Die Vermählte

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« Der Traurige Gedichte (1822) Die Weihe »
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Textdaten
Autor: Heinrich Heine
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Titel: Die Vermählte
Untertitel:
aus: Gedichte, S. 62-64
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1822
Verlag: Maurerschen Buchhandlung
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Erscheinungsort: Berlin
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
»Minnelieder« zyklus, XV. Auch im Buch der Lieder, Lyrischen Intermezzo: XVII, XVIII und XIX ohne Titel.
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[62]
Die Vermählte.

1.

Wie die Wellenschaumgeborene
Stralt mein Lieb im Schönheitsglanz,
Denn sie ist das auserkorene
Bräutchen eines fremden Manns.

5
Herz, mein Herz, du vielgeduldiges,

Grolle nicht ob dem Verrath;
Trag es, trag es, und entschuldig’ es
Was die holde Thörinn that.

[63]
2.

Ich grolle nicht, und wenn das Herz auch bricht,

10
Ewig verlor’nes Lieb, ich grolle nicht.

Wie du auch stralst in Diamantenpracht,
Es fällt kein Stral in deines Herzens Nacht.

Das weiß ich längst. Ich sah dich ja im Traum,
Und sah die Nacht in deines Herzens Raum,

15
Und sah die Schlang, die dir am Herzen frißt, —

Und sah, mein Lieb, wie sehr du elend bist.

[64]
3.

Ja, du bist elend, und ich grolle nicht;
Mein Lieb, wir sollen beide elend seyn!
Bis uns der Tod das kranke Herze bricht,

20
Mein Lieb, wir sollen beide elend seyn.


Wohl seh ich Spott, der deinen Mund umschwebt,
Und seh dein Auge blitzen trotziglich,
Und seh den Stolz, der deinen Busen hebt, –
Und elend bist du doch, elend wie ich.

25
Unsichtbar zuckt auch Schmerz um deinen Mund,

Verborgne Thräne trübt des Auges Schein,
Der stolze Busen hegt geheime Wund’, –
Mein Lieb, wir sollen beide elend seyn.