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Drei Essays

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Oscar Wilde
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Titel: Drei Essays
Untertitel: Verschollene Meister der Literatur
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Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Karl Schnabel
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer: Hedwig Lachmann und Gustav Landauer
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Quelle: Internet Archive = Google-USA* = Commons
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[2]
VERSCHOLLENE MEISTER DER LITERATUR


II. OSCAR WILDE. DREI ESSAYS




BERLIN 1904 KARL SCHNABEL
AXEL JUNCKERS BUCHHANDLUNG
[3]
OSCAR WILDE:




UEBERSETZT VON
HEDWIG LACHMANN UND GUSTAV LANDAUER
[4]
Alle Rechte vorbehalten.
[5]
VORBEMERKUNG.

Der erste der drei Essays dieses Buches erschien unter dem Titel „The soul of man under socialism“ im Februar 1891 im „Fortnighthly Review“. – Man wird nun, wo dieser verschollene Essay wieder ans Licht kommt, verstehen, warum die englische Gesellschaft diesen genialen Mann, der einst ihr verhätschelter Liebling war, solange seine schönheitshungrige Seele mit ihnen zu spielen schien, später so tötlich hasste und so infam ins Elend stiess. Die Rache der Sklaven ist schrecklich; die Rancune der Herren aber ist unsäglich. Eine Einsicht, die einem oft verwandten Geiste, Friedrich Nietzsche, vielleicht nicht gefehlt hätte, wenn er nicht bloss Deutscher, sondern sogar Engländer gewesen wäre.

[6] Zweitens folgt ein offener Brief, den Wilde im Jahre 1897, bald nach seiner Entlassung aus dem Zuchthause zu Reading, an den Herausgeber des „Daily Chronicle“ richtete. Sein Inhalt berührt sich mit bestimmten Stellen des vorhergehenden Essays, so dass er hier an seinem Platze schien. Die Uebersetzung erschien zuerst 1897.

Der dritte Essay entstammt einem 1882 in Philadelphia erschienenen Gedichtebuch: Rose-leaf and Apple-leaf von Rennell Rodd. O. W. schrieb, unter dem Titel L’Envoi (Zueignung) dazu eine Einführung. Da sie hier selbständig erscheint und die Kunstauffassung Wildes zum erstenmal und in entscheidender Form ausspricht, schien der von uns gewählte Titel – der also nicht von Wilde stammt – angemessen.

G. L.
[147]
SONETT AN DIE FREIHEIT
(OSCAR WILDE, POEMS, LONDON 1881.)
[149]

Nicht darum, weil ich hold bin deinen Söhnen,
In deren Sinn nichts lebt als festgeballt
Der eignen dumpfen Leiden Missgestalt, –
Doch weil aus deinem wilden Machtverhöhnen,
Aus deines Schreckensreichs Gewitterdröhnen
Mir meiner eignen Leidenschaft Gewalt
Und meinem Grimm ein Echo widerhallt, –
Darum, du Freiheit! jauchzt bei deinen Tönen
Mein Innerstes, sonst könnte Tyrannei
Das heilge Recht der Völker immerhin
Mit Knuten treffen und mit Kanonaden,
Und meine Seele bliebe kalt dabei –
Und doch, und doch! Gott weiss, wie eins ich bin
Mit jenen Heilanden der Barrikaden.