Drei-Strophen
Vor dem das Beste selbst zerfällt,
Und wahre Dir den Rest von Glauben
An Gutes noch in dieser Welt.
Das lächelnd auf den Säugling blickt,
Und fühl’s, es ist nicht alles Lüge,
Was uns das Leben bringt und schickt.
Und Herze, willst du ganz genesen,
Was wir in Welt und Menschen lesen
Ist nur der eigne Wiederschein.
Ihr Sinn ist offen Gott zu schaun;“ –
Hinaus mich in die Frühlingsaun.
Wie schwach sind unsre besten Gaben:
Die Liebe strauchelt und die Treu,
Das Beste was wir Menschen haben,
Ich rief zu Gott: „woll Du mich leiten,
Die Gnade kennt ja kein Zuspät!“
Da sah ich Ihn vorüberschreiten,
Wie Lenz, in stiller Majestät.
Kein Haar, von welchem Gott nicht weiß“ –
Und was der Tag uns Größres raubte,
Das fiele nicht auf Sein Geheiß?!
Trag es, wenn seinen Schnee der Winter
Ein ganzer Frühling lacht dahinter:
Gott züchtigt immer, wen er liebt.
Laß in dem Leid, das Er beschieden,
Den Keim uns künftgen Glückes schaun,
In unsrem Herzen Hütten baun.
Weckt aller Himmel Widerspruch,
Und jede neue bittre Thräne
Der Götter Ohr ist Keinem offen,
Der sich zergrämt in banger Nacht, –
Komm Herz, wir wollen gar nichts hoffen,
Und sehn ob so das Glück uns lacht.
Die Lippe weiß kaum was sie spricht,
Und, nach wie vor, die Thränen rollen
Mir über Wang und Angesicht.
Nun kann ich wieder mal nicht fassen,
Daß ich die Nacht hindurch geweint.
Dahin ist alles was mich drückte,
Das Aug’ ist klar, der Sinn ist frei,
Tanzt wieder, lachend, mir vorbei.
Es grüßt, es nickt; – ich steh betroffen,
Geblendet schier von all dem Licht:
Das alte, liebe, böse Hoffen –
Von Hofart Deine Seele,
Wir wandeln alle vor dem Herrn
Des Wegs in Schuld und Fehle.
Dir in die Seele schärfen:
„Es möge, wer sich schuldlos weiß,
Den Stein auf Andre werfen.“
Die Tugend, die voll Stolz sich giebt,
Wer alles Rechte wahrhaft liebt,
Weiß Unrecht zu vergeben.
Dir keine Ehre geben,
Muß in dir selber leben.
Wenn’s Deinem Innersten gebricht
An ächten Stolzes Stütze,
Ob dann die Welt Dir Beifall spricht
Das flüchtge Lob, des Tages Ruhm
Magst Du dem Eitlen gönnen;
Das aber sei dein Heiligthum:
„D ich selber achten können.“
Und fürchte nicht der Feinde Spott,
Bekämpfe muthig die Verneinung
So Du den Glauben hast an Gott.
Wie Luther einst, in festem Sinnen,
„Ich geh nach Worms, und ob da drinnen
Jedweder Stein ein Teufel wär’!“
Und peitscht Dich dann der Witz mit Ruthen,
Und hasst man Dich, – o laß, o laß!
Gilt aller Bösen Hohn und Haß.
In Liebe nicht noch im Gesang,
Wenn mal ein allzu kühnes Wagen,
Wes Fuß wär’ niemals fehlgesprungen?
Wer lief nicht irr’ auf seinem Lauf?
Blick hin auf das, was Dir gelungen,
Und richte so dich wieder auf.
Es lacht aufs Neu der Sonne Glanz,
Und ob verwehn die welken Blätter,
Die frischen schlingen sich zum Kranz.
Was hat Dich nun verscheucht, vertrieben
Du stille Herzensheiterkeit?
Leicht trugst Du, wie mit Wunderhänden,
Mich über Gram und Sorge fort,
Rief Quellen mir Dein Zauberwort.
Wo bist Du Fee? aus Deinen Hallen
Zieh wieder in mein Herz hinein,
Und laß Dein Lächeln wieder fallen
Du forderst nur des Glücks zu viel;
Gieb Deinem Wunsche Maaß und Grenze,
Und Dir entgegen kommt das Ziel.
Was in Dir noch des Glaubens ist:
Du hättest doppelt einzufodern
Des Lebens Glück, weil Du es bist.
Das Glück, kein Reiter wird’s erjagen,
Lern’ überwinden, lern’ entsagen,
Und ungeahnt erblüht es Dir.
Es glüht in ihm so heiß wie je,
Ist Schein nur, ist gemalter Schnee.
Doch, was in alter Lieb’ ich fühle,
Verschließ ich jetzt in tiefstem Sinn,
Und trag’s nicht fürder in’s Gewühle
Ich bin wie Wein der ausgegohren:
Er schäumt nicht länger hin und her,
Doch was nach Außen er verloren,
Hat er an innrem Feuer mehr.
So laß nicht darben Dein Gemüth,
Des Lebens höchste Offenbarung
Doch immer aus dem Herzen blüht.
Ein Gruß aus frischer Knabenkehle,
Kann leuchtender in Deine Seele
Wie Weisheit aller Weisen fall’n.
Erst unter Kuß und Spiel und Scherzen
Erkennst Du ganz was Leben heißt;
Und lerne fühlen mit dem Geist.
Bei Deines Grames Träumerein,
Die Thränen lassen nichts gelingen,
Wohl Keime wecken mag der Regen,
Der in die Scholle niederbricht,
Doch golden Korn und Erndtesegen
Reift nur heran bei Sonnenlicht.