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Diskussion:Aerndtelied

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Letzter Kommentar: vor 9 Jahren von 2.242.160.138 in Abschnitt Originaldruck von 1638 nun auch auf WS verfügbar

Kopie der Diskussion von "Es ist ein Schnitter, der heißt Tod"

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Unter Titel steht "Es ist ein Schnitter, der heißt Tod", unter Originaltitel "Ein schöns Mayenlied". "Originaltitel" ist für Übersetzungen gedacht. Deshalbt die Frage, wie es nun tatsächlich hieß. --Jofi 23:36, 23. Jan 2006 (UTC)

Ursprünglich hieß es "Ein schöns Mayenlied". Der "echte" Titel ist aber mittlerweile weitgehend vergessen und völlig ungebräuchlich, das Lied wird stets als "Es ist ein Schnitter, der heißt Tod" betitelt. Denisoliver 00:33, 12. Sep 2006 (CEST)

Diskurs

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??Woher stammt das? Das Gedicht ist von Clemens Brentano (1778 - 1842). --Felistoria 00:52, 12. Sep 2006 (CEST)
Wiederholung und Auskommentierung machts nicht besser. Siehe hier: [1], [2] (Seite 2, Stück 4, leider sehr klein), [3], [4], hier in einer Dissertation [5] (im Absatz zu "Abbildung 78" en passant erwähnt), [6], sowie [7] (scrollen).
Übrigens wäre es nicht das erste mal, das sich ein Dichter am "Volksgut" bedient. Als ausgiebige Quelle zu diesem Thema auch Bernd Tilp: Das Volkslied "Es ist ein Schnitter, der heißt Tod" bei Clemens Brentano, Georg Büchner, Joseph von Eichendorff und Alfred Döblin. In: Literatur in Bayern 49 (1997), p. 12-29" --Denisoliver 10:01, 12. Sep 2006 (CEST)
Arnim hat das Ding in seinem Knaben Wunderhorn Band 2 1808 als Erndtelied (Katholisches Kirchenlied) aufgenommen. Brentano hat seine Version ohne Titel 1838 im Tagebuch einer Ahnfrau veröffentlicht. Zum Vergleich die drei Versionen. --Xarax (Diskussion) 13:23, 12. Sep 2006 (CEST)

Danke, Xarax und Denisoliver - Des Knaben Wunderhorn ist ein steter Quell für schöne philologische Aufgaben. Ich habe einer weiteren Variante des Liedes, Aerndtelied, einen Artikel gemacht; dort findet sich in den "Anmerkungen" eine nochmal andere Fassung als "Quelle" angegeben, die ebenfalls dem hier nun wiedergegebenen Druck aus dem 17. Jh. entsprechen soll. (Brentano und Arnim scheinen dafür gesorgt zu haben, dass die Quellenfrage selbst Literatur werden konnte...) --Felistoria 22:10, 12. Sep 2006 (CEST)

Fehler

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Hallo, mir ist aufegefallen, dass es in der Originalquelle heßt "der schön Hyazinth", nicht "die". Nichts für ungut, wahrscheinlich ist man einfach so an "die Hyazinthe" gewöhnt, dass man vergisst, dass "Hyazinth" eigentlich männlich ist (gibt es ja im romanischen Sprachraum auch noch als Männername) Gruß A.

Danke für den Hinweis, habe ich entsprechend korrigiert. Gruß -- Finanzer 13:46, 20. Jul. 2010 (CEST)Beantworten

Anmerkung:

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Die folgende Synopse der Varianten hat Xarax dankenswerterweise besorgt: (--Felistoria 23:52, 12. Sep 2006 (CEST))


Anonymous Arnim Brentano

Es ist ein Schnitter, heißt der Tod,
hat Gwalt vom großen Gott.
Heut wetzt er das Messer,
es geht schon viel besser,
bald wird er drein schneiden,
wir müssen's nur leiden.
Hüt dich, schöns Blümelein!

