Die ungerathenen Kinder in Stettin

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
<<< >>>
Autor: Jodocus Donatus Hubertus Temme
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Die ungerathenen Kinder in Stettin
Untertitel:
aus: Die Volkssagen von Pommern und Rügen. S. 128–129
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1840
Verlag: Nicolaische Buchhandlung
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[128]
92. Die ungerathenen Kinder in Stettin.

In der Stadt Stettin lebten zu einer Zeit zwei ungerathene Kinder, die ihren Eltern viel Herzeleid machten, und in ihrer Gottlosigkeit zuletzt so weit gingen, daß sie dieselben sogar schlugen. Dafür traf sie eine entsetzliche Strafe. Denn nachdem sie beide plötzlich gestorben waren, und man sie begraben hatte, streckte sich auf einmal von jedem die Hand aus dem Grabe heraus, mit welcher die Mißhandlung der Eltern verübt war. Das Schrecklichste dabei war, daß die Hände frisch und blutend waren, und nicht verwesen konnten. Man grub sie zwar in die Erde wieder hinein, allein das konnte nicht helfen, sie wuchsen immer wieder heraus. Da beschloß man zuletzt auf Berathung des Raths und der Geistlichkeit, daß man sie mit einem Spaten abstechen wolle. Das geschah, und man hing sie zum ewigen warnenden Andenken in der Kirche auf. In der Kirche St. Peter und Paul zu Stettin hängen sie noch jetzt in der Sacristei.

Auch in der Kirche zu Bergen auf Rügen zeigt man eine abgehauene Menschenhand vor, welche von einem Vatermörder seyn soll, und nach dessen Tode aus dem Grabe hervorgewachsen ist, und nicht wieder hat hinein gebracht werden können, so daß man sich zuletzt genöthigt gesehen hat, sie abzuhauen.

[129] Eine ähnliche Hand eines Vatermörders wird auf der Rathsbibliothek zu Stralsund verwahrt.

Historische Nachricht von den alten Einwohnern in Pommern, von Christian Zickermann, S. 87.
Grümbke, Darstellung der Insel Rügen, I. S. 179.
Zöllners Reise durch Pommern und Rügen, S. 206.