Die beste Methode, Obst zu trocknen, und der Familien-Dörrapparat

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Titel: Die beste Methode, Obst zu trocknen, und der Familien-Dörrapparat
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aus: Die Gartenlaube, Heft 41, S. 676b
Herausgeber: Ernst Ziel
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1883
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Beilage Zwanglose Blätter, Nr. 8
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[676b]

Die beste Methode, Obst zu trocknen, und der Familien-Dörrapparat.

Als wir im vorigen Jahre einen Artikel über „Aldenobst“[1] aus der Feder unseres geschätzten Mitarbeiters Heinrich Semler in San Francisco gebracht hatten, da bewies uns die rege Correspondenz, die sich in Folge dessen zwischen uns und vielen unserer Abonnenten entwickelte, daß damit eine der brennendsten Fragen der heimischen Obstverwerthung berührt wurde. Seit jener Zeit ist diese Frage in Deutschland um ein Beträchtliches ihrer Lösung näher gebracht worden, und namentlich das soeben vollständig erschienene Werk H. Semler’s „Die Hebung der Obstverwerthung und des Obstbaues“ (Hinstorff’sche Buchhandlung, Wismar) nimmt unter ähnlichen Publicationen eine hervorragende Stelle ein. Der deutsche Obstzüchter findet in demselben eine Masse praktischer Winke und vor Allem eine vortreffliche Anleitung zur Bereitung des Alden-Obstes nach der californischen Dörrmethode, welche bis jetzt auf allen Ausstellungen die Palme davongetragen hat.

Mit Hilfe dieses Verfahrens erzielt man nicht nur eine bessere Qualität der Waare, sondern im Vergleich zu unsern landesüblichen Dörrmethoden den doppelten Gewinn, denn „Alden-Aepfel“ werden, um nur ein Beispiel anzuführen, gegenwärtig mit sechsundvierzig bis achtundvierzig Pfennig für das Pfund bezahlt, während an der Sonne getrocknete Aepfel nur vierundzwanzig bis sechsundzwanzig Pfennig kosten. Das Alden-Obst ist in Deutschland nur wenig bekannt, denn die Fabrikation desselben in den Vereinigten Staaten deckt bis jetzt kaum den Bedarf des eigenen Landes, und die meisten bei uns im Handel vorkommenden amerikanischen Aepfel sind an der Sonne gedörrt.

Noch vor zwei Jahren suchte man in Deutschland fast vergeblich nach einem Alden’schen Dörrapparate, heute ist diesem Mangel bereits abgeholfen worden, denn die Firma Friedrich Filler in Eimsbüttel-Hamburg brachte Alden Dörrapparate auf den Markt, wie dies aus einem kurzen Anhange zu dem Semler’schen Werke zu ersehen ist.

Diese großen Dörrschachte eignen sich jedoch mehr für Besitzer großer und mittlerer Obstculturen, es fehlen dagegen bis jetzt billige sogenannte Familien-Dörrapparate, deren Anschaffung jedem möglich wäre und welche, in einem kleinen Raume untergebracht, dasselbe Resultat wie die großen Dörrschachte liefern würden. Auf S. 243 u. ff. seines Werkes erwähnt Heinrich Semler eine Reihe von mehr oder weniger gelungenen Versuchen, die auf diesem Gebiete in Amerika gemacht wurden, die aber das gewünschte Ziel nicht erreichen konnten. Er wendet sich daher an den deutschen Pomologenverein mit dem Vorschlag, daß derselbe ein Preisausschreiben für die Erfindung eines Dörrapparates erlassen möchte, der außer den für den Aldenproceß unentbehrlichen Bedingungen auch noch die der Billigkeit und der leichten Bedienung erfüllte.

„Und wenn der Verein sich zu seinem Preisausschreiben verstehen wollte,“ fährt der Verfasser fort, „so sollte er durch eine geeignete Veröffentlichung die Aufmerksamkeit der Erfinder auf diesen Gegenstand hinlenken. Deutschland ist ja nicht arm an erfinderischen Köpfen, deren Gedanken nur von den Männern, die mitten im praktischen Leben stehen, auf den rechten Pfad gelenkt werden müssen. Durchsieht man die Blätter des deutschen Patentamts, dann überkommt einen ein Bedauern, daß eine große Summe von Zeit und Geist an Erfindungen verschwendet wird, die nur als interessante Spielereien, ohne dauernden Werth, bezeichnet werden müssen, während es bei Dingen von hoher wirthschaftlicher Wichtigkeit beim Alten bleibt. Das kommt daher, weil die Männer, welche man gewöhnlich als praktische Geschäftsleute bezeichnet, nicht praktisch genug sind. Sie dürfen nicht die Erfinder ihren eigenen Grübeleien überlassen, sondern müssen ihnen eine bestimmte Aufgabe stellen: das oder das thut uns noth, nun gehet hin und erfindet! Nur so kann die Erfindungsgabe der Deutschen, die nicht übertroffen wird von der eines anderen Volkes, selbst von dem nordamerikanischen nicht, ein mächtiger Hebel für die wirthschaftliche Größe unseres Vaterlandes werden.“

Diesem Appell an die deutschen Erfinder schließen wir uns gern an. Die Lösung der Frage liegt keineswegs in Bereich der Unmöglichkeit, und der Nutzen eines solchen Apparates ist unberechenbar. Die „Gartenlaube“ wird stets bereit sein, alle gediegenen Bestrebungen auf diesem Gebiete nach Kräften zu unterstützen und gute Familiendörrapparate in Bild und Wort ihrem weiten Lesertreise vorzuführen.

  1. Vergleiche „Gartenlaube“, Jahrgang 1882, Nr. 36, welche gegen Einsendung von 40 Pfennig in Briefmarken durch die Verlagshandlung Ernst Keil in Leipzig zu beziehen ist.