Die Teufelskanzel
Du schauerst, Wandrer, ob dem Graus
Rings hier in Thal und Wald umher;
Du siehst nur Felsen, grau und schwer,
Kein freundlich Blümlein ragt heraus.
Das weiß die Sage wundersam
Und treulich dir zu deuten.
Es war in alten, fernen Zeiten;
Der Teufel hergezogen kam,
Aus Badens tiefverborgnem Quell.
Noch flammend von der Hölle Gluthen,
Den Blick von rothem Lichte hell.
So bricht er auf, erklimmt die Höhn
Daß sie versammelten um ihn
Der Bäuerlein und Ritter viele.
Man sah’s von Schloß und Hütte ziehn,
Als ging’s zu Tanz und Waffenspiele.
Gar sittsam auf den höchsten Stein,
Und als die Hörer alle schweigen,
Beginnt er leise, mild und fein,
Die Rede süß und klug ersonnen,
Von ewigem Glanz und Herrlichkeit,
Die seinen Dienern stehn bereit.
Er weiß mit losem Trug und Spott
Die Geister listig zu bethören,
Sich hebt und regt die sündige Lust,
Und spöttelnd über den lieben Gott
Man kann viel leidige Worte hören. –
Da fällt’s, wie lichter Wetterschein,
Genüber des Bösen Höllenthron
Erklingt ein goldner Harfenton;
Ein Engelknabe niederrauschet
In silberleuchtendem Gewand,
Und still bewegt die Menge lauschet.
Und wie er spricht, beginnt’s zu tagen
Wie Himmelsroth in jeder Brust;
Sie fühlen mächtig, unbewußt,
Der Böse wüthet bald allein
Auf dem verlassnen Kanzelstein;
Er bricht empor im wilden Grimme,
Doch süßer tönt des Engels Stimme,
Von allen Lippen festlich klingt,
Aus allen Herzen gläubig schwingt
Empor sich heiliger Bußgesang. –
Der Böse mit dem Dienerchor
Mit den Riesenkrallen gewaltig faßt
Er, niederdonnernd, der Felsen Last,
Und schleudert die Bäume, groß und schwer,
Wie Blüthenflocken im Thal umher,
Daß schwarze Quellen fluthen heraus;
Und fluchend schlägt er den scharfen Huf
Zum ewigen Zeichen tief in den Stein,
Und stürzt sich dröhnend, mit wildem Ruf
Zieh schnell vorüber, o Wandersmann!
Noch ficht der Böse die Menschen an,
Und will er dich locken zur sündigen Lust,
So öffne dem guten Engel die Brust!