Die Treppe der Walhalla bei Regensburg
[88] Die Treppe der Walhalla bei Regensburg. Wer kennt wohl nicht – wenn auch mancher nur aus Beschreibungen und Abbildungen – jenes großartige und erhabene Denkmal deutschen Ruhmes und deutscher Große, welches der kunstsinnige König Ludwig I. von Bayern auf dem Brauberge bei Regensburg in edler patriotischer Begeisterung errichten ließ. Leo von Klenze, dem berühmten Erbauer der Glyptothek in München, der Pinakothek, des königlichen Schlosses, wurden die Entwürfe zu der Walhalla übertragen, und höchst interessant ist es, was Friedrich Pecht hierüber in seinem Buche „Deutsche Künstler des 19. Jahrhunderts“, das wir bereits in Nr. 51 v. J. besprochen haben, berichtet: Zunächst malte Klenze in einem großen Oelbilde die Walhalla mit der Aussicht auf das untere Donauthal und komponirte dann die Treppe auf ein besonderes Stück Papier, sodaß man sie mit Leichtigkeit draufkleben und wieder hinwegnehmen konnte. Hierauf lud er bei der ersten Gelegenheit, die sich bot, den ihn ohnehin sehr oft besuchenden König ein, sich das Gemälde anzusehen. Schon am andern Morgen war der Monarch da und freute sich an dem Bild – ohne Treppe.
Nun bat Klenze den König, doch eine kleine Ergänzung zu betrachten, die er dazu komponirt, und klebte die Treppe unten hin. Dadurch gewann die Wirkung des Gebäudes freilich ganz außerordentlich. Der König, der nun wohl merkte, auf was es abgesehen war, betrachtete das Bild zwar lange und aufmerksam, sagte aber gleich: „Damit ist nichts, Klenze, das kostet mir viel zu viel Geld.“
„Aber Majestät würden dadurch Ihrer Schöpfung erst einen neuen Ruhmestitel hinzufügen.“
„Was kostet denn die Treppe?“
„Achtzigtausend Gulden.“
„Sind Sie toll, Klenze? fällt mir gar nicht ein, kommen Sie mir nie wieder damit!“
„Aber Majestät könnten das ja auf vier Ratenzahlungen vertheilen.“
„Klenze, Sie sind aber wieder einmal schon so eigensinnig wie ein .......“
Sprachs und rannte im höchsten Grade gereizt mit großen Schritten davon.
Indeß nicht ohne im Hinausgehen noch einen Blick auf die Tafel zu werfen.
Klenze aber blieb ebenso gereizt zurück, so hatte ihn der König noch nie
angefahren, und er wollte sofort seinen Abschied nehmen, nach London oder
Petersburg gehen etc. Darüber vergingen ein paar Stunden, dann schellte
es heftig. Es war ein königlicher Diener, der den Herrn Geheimrath zum
König rief. „Aha, jetzt habe ich meine Treppe,“ rief triumphirend der Architekt und traf es auch; der König hatte inzwischen seinen Etat noch einmal nachgerechnet und die ersten 20000 Gulden noch herausgetrieben. – r.