Zum Inhalt springen

Die Teufelskanzel

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: August Stöber
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Teufelskanzel
Untertitel: {{{SUBTITEL}}}
aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 256–258
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Karlsruhe
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons, Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[256]
Die Teufelskanzel.

Du schauerst, Wandrer, ob dem Graus
Rings hier in Thal und Wald umher;
Du siehst nur Felsen, grau und schwer,
Kein freundlich Blümlein ragt heraus.

5
Da fragst, woher das Schrecken kam?

Das weiß die Sage wundersam
Und treulich dir zu deuten.

Es war in alten, fernen Zeiten;
Der Teufel hergezogen kam,

10
Aufsteigend aus den heißen Fluthen,

Aus Badens tiefverborgnem Quell.
Noch flammend von der Hölle Gluthen,
Den Blick von rothem Lichte hell.
So bricht er auf, erklimmt die Höhn

15
Und heißt umher die Diener gehn,

Daß sie versammelten um ihn
Der Bäuerlein und Ritter viele.

[257]

Man sah’s von Schloß und Hütte ziehn,
Als ging’s zu Tanz und Waffenspiele.

20
Der Böse stellt sich drauf mit Neigen

Gar sittsam auf den höchsten Stein,
Und als die Hörer alle schweigen,
Beginnt er leise, mild und fein,
Die Rede süß und klug ersonnen,

25
Und spricht von seines Reiches Wonnen,

Von ewigem Glanz und Herrlichkeit,
Die seinen Dienern stehn bereit.
Er weiß mit losem Trug und Spott
Die Geister listig zu bethören,

30
Daß schon in mancher schwachen Brust

Sich hebt und regt die sündige Lust,
Und spöttelnd über den lieben Gott
Man kann viel leidige Worte hören. –

Da fällt’s, wie lichter Wetterschein,

35
Tief in den finstern Wald herein;

Genüber des Bösen Höllenthron
Erklingt ein goldner Harfenton;
Ein Engelknabe niederrauschet
In silberleuchtendem Gewand,

40
Die Palme tragend in der Hand,

Und still bewegt die Menge lauschet.

Und wie er spricht, beginnt’s zu tagen
Wie Himmelsroth in jeder Brust;
Sie fühlen mächtig, unbewußt,

45
Sich zu dem Engel hingetragen.

Der Böse wüthet bald allein
Auf dem verlassnen Kanzelstein;
Er bricht empor im wilden Grimme,
Doch süßer tönt des Engels Stimme,

50
Und immer heißer wird der Drang;

Von allen Lippen festlich klingt,
Aus allen Herzen gläubig schwingt
Empor sich heiliger Bußgesang. –

[258]

Der Böse mit dem Dienerchor

55
Bricht in der letzten Wuth hervor;

Mit den Riesenkrallen gewaltig faßt
Er, niederdonnernd, der Felsen Last,
Und schleudert die Bäume, groß und schwer,
Wie Blüthenflocken im Thal umher,

60
Und öffnet der Erde Nacht und Graus,

Daß schwarze Quellen fluthen heraus;
Und fluchend schlägt er den scharfen Huf
Zum ewigen Zeichen tief in den Stein,
Und stürzt sich dröhnend, mit wildem Ruf

65
In der Erde klaffenden Schlund hinein. –


Zieh schnell vorüber, o Wandersmann!
Noch ficht der Böse die Menschen an,
Und will er dich locken zur sündigen Lust,
So öffne dem guten Engel die Brust!

August Stöber.