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Die frechste Curirschwindelei ist die Dittmann’sche Loh-Cur

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Textdaten
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Autor: Carl Ernst Bock
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Titel: Die frechste Curirschwindelei ist die Dittmann’sche Loh-Cur
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 42, S. 672
Herausgeber: Ernst Keil
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1868
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[672] Die frechste Curirschwindelei ist die Dittmann’sche Loh-Cur, mit der angeblich alle nur möglichen, ja sonst ganz unheilbaren Krankheiten curirt werden können und durch welche der Krebs noch im letzten Stadium so geheilt wird, daß ein Wiederkehren desselben nicht denkbar ist, weil nämlich die Cur nicht auf Medicin, sondern auf Ernährung beruhen soll. Das Hauptmittel Dittmann’s ist, außer der Lohbadecur, ein „Kraftpulver“, welches als starkes Nahrungsmittel vorzugsweise auf die Unterleibsorgane so belebend und stärkend wirken soll, daß die Krankheiten, deren Ursachen sich im Unterleibe befinden, schnell und leicht beseitigt werden. Und aus was besteht dieses Kraftpulver? Es ist ein Gemisch aus Loheabkochung, welche bei starker Hitze zu einem Pulver eingetrocknet und mit Gerstenkraftmehl versetzt ist. Man bereitet es, wenn man fünfzig Theile trockenes Eichenrindenextract in hundertundfünfzig Theilen Wasser löst, mit achtzig Theilen Gerstenkraftmehl und vierzig Theilen Dextrin mischt, erwärmt, zur Trocknen eindampft und dann noch fünfzig Theile des genannten Extractes hinzufügt, scharf trocknet und pulvert.

Ueber die Dittmann’sche Cur schreiben die von den DDr. Haqet und Jacobsen redigirten „Industrie-Blätter“ – eine nicht genug zu empfehlende Wochenschrift für Fortschritt und Aufklärung auf den Gebieten der Gewerbe der Hauswirthschaft, Gesundheitspflege etc. –: „Dittmann will einmal ein schlimmes Bein gehabt und dasselbe mit Eichenloheabsud curirt haben. Dieser glückliche Erfolg hat ihn, einen naturwüchsigen Gerber, zum Aesculap gemacht und ihm die Gewißheit gegeben, daß sein Eichenlohe-Präparat ein Mittel für Alles, was Krankheit heißt, sei. Er weiß, daß die Eichenlohe die leicht zu Fäulniß neigenden Felle in Leder, welches der Fäulniß und Zersetzung widersteht, verwandelt; warum sollte, so denkt er, die Eichenlohe nicht auch auf die menschlichen Organe in gleicher Weise kräftigend und conservirend einwirken? Wenn ich, sagt er sich, den kranken Menschen innerlich und äußerlich gerbe, so muß doch die Constitution desselben ebenso dauerhaft werden wie die der Thierfelle. Im Uebrigen mag er sich, auf die Unzahl dummer und leichtgläubiger Menschen bauend, überlegt haben, daß das Menschengerben weniger anstrengt und besser rentirt als das Fellegerben.“

Gott bewahre uns vor Schnapsmischern, Brauern und Gerbern, wenn sie ihre Handwerkskunst als Heilkünstler an dem kranken Menschen versuchen wollen! Ich dächte, man hätte schon genug an curirenden Schustern, Postsecretairen, alten Bauerweibern und sauren Gurkenhändlern.

Bock.