Die Vetterschaft

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Johann Karl Wilhelm Geisheim
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die Vetterschaft
Untertitel:
aus: Gedichte, Zweites Bändchen.
S. 171–172
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1839
Verlag: Josef Max & Komp.
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Breslau
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons, Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]
[171]
Die Vetterschaft.


Wer nicht bei Hof’ ’en Vetter hat,
Hört man sprichwörtlich meinen,
Der steigt nicht hoch in Land und Stadt,
Und bleibt nur unter Kleinen;

5
Drum, Menschlein, strebt dein Wunsch hinan,

So schaff dir einen Vetter an.

Wohl gilt zu Zeiten auch die Kunst,
Doch mehr noch gilt der Vetter.
Der Vetterschaften Kunst und Gunst

10
Ist aller Künste Spötter.

Strebt Fleiß und Geist auch kühn empor,
Der Vetter kommt ihm doch zuvor.

Drum vettre dich bei Vettern an,
Nicht minder bei den Muhmen;

15
Zünd’ ihnen Myrrh’ und Weihrauch an,

Bück’ dich, und streue Blumen;
Ja, gieb zu jedem Dienst dich her,
Und wenn’s der allerletzte wär'.

Man glaubt nicht, wie so gar zu gern

20
Ihr Lob die Vettern hören;

Nenn’ dreist sie Sonne, Mond und Stern,

[172]
Leicht wirst du sie bethören.

Lob’ unverschämt sie in’s Gesicht,
Sie merken deine Lügen nicht.

25
Wenn recht du eingevettert bist,

Dann wird der Vetter sorgen.
Der Schmeichler übt die feinste List,
Er sitzt im Rohr geborgen.
Ihm stehn die Vettern zu Gebot,

30
Ihm frommt ihr Leben und ihr Tod.


Er bittet nichts von Gott, als daß
Die reichen Vettern sterben;
Sieht gern sie beißen in das Gras,
Er wird sie ja beerben.

35
Denn, Vetter, zur Hundsfötterei

Gehört noch die Erbschleicherei.

Vor allen Dingen strebe drum
Nach Gunst im Vetterstande.
Bist du vervettert, sei auch drumm,

40
Blüht doch dein Glück im Lande.

Verlaß dich nicht auf Geist und Kunst,
Es fehlt dir Alles, fehlt dir Gunst.