Die Vorlesung
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Hogarth’s Spott trifft auf diesem Blatte durchaus nicht die englischen Universitäten im Allgemeinen, sondern nur einen Theil der dort gehaltenen Vorlesungen, und die Zuhörer, welche dieselben besuchen. Nach altem Herkommen besteht nämlich noch in Oxford und Cambridge ein Lehrstuhl der Logik und Metaphysik, der in derselben Art einträglich ist, wie überhaupt alle Aemter, welche die Würdenträger der Hochkirche besitzen. Der Lehrstuhl ist somit immer gefüllt, der Hörsaal dagegen um so leerer, weil der Engländer in der Regel die philosophische Speculation mit allem, was daran hängt, entweder für Aufschneiderei oder für gehaltlosen Kram mit Worten hält. Hogarth wenigstens hegt sicherlich diese Meinung, wie man aus dem versammelten Auditorium, gewissermaßen der Quintessenz von Oxford, bemerkt, dessen Köpfe hinsichtlich des Ausdruckes wohl keines Commentars bedürfen. Wegen des genannten Stoffes möchte übrigens dies Blatt in Deutschland besondere Theilnahme erregen.
[650] Der Stoff der Vorlesung ist ächt metaphysisch, denn diese betrifft den leeren Raum (Datur vacuum). Der Professor, welcher durch die Haltung seiner Lippen Weisheit und Wichtigkeit in die Züge seines Gesichts legt, ist das Porträt eines gewissen Fisher, welcher in Oxford den Lehrstuhl der Philosophie bis 1761 einnahm. Der Umstand, daß er in dieser Gesellschaft angebracht wurde, geschah nicht allein mit seiner Einwilligung, sondern er saß sogar dem Künstler zur Aufnahme seines Porträts. Seine Talente bedürfen sicherlich keines andern Zeugnisses.