Die Teufelskanzel und Kloster Engelsburg
Vor uralten Zeiten, als Satan noch lehrte,
Durch schmeichelnde Worte die Menschen bethörte,
Da sind sie von nahe und ferne gezogen
Zur Kanzel des Teufels wie brausende Wogen,
Befiel wie ein Zauber der trügrische Wahn:
Er dünkte, geblendet vom höllischen Schein,
Sich glücklich, ein Kind seines Reiches zu seyn.
Nur Einer hielt gänzlich vom Wahne sich frei
Graf Eberstein war es, der biedere Held,
Ergraut in den Waffen auf ehrlichem Feld.
Mit Unmuth erfüllt’ ihn, was Satan verübte
Zum Unheil der Menschen, was so ihn betrübte,
Mit ihm, sie zu retten aus Schmach und aus Noth.
Doch hielt ihn die Schwäche des Alters zurück,
Auch senkt auf sein einziges Kind er den Blick.
Ein Töchterlein war es, so lieblich und hold,
So fromm wie ein Engel, so sittig und schön,
Es mußte sie lieben, wer je sie gesehn. –
Drum stellten der Ritter gar viele sich ein
Im Schloß, um die Minne des Fräuleins zu frei’n;
Doch konnt’ ihre Neigung sich Keiner gewinnen.
Da sprach nun der Vater; „Dem reich’ sie die Hand,
Der mir von dem Bösen befreiet das Land!“ –
Da wollte die Palme sich Jeder erringen
Doch Keinen bekrönte der Sieg und das Glück,
Nicht Einer kam heil aus dem Streite zurück.
Da jauchzte das Volk dem Verführer aufs Neu:
„Heil unserem Herrscher, wir bleiben ihm treu!“
Ein Engel des Friedens mit goldenem Stab,
Berühret mit diesem in heiliger Hand
Den Teufel, daß brüllend er ferne verschwand!
Da wendet die Menge sich wieder zu Gott
Zum Himmel erhob sich nun freudig empor
Der Engel, da trat aus dem Kreise hervor
Graf Eberstein feierlich, führend zu Hand
Die Tochter im schneeigen Nonnengewand,
Der Himmel ward Sieger, ihm sey sie getraut!“
Beharrend im Glauben und Gottesvertrau’n.
Ließ er nun das Kloster: „die Engelsburg“ bau’n.