Was jetzt noch grün und frisch dasteht,
wird morgen weg gemäht:
die edel Narzissel,
die englische Schlüssel,
die schön Hyazinth,
der Türkische Bünd:
Hüt dich, schöns Blümelein!

Viel hunderttausend ungezählt,
da unter die Sichel hinfällt:
rot Rosen, weiß Lilien,
beid wird er austilgen;
ihr Kaiserkronen,
man wird euch nicht schonen:
Hüt dich, schöns Blümelein!

So viel Maß-Lieb und Roßmarin
schwelgt unter der Sichel dahin;
und Vergißmein nit,
auch du mußt noch mit;
sinkt alles zur Erden,
was wird nur draus werden?
Hüt dich, schöns Blümelein!

Der auserlesene Majeran,
das zornige Rühr mich nit an,
auch du Tausendschön,
man läßt dich nicht stehn,
es hilft da kein Bitten,
heut werd ihr abschnitten.
Hüt dich, schöns Blümelein!

Es macht so gar kein Unterschied,
geht alles in einem Schnitt:
der stolz Rittersporn
und Blumen von Korn,
da liegens beisammen,
man weiß kaum den Namen.
Hüt dich, schöns Blümelein!

Und wenn sie nun sind schnitten ab,
so heißen sie alle Schabab,
ach wie sie da liegen,
als wärens in Zügen
bald werden sie bleichen,
all's Schöne muß weichen.
Hüt dich schöns Blümelein!

Trutz Tod, komm her, ich fürcht dich nit,
komm her und tu ein Schnitt!
Wenn er mich verletzet,
so werd ich versetzet,
ich will es erwarten,
in himmlischen Garten.
Hüt dich, schöns Blümelein!

Es ist ein Schnitter, der heißt Tod,
Hat Gewalt vom höchsten Gott,
Heut wezt er das Messer,
Es schneidt schon viel besser,
Bald wird er drein schneiden,
Wir müssens nur leiden.
Hüte dich schöns Blümelein!

Was heut noch grün und frisch da steht,
Wird morgen schon hinweggemäht:
Die edlen Narcissen,
Die Zierden der Wiesen,
Die schön' Hiazinten,
Die türkischen Binden.
Hüte dich schöns Blümelein!

Viel hundert tausend ungezählt,
Was nur unter die Sichel fällt,
Ihr Rosen, ihr Liljen,
Euch wird er austilgen,
Auch die Kaiser-Kronen,
Wird er nicht verschonen.
Hüte dich schöns Blümelein!

Das himmelfarbe Ehrenpreiß,
Die Tulipanen gelb und weiß,
Die silbernen Glocken,
Die goldenen Flocken,
Senkt alles zur Erden,
Was wird daraus werden?
Hüte dich schöns Blümelein!

Ihr hübsch Lavendel, Roßmarein,
Ihr vielfärbige Röselein.
Ihr stolze Schwerdliljen,
Ihr krause Basiljen,
Ihr zarte Violen,
Man wird euch bald holen.
Hüte dich schöns Blümelein!

Trotz! Tod, komm her, ich fürcht dich nicht,
Trotz, eil daher in einem Schnitt.
Werd ich nur verletzet,
So werd ich versetzet
In den himmlischen Garten,
Auf den alle wir warten.
Freu' dich du schöns Blümelein.

Es ist ein Schnitter, der heißt Tod,
Er mäht das Korn, wenn's Gott gebot;
Schon wetzt er die Sense,
Daß schneidend sie glänze,
Bald wird er dich schneiden,
Du mußt es nur leiden;
Mußt in den Erntekranz hinein,
Hüte dich schöns Blümelein!

Was heut noch frisch und blühend steht
Wird morgen schon hinweggemäht,
Ihr edlen Narzissen,
Ihr süßen Melissen,
Ihr sehnenden Winden,
Ihr Leid-Hyazinthen,
Müßt in den Erntekranz hinein,
Hüte dich schöns Blümelein!

