Die alte Brücke
Die alte Brücke.
Dein Bogen, grauer Zeit entstammt,
Steht manch Jahrhundert außer Amt;
Ein neuer Bau ragt über dir:
Dort fahren sie! Du feierst hier.
Deckt Wuchs und rothe Blüthe zu!
Ein Nebel netzt und tränkt dein Moos,
Er steigt aus dumpfem Reußgetos:
Mit einem luftgewobnen Kleid
Und statt des Lebens geht der Traum
Auf deines Pfades engem Raum.
Das Carmen, das der Schüler sang,
Träumt noch im Felsenwiederklang,
Träumt und verdröhnt im Wogenschwall.
Der Kaiser ritt auf deinem Steg,
Du warst nach Rom der arge Weg,
Und Parricida[WS 1], frevelblaß,
Drin römische Verleumdung schlief –
Gemengt mit Söldnern beuteschwer
Schlich Pest und schwarzer Tod daher!
Du fielest heim an die Natur,
Die dich umwildert, dich umgrünt,
Vom Tritt des Menschen dich entsühnt!