Die Ursache des Einschlagens vom Blitze:§ 35
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§. 35.
So ist es auch mit der Beobachtung der Electricität gegangen. In sehr alten Zeiten hatte man schon bemerket, daß der Bernstein und einige andere Körper, wenn sie etwas gerieben worden, Spreu und andere leichte Sachen anzögen und von sich stiessen *). Es ward aber der Sache nicht sonderlich nachgeforschet. Gegen das Ende des 16ten Jahrhunderts fing D. Wilh. Gilbert in England, und zwar bey Gelegenheit seiner Untersuchungen vom Magneten an, mit verschiedenen Körpern eigentliche Versuche deswegen zu machen. Es schien wahrlich ein fruchtloser Zeitvertreib zu seyn, und reizete auch nur wenige, sich damit zu beschäftigen. Otto de Guericke, der berühmte Bürgermeister in Magdeburg, erweiterte |[121] in der Mitte des vorigen Jahrhunderts diese Versuche, und bemerkte schon, daß auch Funken und Schall durch Reiben solcher Körper erreget wurden *). Noch einige Zeitlang wurde nicht viel darauf geachtet, bis der geschickte Hauksbee zu Anfange dieses Jahrhunderts die electrischen Wahrnehmungen recht in Gang gebracht, da sie dann hernach von vielen Gelehrten mit Eifer getrieben sind **). Nun |[122] beobachtete man die Fortpflanzung der Electricität durch verschiedene Körper, die erregten Funken und andere Eigenschaften mit mehrerer Aufmerksamkeit, und Hr. Gray, der nebst Hrn. du Fay die Kentniß der Electricität sehr befördert hat, äusserte schon im Jahre 1735. die Vermuthung, daß das electrische Feuer mit der Materie des Blitzes übereinzukommen schiene *). So blieb auch der berühmte D. Franklin nicht bloß bey der Erde, sondern er erhob seine Gedanken, führte uns auf die grosse Electricität in der Luft, erfand den Weg sich ihrer zu versichern, machte die sinnreichsten Versuche und Beobachtungen, verglich die erfundenen Wahrheiten, zeigte ihren Zusammenhang, und zog daraus die wichtigsten Folgerungen. Nun blieb es also nicht bey dem blossen Vergnügen des Gelehrten, die von dem Schöpfer der Natur eingeprägten Kräfte zu kennen: es entsprang auch ein beträchtlicher Einfluß in das menschliche Leben **). Nie würden wir dessen haben geniessen können, wenn nicht unermüdete Naturforscher bey ihrer Wißbegierde auch auf die kleinsten Umstände geachtet und ihnen eifrig nachgeforschet hätten.
|[120]*) Der Name Electricität ist, wie bekannt, von dem griechischen Worte Elektron, Ήλεχτρον oder Ήλεχτρος, welches Bernstein heisset, hergenommen: dieses hat vielleicht seinen Ursprung von Ήλέχτωρ, welches in alten Zeiten die Sonne bedeutete, und daher, wegen des Glanzes sowohl der Bernstein, als ein Crystall, und ein gelbliches Metall Elektron genannt worden. Vielleicht möchte künftig die Naturlehre erweisen, daß auch in unserem Weltsystem die Sonne eine Quelle electrischer Wirkungen sey, und also diese Namen wieder in Verwandschaft setzen.
|[121]*) Plinius Hist. nat. L XXXVII. c. 2. 3. erwehnet vom Bernstein, nicht allein, daß er leichte Sachen anziehe, sondern er saget auch c. 2. Sect. 1. I. Hard. „Philemon ait, flammam ab electro reddi“ Sollte wohl Philemon schon den Schein, der beym Reiben entstehet, bemerket, und Plinius ihn nicht recht verstanden haben? Was aber auch den Alten vom Bernsteine mag bekannt gewesen seyn, so liessen sie es sich doch gewiß nicht einfallen, daß diese Eigenschaften, die beobachteten Castor- und Polluxfeuer (S. §. 20. p. 86. n. *) und der Blitz einerley Ursache hätten, und daraus nützliche Folgen gezogen werden könnten.
**) Man sehe die lehrreich abgefaßte Geschichte der Electricität von Hrn. Gralath, in den Abhandlungen der Danziger naturforschenden Gesellschaft, ersten Th. p. 175. 2ten Th. P. 355. und 3ten Th. p. 492. Sie gehet aber nur bis ins Jahr 1746.
|[122]*) S. Philos. Trans. N. 436.
**) Des übrigen Nutzens, den man aus der Kenntniß der subtilen schnell durchfahrenden electrischen Materie gezogen hat, will ich nicht einmal erwehnen.