Zum Inhalt springen

Doctor Brants Narrenschiff/Vom Lohn der Weisheit

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
« Vom Aufgeben guter Werke Sebastian Brant
Doctor Brants Narrenschiff
Das Schlauraffenschiff »
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Für eine seitenweise Ansicht und den Vergleich mit den zugrundegelegten Scans, klicke bitte auf die entsprechende Seitenzahl (in eckigen Klammern).


[148r]

Zuor rechten handt fyndt man die kron
Zuor lyncken handt / die kappen ston
Den selben weg / all narren gon
Vnd fynden entlich boeßen lon



Von lon der wyßheyt.


Noch grosser kunst steltt mancher thor
Wie er bald werd meyster / doctor /
Vnd man jnn halt / der welt eyn liecht
Der kan doch das betrachten nicht

[149v]

5
Wie er die rechte kunst erler

Mit der er zuo dem hymel ker
Vnd das all wißheyt diser welt
Ist gegen gott eyn dorheyt gelt
Vil meynen syn vff rechtem weg

10
Die doch verjrren an dem staeg

Der zuo dem woren leben fuert
Woll dem / der vff dem weg nit jrrt
Wann er jnn schon ergriffen hat
Dann offt der neben weg ab gat

15
Das eyner bald kumbt ab der stroß

Es sy dann / das jnn gott nit loß
Hercles jnn syner jugent gdacht
Wes wegs er doch wolt haben acht
Ob er der wollust noch wolt gan

20
Oder alleyn noch tugend stan /

In dem gedaenck / kumen zuo jm
Zwo frowen / die er bald on stym
Erkant / an jrem leben wol /
Die eyn / was aller wollust vol

25
Vnd hübsch gezyert / mit reden sueß

Groß lust vnd freüd sie jm verhieß
Der end doch wer der dot mit we
Dar noch keyn freüd / noch wollust me
Die ander sach bleych / sur / vnd hert

30
Vnd hatt on freüd eyn ernstlich gfert

Die sprach / keyn wollust ich verheiß
Keyn ruow / dann arbeit jn dym schweiß
Von tugent zuo der tugent gon
Dar vmb würt dir dann ewig lon

[150r]

35
Der selben ging do Hercles noch

Wollust / ruow / freüd er all zyt floch /
Wolt gott / als wir begeren all
Leben noch vnserm wol gefall
Das wir begeren ouch des glich

40
Zuo han / eyn leben dugentrich /

Worlich / wir fluehen manchen staeg
Der vnß fuert vff den narren weg /
Die wile aber / wir all nit wend
Gedencken wo eyn yeder lend

45
Vnd leben blyntzend jn der nacht

Hant wir keyns rechten wegeß acht
Das wir gar offt selbs wissen nitt
Wo vns hyen fueren vnser dritt
Dar vß entspring / das vnß all tag

50
Berüwen all vnser anschlag

So wirs erfolgen nit on we
Begeren wir nit mynders me /
Das kumbt alleyn dar vß / das wir
All hant eyn angeborne bgir

55
Wie vnß das recht guot hie vff erd

Bekum on vael / vnd entlich werd
Die wile aber das nit mag syn
Vnd wir jrren jn vinsterm schyn
So hatt got geben vnß das liecht

60
Der wißheyt / dar von man gesicht

Die macht der vinsterniß eyn end
Wann wir sie nemen recht für hend
Vnd zeigt vnß bald den vnderscheit
Der doren weg / von der wißheyt /

[150v]

65
Der selben wißheyt steltten noch

Pythagoras / Plato der hoch
Socrates vnd all die durch jr ler
Hant ewig ruom erholt / vnd ere
Vnd künden doch ergründen nie

70
Die rechte wißheyt funden hie

Dar vmb von jn spricht gott der her
Ich will verwerffen kunst vnd ler
Vnd wißheyt der / die wiß syndt
Leren die selb / die kleynen kyndt /

75
Das sint all die so wißheyt handt

Eruolget dort jm vatter landt /
Die solche wißheyt hant gelert
Werden jn ewikeyt geert
Vnd schynent wie das firmament

80
Welch hant gerechtikeyt erkennt

Vnd dar jnn vnderwisen sich
Vnd ander me / die lüchten glich
Als Lucifer von orient
Vnd Hesperus gen occident /

85
Bion der meister spricht / das glich

Wie zuo den megten gselten sich
Die vmb Penolope lang zyt
Buolten / vnd moecht jn werden nit /
Als duont die hie nit künnen gantz

90
Bgriffen / der rechten wißheyt glantz

Die nahend durch vil tugent zier /
(Die jr megtd sint) doch vast zuo jr /
All freüd der welt nymbt trurig end
Eyn yeder luog wo er hyn lend