Jünglings-Klage
Welt, wie bist du mir so wenig,
Zeit, wie wirst du mir so lang;
Zu dem Alterthume sehnig
Wallet meines Herzens Drang.
Lust und Leben schön und groß;
Heute nur um Wein und Braten
Lassen wir die Kräfte los.
Zum Verdienen, zum Erwerben
Für das Große weder sterben,
Weder noch ich leben kann.
Selbst das Mägdlein, meine Holde,
Ob sie mich auch gerne sieht,
Und mir, eh’ ich’s träum’, entflieht.
Nicht das Schwert und nicht die Zither,
Nicht der Thaten kühner Schwung,
Wie zur edlen Zeit der Ritter,
Jugendmuth und Lebenskräfte
Werden in dem Wust und Staub
Eitler, kleinlicher Geschäfte
Meines Mißmuths Spiel und Raub.
Fordert rastlos Schwung und That:
Folgt drum oft des Übermuthes
Falschem, trügerischem Rath.
Sucht das Leben bei der Flasche,
Roh geberdet sich die rasche,
Thatenlose Jugendkraft;
Schläget mit Cyclopenfäusten
Auf den Tisch und in die Welt,
Fremd und fern vom Herzen hält.
Zu der Narrheit muß er flüchten,
Kühnheit wird zum Trotz entweiht,
Soll er gänzlich nicht verzichten
Schöne Jacken, schöne Mützen,
Und die goldne Troddel dran,
Sind des Jugendlebens Stützen,
Vorbereitung für den Mann.
Nennet gar uns naseweis;
Soll die Jugend schöner walten,
Zeigt ihr einen schönern Preis;
Zeiget, um sie zu erheben,
Ihr ein thatenreiches Leben
Und das Glück und Heil der Kunst.