Die Verstellung

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Textdaten
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Autor: Johann Gottfried Herder
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Titel: Die Verstellung
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aus: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung) S. 37–38
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1793
Verlag: Carl Wilhelm Ettinger
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Erscheinungsort: Gotha
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Quelle: Google und Commons
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Die Verstellung.


Die Sterndeuter eines gewissen Orts sahen voraus, daß ihrem Vaterlande aus einer unglücklichen Constellation eine große Vernunftverwirrung bevorstehe. Sie begaben sich also am gefährlichen Tage hinweg und wagten es, bei gesundem Verstande zu bleiben, damit sie diesen nachher ihren verunglückten Mitbürgern wieder geben könnten.

Die bethörende Kraft der Planeten wirkte; unsre Weisen kamen zurück, und suchten jetzt durch die genauesten Vorschriften die alten vernünftigen Sitten, Gewohnheiten, Kleider, Studien, Lebensweise wieder einzuführen, und ihre schwärmenden Mitbrüder zu heilen. Aber vergebens. Diese standen mit solcher Wuth gegen sie auf, daß den Weisen nur unter Einer Bedingung das Leben gelassen würde, nämlich, sie müßten sich den Sitten der Thoren in Allem aufs genaueste bequemen.

Von jetzt an verbargen sie ihre Weisheit und sprachen davon nur unter sich, heimlich; öffentlich mußten sie Beifall geben, zuklatschen, schwätzen, sich dem größten Narren als der ersten Stütze des Staats unterwerfen, seine, auch die ungereimtesten Handlungen mit vollem Munde loben – sie mußten.