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Die sechste Elegie

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Textdaten
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Autor: Rainer Maria Rilke
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Titel: Die sechste Elegie
Untertitel:
aus: Duineser Elegien
S. 24–25
Herausgeber:
Auflage: Erste Auflage
Entstehungsdatum: 1912–1922
Erscheinungsdatum: 1923
Verlag: Insel-Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
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Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: UB Bielefeld S. 24–25
Kurzbeschreibung:
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DIE SECHSTE ELEGIE
 
FEIGENBAUM, seit wie lange schon ists mir bedeutend,
wie du die Blüte beinah ganz überschlägst
und hinein in die zeitig entschlossene Frucht,
ungerühmt, drängst dein reines Geheimnis.

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Wie der Fontäne Rohr treibt dein gebognes Gezweig

abwärts den Saft und hinan: und er springt aus dem Schlaf,
fast nicht erwachend, ins Glück seiner süßesten Leistung.
Sieh: wie der Gott in den Schwan.
                    …… Wir aber verweilen,

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ach, uns rühmt es zu blühn, und ins verspätete Innre

unserer endlichen Frucht gehn wir verraten hinein.
Wenigen steigt so stark der Andrang des Handelns,
daß sie schon anstehn und glühn in der Fülle des Herzens,
wenn die Verführung zum Blühn wie gelinderte Nachtluft

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ihnen die Jugend des Munds, ihnen die Lider berührt:

Helden vielleicht und den frühe Hinüberbestimmten,
denen der gärtnernde Tod anders die Adern verbiegt.
Diese stürzen dahin: dem eigenen Lächeln
sind sie voran, wie das Rossegespann in den milden

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muldigen Bildern von Karnak dem siegenden König.


Wunderlich nah ist der Held doch den jugendlich Toten. Dauern
ficht ihn nicht an. Sein Aufgang ist Dasein; beständig
nimmt er sich fort und tritt ins veränderte Sternbild
seiner steten Gefahr. Dort fänden ihn wenige. Aber,

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das uns finster verschweigt, das plötzlich begeisterte Schicksal

singt ihn hinein in den Sturm seiner aufrauschenden Welt.
Hör ich doch keinen wie ihn. Auf einmal durchgeht mich

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mit der strömenden Luft sein verdunkelter Ton.

Dann, wie verbärg ich mich gern vor der Sehnsucht: O wär ich,

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wär ich ein Knabe und dürft es noch werden und säße

in die künftigen Arme gestützt und läse von Simson,
wie seine Mutter erst nichts und dann alles gebar.

War er nicht Held schon in dir, o Mutter, begann nicht
dort schon, in dir, seine herrische Auswahl?

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Tausende brauten im Schooß und wollten er sein,

aber sieh: er ergriff und ließ aus, wählte und konnte.
Und wenn er Säulen zerstieß, so wars, da er ausbrach
aus der Welt deines Leibs in die engere Welt, wo er weiter
wählte und konnte. O Mütter der Helden,

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o Ursprung reißender Ströme! Ihr Schluchten, in die sich

hoch von dem Herzrand, klagend,
schon die Mädchen gestürzt, künftig die Opfer dem Sohn.
Denn hinstürmte der Held durch Aufenthalte der Liebe,
jeder hob ihn hinaus, jeder ihn meinende Herzschlag,

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abgewendet schon, stand er am Ende der Lächeln, anders.