Die Teufelskanzel und Kloster Engelsburg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Emilie Scotzniovsky
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Teufelskanzel und Kloster Engelsburg
Untertitel: {{{SUBTITEL}}}
aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 258–259
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Karlsruhe
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons, Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[258]
Die Teufelskanzel und Kloster Engelsburg.

Vor uralten Zeiten, als Satan noch lehrte,
Durch schmeichelnde Worte die Menschen bethörte,
Da sind sie von nahe und ferne gezogen
Zur Kanzel des Teufels wie brausende Wogen,

5
Und Manchen, der hörte die Predigten an.

Befiel wie ein Zauber der trügrische Wahn:
Er dünkte, geblendet vom höllischen Schein,
Sich glücklich, ein Kind seines Reiches zu seyn.
Nur Einer hielt gänzlich vom Wahne sich frei

10
Und blieb seinem Gott und den Heiligen treu;

Graf Eberstein war es, der biedere Held,
Ergraut in den Waffen auf ehrlichem Feld.
Mit Unmuth erfüllt’ ihn, was Satan verübte
Zum Unheil der Menschen, was so ihn betrübte,

15
Daß gern er gekämpfet auf Leben und Tod

Mit ihm, sie zu retten aus Schmach und aus Noth.
Doch hielt ihn die Schwäche des Alters zurück,

[259]

Auch senkt auf sein einziges Kind er den Blick.
Ein Töchterlein war es, so lieblich und hold,

20
Mit Augen wie Veilchen, mit Haaren wie Gold;

So fromm wie ein Engel, so sittig und schön,
Es mußte sie lieben, wer je sie gesehn. –
Drum stellten der Ritter gar viele sich ein
Im Schloß, um die Minne des Fräuleins zu frei’n;

25
Sie waren von Liebe fast Alle von Sinnen,

Doch konnt’ ihre Neigung sich Keiner gewinnen.
Da sprach nun der Vater; „Dem reich’ sie die Hand,
Der mir von dem Bösen befreiet das Land!“ –
Da wollte die Palme sich Jeder erringen

30
Und Satan im freißlichen Kampfe bezwingen;

Doch Keinen bekrönte der Sieg und das Glück,
Nicht Einer kam heil aus dem Streite zurück.
Da jauchzte das Volk dem Verführer aufs Neu:
„Heil unserem Herrscher, wir bleiben ihm treu!“

35
Doch siehe! nun schwebet vom Himmel herab

Ein Engel des Friedens mit goldenem Stab,
Berühret mit diesem in heiliger Hand
Den Teufel, daß brüllend er ferne verschwand!
Da wendet die Menge sich wieder zu Gott

40
Und sieht, daß die Lehren des Satans nur Spott.

Zum Himmel erhob sich nun freudig empor
Der Engel, da trat aus dem Kreise hervor
Graf Eberstein feierlich, führend zu Hand
Die Tochter im schneeigen Nonnengewand,

45
Und sprach: „Nur dem Sieger versprach ich die Braut –

Der Himmel ward Sieger, ihm sey sie getraut!“
Beharrend im Glauben und Gottesvertrau’n.
Ließ er nun das Kloster: „die Engelsburg“ bau’n.

Emilie Scotzniovsky.