdaten
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Autor: Eduard Brauer
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Titel: Die Stiftung von Frauenalb
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 323–326
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
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Erscheinungsort: Karlsruhe
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Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
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[323]
Die Stiftung von Frauenalb.

Bleich, mit angstergrauten Locken,
Starren Blicks, zum Tod erschrocken,
Kehrt der edle Herr von Zimmern
Heim vom Wald beim Sterneflimmern.

[324]
5
Und vom Kreis der Jagdgenossen,

Der verwunderten, umschlossen,
Gibt der blasse Waidmann Kunde
Von dem schauerlichen Grunde:

„Wißt, den Riesenhirsch zu jagen,

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Der uns neckt seit vielen Tagen,

Hatt’ ich mich im Wald verloren
Weit von dieses Schlosses Thoren.

Als ich meint’, ihn zu erlegen,
Trat ein Recke mir entgegen,

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Wild und gräßlich anzuschauen,

Noch gedenk’ ich sein mit Grauen.

Ihm zu folgen, winkt er schweigend
Mir, zur Waldschlucht niedersteigend;
Folgen mußt’ ich wider Willen

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Seinem Machtgebot, dem stillen.


Tief im Walde, weit von hinnen,
Blickt’ ein Schloß mit hohen Zinnen,
Diener harrten an der Pforte,
Die uns grüßten ohne Worte.

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Wir durchschritten lange Gänge;

Hoch im Saale mit Gepränge
Saß ein Fürst, so schien’s, beim Feste,
Reich bewirthend edle Gäste.

Schweigen doch rings in der Halle;

30
Ernst und schweigsam grüßen Alle,

Füllten Becher, tranken, aßen
Ernst und schweigsam allermaßen.

Gold und silbernes Geräthe
Trug der Tisch, der glanzbesäte,

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Lautlos küßten sich die Becher,

Gluth entloht dem Mund der Zecher.

[325]

Oft schon saht ihr ohne Zittern
Mit dem Tod mich Lanzen splittern, –
Doch dies Schauspiel war unsäglich

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Grauenvoll, fast unerträglich!


Und mein schweigender Begleiter
Führte bald von da mich weiter;
Neues Grüßen, neues Neigen,
Doch stets gleiches Todesschweigen.

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Durch dieselben Gänge nieder

Stiegen wir ins Freie wieder;
Kaum entrückt dem Schreckensorte,
Sprach mein Führer diese Worte:

„Den du sahst in jenem Schlosse,

50
War Herr Friedrich, Zimmerns Sprosse,

Einst dein Ohm, ein mächt’ger Degen,
Kühn und mannhaft allerwegen.

Doch an eitelem Gewinne
Hing sein Herz; mit hartem Sinne,

55
Gierig stets nach neuer Beute,

Drückt’ und plackt’ er Land und Leute.

Ich mit seinen andern Knechten
Half ihm treu zu allem Schlechten,
Darum uns und ihn betrafen

60
Qualvoll Gottes ew’ge Strafen.


Albrecht, Albrecht! laß dir rathen:
Sieh’ zurück auf deine Thaten
Und bereu’ aus tiefster Seele
Deines Stamms und deine Fehle!“

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Sprachs und schwand. Ich schrack zusammen;

Jenes Waldschloß sah ich flammen,
Und ich hört’ ein kläglich Stöhnen
Aus dem Schwefelqualm ertönen.

[326]

Dies, ihr Herrn, hab’ ich erfahren;

70
Lest’s in meinen grauen Haaren!

Drum zur Buße schwerer Sünden
Will ich nun ein Kloster gründen.“ –

Stumm, von Schauern überflossen,
Hörten’s seine Jagdgenossen

75
Und erwogen im Gemüthe

Ihrer Sünden reiche Blüthe.

Berthold!“ – sprach der Ebersteiner: –
„Euer Vorsatz ist auch meiner!“
Und, von gleicher Gluth entzündet,

80
Hat er Frauenalb gegründet.
Eduard Brauer.
(Aus dessen „Sagen und Geschichten der Stadt Baden und ihrer Umgebung etc.“ Vergl. damit die Erzählung derselben Sage in Kriegs von Hochfelden „Geschichte der Grafen von Eberstein etc.“ Seite 13, 14 und 451–354.)