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Die sociale und politische Stellung der Deutschen in den Vereinigten Staaten:Seite 2

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Die sociale und politische Stellung der Deutschen in den Vereinigten Staaten
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hauptsächlich in dem Anlegen des europäischen Massstabes, während zu seiner richtigen Würdigung der Massstab nur aus ihm selbst genommen werden kann. Das Centrum des Lebens ist eben in den Vereinigten Staaten ein ganz anderes als in Deutschland und eben deshalb kann von einem Ver­gleich zwischen beiden nach einem gemeinsamen Massstabe so wenig die Rede sein, wie zwischen dem Leben des Mannes und der Frau, deren grundverschiedene Sphären Göthe charakterisirt:

     „Nach Freiheit strebt der Mann, das Weib nach Sitte.“

Die Ruhe und der ruhige Genuss, dessen der Deutsche und nach Göthe das Alter sich behaglich zu erfreuen liebt, lässt dem Amerikaner am wenigsten Ruhe; die Arbeit, das Geschäft ist bei ihm zu einer Art Wuth geworden, und ein plötzlich ihm aufgedrängter oder unfreiwilliger Feiertag ist geeignet, ihn in gelinde Verzweiflung zu versetzen. Nichts erregt so sehr das Staunen des Amerikaners als der Anblick von Tausenden von Deutschen, die einen halben oder ganzen Tag oder gar Tage gemeinschaftlich im Freien Gesang- oder sonstige Feste feiernd zubringen, ohne sich zu langweilen und ohne über die Stränge zu schlagen. Die Fähigkeit zu diesen lang gezogenen Trillern des Vergnügens geht dem Amerikaner fast vollständig ab und selbst der Genuss des Lagerbiers scheint ausser Stande, das dazu nöthige Phlegma ihm zu inoculiren. Das Ideal des französischen Gewürz­krämers, nach dem 40sten Jahr von Renten zu leben, ist ebensowenig Sache des Amerikaners, die mit der Arbeit und dem Geschäft verknüpfte Aufregung – eine Aufregung, die bei der ewigen Fluktuation aller Dinge grösser ist als irgend wo sonst – ist für ihn zu einer unentbehrlichen Lebensluft