Viel hunderttausend ohne Zahl,
Ihr sinket durch der Sense Stahl,
Weh Rosen, weh Lilien,
Weh krause Basilien!
Selbst euch Kaiserkronen
Wird er nicht verschonen;
Ihr müßt zum Erntekranz hinein,
Hüte dich schöns Blümelein!

Du himmelfarben Ehrenpreis,
Du Träumer, Mohn, rot, gelb und weiß,
Aurikeln, Ranunkeln,
Und Nelken, die funkeln,
Und Malven und Narden
Braucht nicht lang zu warten;
Müßt in den Erntekranz hinein,
Hüte dich schöns Blümelein!

Du farbentrunkner Tulpenflor,
Du tausendschöner Floramor,
Ihr Blutes-Verwandten,
Ihr Glut-Amaranthen,
Ihr Veilchen, ihr stillen,
Ihr frommen Kamillen,
Müßt in den Erntekranz hinein,
Hüte dich schöns Blümelein!

Du stolzer, blauer Rittersporn,
Ihr Klapperrosen in dem Korn,
Ihr Röslein Adonis,
Ihr Siegel Salomonis,
Ihr blauen Cyanen,
Braucht ihn nicht zu mahnen.
Müßt in den Erntekranz hinein,
Hüte dich schöns Blümelein.

Lieb Denkeli, Vergiß mein nicht,
Er weiß schon, was dein Name spricht,
Dich seufzerumschwirrte
Brautkränzende Myrte,
Selbst euch Immortellen
Wird alle er fällen!
Müßt in den Erntekranz hinein,
Hüte dich schöns Blümelein!

Des Frühlings Schatz und Waffensaal
Ihr Kronen, Zepter ohne Zahl,
Ihr Schwerter und Pfeile
Ihr Speere und Keile,
Ihr Helme und Fahnen
Unzähliger Ahnen,
Müßt in den Erntekranz hinein,
Hüte dich schöns Blümelein!

Des Maies Brautschmuck auf der Au,
Ihr Kränzlein reich von Perlentau,
Ihr Herzen umschlungen,
Ihr Flammen und Zungen,
Ihr Händlein in Schlingen
Von schimmernden Ringen,
Müßt in den Erntekranz hinein,
Hüte dich schöns Blümelein!

Ihr samtnen Rosen-Miederlein,
Ihr seidnen Lilien-Schleierlein,
Ihr lockenden Glocken,
Ihr Schräubchen und Flocken,
Ihr Träubchen, ihr Becher,
Ihr Häubchen, ihr Fächer,
Müßt in den Erntekranz hinein,
Hüte dich schöns Blümelein!

Herz, tröste dich, schon kömmt die Zeit,
Die von der Marter dich befreit,
Ihr Schlangen, ihr Drachen,
Ihr Zähne, ihr Rachen,
Ihr Nägel, ihr Kerzen,
Sinnbilder der Schmerzen,
Müßt in den Erntekranz hinein,
Hüte dich schöns Blümelein!

O heimlich Weh halt dich bereit!
Bald nimmt man dir dein Trostgeschmeid,
Das duftende Sehnen
Der Kelche voll Tränen,
Das hoffende Ranken
Der kranken Gedanken
Muß in den Erntekranz hinein,
Hüte dich schöns Blümelein!

Ihr Bienlein ziehet aus dem Feld,
Man bricht euch ab das Honigzelt,
Die Bronnen der Wonnen,
Die Augen, die Sonnen,
Der Erdsterne Wunder,
Sie sinken jetzt unter,
All in den Erntekranz hinein,
Hüte dich schöns Blümelein!

O Stern und Blume, Geist und Kleid,
Lieb, Leid und Zeit und Ewigkeit!
Den Kranz helft mir winden,
Die Garbe helft binden,
Kein Blümlein darf fehlen,
Jed Körnlein wird zählen
Der Herr auf seiner Tenne rein,
Hüte dich schöns Blümelein!

