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Drei Tage Kasten

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: R.
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Titel: Drei Tage Kasten!
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 48, S. 805, 820
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[805]

Drei Tage Kasten!
Nach dem Gemälde von K. Müller.

[820] Drei Tage Kasten! (Zu dem Bilde S. 805.) Nicht etwa Noahs Arche ist, wie in dem bekannten Volksliede, mit dem „Kasten“ gemeint, sondern vielmehr das von den Soldaten also benannte Militär-Arrestlokal. Es macht kein Vergnügen, darin drei Tage zu „brummen“, und der arme Sünder auf unserem Bilde sieht wahrlich nicht aus, als ob er in der Stimmung wäre, „Ha, welche Lust, Soldat zu sein!“ zu singen. Man gelangt aber mitunter dazu, ehe man sich’s versieht. Verspätete Heimkehr in die Kaserne, ein Versehen beim Wachtdienst oder bei einer Besichtigung kann schon für den Betreffenden den gefürchteten Spruch aus dem Munde des gestrengcn Compagniechefs: „Feldwebel, drei Tage!“ zur Folge haben. Der wackere Vaterlandsverteidiger auf unserem Bilde ist aber auf ganz besondere Art „hinter die schwedischen Gardinen“ gekommen. Bei einer größeren Felddienstübung sollte auch die Sanitätskolonne mitwirken, und es waren vorher bei jeder Compagnie Leute bestimmt worden, welche die Toten und Verwundeten zu „markieren“ hatten. Unser Arrestant sollte einen Toten darstellen und übernahm diese Dienstpflicht sobald wie möglich, während seine Kameraden im heißen Sonnenbrand tapfer weitermarschieren mußten. Es lag sich ja so wohlig am schattigen Rande eines Gehölzes, und der „Tote“ konnte der Versuchung nicht widerstehen, seine Pfeife hervorzuholen, um bis zum Herankommen der „Medizinmänner“, auf dem Rücken liegend, behaglich zu schmauchen. Plötzlich ruft eine strenge Stimme ganz in der Nähe: „Was macht der Kerl da?“ Die Pfeife entfällt seinem Munde, blitzschnell fährt er in die Höhe und steht vor – dem Obersten, der mit dem Bataillonskommandeur ganz unbemerkt herangekommen ist und ihn durchdringend mustert. „Melde mich als Toter von der ersten Compagnie, Herr Oberst!“ stammelt er. Der Gefürchtete kann ein Lächeln nicht unterdrücken, aber „drei Tage“ sind für den so rasch wieder zum Leben gebrachten „Toten der ersten Compagnie“ doch abgefallen. Nun hat er Muße, über die Veränderlichkeit des Kriegsglücks nachzudenken, und das „Brummen“ kommt ihm um so bitterer vor, als er es zum erstenmal kennenlernt. Wäre das Lokal nur nicht so furchtbar ungemütlich! Die Militärverwaltung ist ja grundsätzlich jedem Luxus abhold, aber hier ist die spartanische Strenge gar zu weit getrieben. Das einzige Möbel in dem engen Raume, dessen geschwärzte Wände mit allerlei Kritzeleien früherer Schicksalsgenossen bedeckt sind, ist die harte Holzpritsche, auf welcher der Häftling sitzt. Dann ist noch ein Wasserkrug da, den man bei dem spärlichen Lichte kaum sieht, das durch das hoch oben angebrachte vergitterte Fenster hereinfällt. Verpflegung: Wasser und Brot, und daß man „keine Ruh’ bei Tag und Nacht“ hat, dafür sorgen gewisse ungebetene, sprunggewandte Gäste, die sich alsbald einstellen. Nein, fürwahr: im Arrest ist’s keine „Lust, Soldat zu sein!“ R.