Kopie der Textseite

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TITEL=Es ist ein Schnitter, der heißt Tod |SUBTITEL=Ein schöns Meyenlied, wie der Menschenschnitter, der Todt, die Blumen ohn Underschid abmehet |ENTSTEHUNGSJAHR=1638 |WIKIPEDIA=w:Es ist ein Schnitter |QUELLE=Fliegendes Blatt 1638, in: Röhrich/Brednich, Deutsche Volkslieder II, S. 143 |KURZBESCHREIBUNG=Text auf einem gedruckten Flugblatt. Handschriftlich ist auf dem Exemplar bemerkt: "Schnitterlied, gesungen zue Regensburg da ein hochadelige junge Bluemen ohnversehen abgebrochen im Jenner 1637. Gedichted im Jahr 1637."


Es ist ein Schnitter, heißt der Tod, hat Gwalt vom großen Gott.
Heut wetzt er das Messer, es geht schon viel besser,
bald wird er drein schneiden, wir müssen's nur leiden.
Hüt dich, schöns Blümelein!

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Was jetzt noch grün und frisch dasteht, wird morgen weg gemäht:

die edel Narzissel, die englische Schlüssel,
die schön Hyazinth, der Türkische Bünd:
Hüt dich, schöns Blümelein!

Viel hunderttausend ungezählt, da unter die Sichel hinfällt:

10
rot Rosen, weiß Lilien, beid wird er austilgen;

ihr Kaiserkronen, man wird euch nicht schonen:
Hüt dich, schöns Blümelein!

So viel Maß-Lieb und Roßmarin schwelgt unter der Sichel dahin;
und Vergißmein nit, auch du mußt noch mit;

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sinkt alles zur Erden, was wird nur draus werden?

Hüt dich, schöns Blümelein!

Der auserlesene Majeran, das zornige Rühr mich nit an,
auch du Tausendschön, man läßt dich nicht stehn,
es hilft da kein Bitten, heut werd ihr abschnitten.

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Hüt dich, schöns Blümelein!


Es macht so gar kein Unterschied, geht alles in einem Schnitt:
der stolz Rittersporn und Blumen von Korn,
da liegens beisammen, man weiß kaum den Namen.
Hüt dich, schöns Blümelein!

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Und wenn sie nun sind schnitten ab, so heißen sie alle Schabab,

ach wie sie da liegen, als wärens in Zügen
bald werden sie bleichen, all's Schöne muß weichen.
Hüt dich schöns Blümelein!

Trutz Tod, komm her, ich fürcht dich nit, komm her und tu ein Schnitt!

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Wenn er mich verletzet, so werd ich versetzet,

ich will es erwarten, in himmlischen Garten.
Hüt dich, schöns Blümelein!

Originaldruck von 1638 nun auch auf WS verfügbar

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Und zwar hier: Ein schöns Mayenlied. Obwohl ich sehr wohl sehen kann, dass mir hier mit dem Lied selbst schon einige zuvorgekommen sind, war es doch sinnvoll, das nochmal in der (teils wohl mundartlichen) Originalschreibweise in WS zu wissen, selbstverständlich mit allen 16 Strophen. Also wirklich "Hiet dich ..." im regionalen Dialekt wie es ganz ursprünglich war. Vor allem wollte ich das nicht einfach so als nackten Text hier sehen, sondern, dass man ihn auch versteht. Denn die Pflanzennamen sind z. T. sehr alt und teilweise sogar völlig irreführend (z. B. ist regional mit der Pappel nicht der hohe Baum gemeint - würde hier auch nicht passen -, sondern die w:Kleinblütige Malve, was man auch in alten Botanikbüchern bestätigt findet). Hätte allerdings nicht erwartet, da so in die Tiefe recherchieren zu müssen. Hat mir aber Spaß gemacht - und, ehrlich gesagt, wirklich ansprechend schöne Blüten hab ich auch dabei "kennenlernen" dürfen, auf die ich sonst wohl nie gestoßen wäre. -andy 2.242.160.138 17:53, 7. Dez. 2014 (CET)Beantworten